Welt zerfielen dadurch in drei Hauptteile, das mittlere Nordamerika, vom rein borealen Kanada weniger scharf durch Gebirgsgrenzen abgehoben, entwickelte sich zwar sehr ähnlich wie die Alte Welt, doch vermochten sich auf den engeren Räumen die selbständigen Sippen der Wüsten- steppen nicht so vielfältig, die Sippen des Ostens und des schmalen Westens (zu dem das nördliche Mexiko mit- gehört) sich nicht so völlig getrennt voneinander zu ent- wickeln wie in der Alten Welt, und es blieb daher hier ein gemeinsamer, arktotertiär-amerikanischer Charakter gewahrt.
So erklärt es sich, dass verwandte Gattungen gleicher Ordnungen, dann in grösserer Verwandtschaft Gattungs- genossen, endlich gleiche Arten ihre Areale in der bo- realen Florengruppe als Symbole dieser Florenentwicke- lung aufeinander folgen lassen, von denen nur die jetzt süd- lichsten Areale Beziehungen zu tropischen Sippen zeigen. Die Palmen z. B. haben ihre Vertreter in den Coryphinen mit Chamaerops im Mediterrangebiet, Trachycarpus im Himalaya und Ostasien, Rhapis in China-Japan, Rhapido- phyllum in Georgia; Myrtus communis, Laurus nobilis, Ficus carica sind als einzelne Arten Vertreter tropischer Ordnungen im Mediterran- und orientalischen Florenreich. So charakteristisch sie dort sind, die Hauptmasse der Flora bilden sie längst nicht, und an ihren Nordgrenzen heben die Gebiete an, in denen der arktotertiäre und boreale, der jung-arktische Typus zur alleinigen Entwickelung gekommen ist. Von dem ersteren Element sind manche Gattungen, wie die Ahornbäume, in mittleren Breiten am ausgedehntesten entwickelt, gehen nicht bis an die Süd- grenzen der borealen Gruppen, sind aber auch aus dem kühleren Norden verdrängt. Andere Gattungen, z. B. Ranunculus, Silene, haben sich im höchsten Norden wie in den Staudenformationen der warmen Gebiete ansässig gemacht; wieder andere, die Fichten z. B., Lärchen und Birken, zeichnen den auf die kalte arktische Zone folgen- den Landgürtel in allen drei Kontinenten aus, und gewisse arktische Areale gehen nur wenig über den Polarkreis südwärts hinaus. Je höher nach Norden, desto mehr
Zunahme der Sippenverwandtschaft nach Norden.
Welt zerfielen dadurch in drei Hauptteile, das mittlere Nordamerika, vom rein borealen Kanada weniger scharf durch Gebirgsgrenzen abgehoben, entwickelte sich zwar sehr ähnlich wie die Alte Welt, doch vermochten sich auf den engeren Räumen die selbständigen Sippen der Wüsten- steppen nicht so vielfältig, die Sippen des Ostens und des schmalen Westens (zu dem das nördliche Mexiko mit- gehört) sich nicht so völlig getrennt voneinander zu ent- wickeln wie in der Alten Welt, und es blieb daher hier ein gemeinsamer, arktotertiär-amerikanischer Charakter gewahrt.
So erklärt es sich, dass verwandte Gattungen gleicher Ordnungen, dann in grösserer Verwandtschaft Gattungs- genossen, endlich gleiche Arten ihre Areale in der bo- realen Florengruppe als Symbole dieser Florenentwicke- lung aufeinander folgen lassen, von denen nur die jetzt süd- lichsten Areale Beziehungen zu tropischen Sippen zeigen. Die Palmen z. B. haben ihre Vertreter in den Coryphinen mit Chamaerops im Mediterrangebiet, Trachycarpus im Himalaya und Ostasien, Rhapis in China-Japan, Rhapido- phyllum in Georgia; Myrtus communis, Laurus nobilis, Ficus carica sind als einzelne Arten Vertreter tropischer Ordnungen im Mediterran- und orientalischen Florenreich. So charakteristisch sie dort sind, die Hauptmasse der Flora bilden sie längst nicht, und an ihren Nordgrenzen heben die Gebiete an, in denen der arktotertiäre und boreale, der jung-arktische Typus zur alleinigen Entwickelung gekommen ist. Von dem ersteren Element sind manche Gattungen, wie die Ahornbäume, in mittleren Breiten am ausgedehntesten entwickelt, gehen nicht bis an die Süd- grenzen der borealen Gruppen, sind aber auch aus dem kühleren Norden verdrängt. Andere Gattungen, z. B. Ranunculus, Silene, haben sich im höchsten Norden wie in den Staudenformationen der warmen Gebiete ansässig gemacht; wieder andere, die Fichten z. B., Lärchen und Birken, zeichnen den auf die kalte arktische Zone folgen- den Landgürtel in allen drei Kontinenten aus, und gewisse arktische Areale gehen nur wenig über den Polarkreis südwärts hinaus. Je höher nach Norden, desto mehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0374"n="344"/><fwplace="top"type="header">Zunahme der Sippenverwandtschaft nach Norden.</fw><lb/>
Welt zerfielen dadurch in drei Hauptteile, das mittlere<lb/>
Nordamerika, vom rein borealen Kanada weniger scharf<lb/>
durch Gebirgsgrenzen abgehoben, entwickelte sich zwar<lb/>
sehr ähnlich wie die Alte Welt, doch vermochten sich auf<lb/>
den engeren Räumen die selbständigen Sippen der Wüsten-<lb/>
steppen nicht so vielfältig, die Sippen des Ostens und<lb/>
des schmalen Westens (zu dem das nördliche Mexiko mit-<lb/>
gehört) sich nicht so völlig getrennt voneinander zu ent-<lb/>
wickeln wie in der Alten Welt, und es blieb daher hier<lb/>
ein gemeinsamer, arktotertiär-amerikanischer Charakter<lb/>
gewahrt.</p><lb/><p>So erklärt es sich, dass verwandte Gattungen gleicher<lb/>
Ordnungen, dann in grösserer Verwandtschaft Gattungs-<lb/>
genossen, endlich gleiche Arten ihre Areale in der bo-<lb/>
realen Florengruppe als Symbole dieser Florenentwicke-<lb/>
lung aufeinander folgen lassen, von denen nur die jetzt süd-<lb/>
lichsten Areale Beziehungen zu tropischen Sippen zeigen.<lb/>
Die Palmen z. B. haben ihre Vertreter in den Coryphinen<lb/>
mit <hirendition="#i">Chamaerops</hi> im Mediterrangebiet, <hirendition="#i">Trachycarpus</hi> im<lb/>
Himalaya und Ostasien, <hirendition="#i">Rhapis</hi> in China-Japan, <hirendition="#i">Rhapido-<lb/>
phyllum</hi> in Georgia; <hirendition="#i">Myrtus communis, Laurus nobilis,<lb/>
Ficus carica</hi> sind als einzelne Arten Vertreter tropischer<lb/>
Ordnungen im Mediterran- und orientalischen Florenreich.<lb/>
So charakteristisch sie dort sind, die Hauptmasse der Flora<lb/>
bilden sie längst nicht, und an ihren Nordgrenzen heben<lb/>
die Gebiete an, in denen der arktotertiäre und boreale,<lb/>
der jung-arktische Typus zur alleinigen Entwickelung<lb/>
gekommen ist. Von dem ersteren Element sind manche<lb/>
Gattungen, wie die Ahornbäume, in mittleren Breiten am<lb/>
ausgedehntesten entwickelt, gehen nicht bis an die Süd-<lb/>
grenzen der borealen Gruppen, sind aber auch aus dem<lb/>
kühleren Norden verdrängt. Andere Gattungen, z. B.<lb/><hirendition="#i">Ranunculus, Silene,</hi> haben sich im höchsten Norden wie<lb/>
in den Staudenformationen der warmen Gebiete ansässig<lb/>
gemacht; wieder andere, die Fichten z. B., Lärchen und<lb/>
Birken, zeichnen den auf die kalte arktische Zone folgen-<lb/>
den Landgürtel in allen drei Kontinenten aus, und gewisse<lb/>
arktische Areale gehen nur wenig über den Polarkreis<lb/>
südwärts hinaus. Je höher nach Norden, desto mehr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[344/0374]
Zunahme der Sippenverwandtschaft nach Norden.
Welt zerfielen dadurch in drei Hauptteile, das mittlere
Nordamerika, vom rein borealen Kanada weniger scharf
durch Gebirgsgrenzen abgehoben, entwickelte sich zwar
sehr ähnlich wie die Alte Welt, doch vermochten sich auf
den engeren Räumen die selbständigen Sippen der Wüsten-
steppen nicht so vielfältig, die Sippen des Ostens und
des schmalen Westens (zu dem das nördliche Mexiko mit-
gehört) sich nicht so völlig getrennt voneinander zu ent-
wickeln wie in der Alten Welt, und es blieb daher hier
ein gemeinsamer, arktotertiär-amerikanischer Charakter
gewahrt.
So erklärt es sich, dass verwandte Gattungen gleicher
Ordnungen, dann in grösserer Verwandtschaft Gattungs-
genossen, endlich gleiche Arten ihre Areale in der bo-
realen Florengruppe als Symbole dieser Florenentwicke-
lung aufeinander folgen lassen, von denen nur die jetzt süd-
lichsten Areale Beziehungen zu tropischen Sippen zeigen.
Die Palmen z. B. haben ihre Vertreter in den Coryphinen
mit Chamaerops im Mediterrangebiet, Trachycarpus im
Himalaya und Ostasien, Rhapis in China-Japan, Rhapido-
phyllum in Georgia; Myrtus communis, Laurus nobilis,
Ficus carica sind als einzelne Arten Vertreter tropischer
Ordnungen im Mediterran- und orientalischen Florenreich.
So charakteristisch sie dort sind, die Hauptmasse der Flora
bilden sie längst nicht, und an ihren Nordgrenzen heben
die Gebiete an, in denen der arktotertiäre und boreale,
der jung-arktische Typus zur alleinigen Entwickelung
gekommen ist. Von dem ersteren Element sind manche
Gattungen, wie die Ahornbäume, in mittleren Breiten am
ausgedehntesten entwickelt, gehen nicht bis an die Süd-
grenzen der borealen Gruppen, sind aber auch aus dem
kühleren Norden verdrängt. Andere Gattungen, z. B.
Ranunculus, Silene, haben sich im höchsten Norden wie
in den Staudenformationen der warmen Gebiete ansässig
gemacht; wieder andere, die Fichten z. B., Lärchen und
Birken, zeichnen den auf die kalte arktische Zone folgen-
den Landgürtel in allen drei Kontinenten aus, und gewisse
arktische Areale gehen nur wenig über den Polarkreis
südwärts hinaus. Je höher nach Norden, desto mehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/374>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.