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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Anschluss der Formationen zu höheren Einheiten.
bestandbildenden Arten nach dem Florengebietscharakter
vervollständigt werden; hinsichtlich der mit den Regionen
abgegrenzten Länderteile selbst wird es meistens genügen,
auf die Florenkarten des Physikalischen Atlas zu ver-
weisen, wenn auch nicht selten Verbesserungen in diesen
anzubringen wären.

Vegetationsregionen und -Formationen. Die
pflanzengeographischen Eigenschaften der weiten Land-
bezirke und Inselreiche der Erde, denen alsdann die
ozeanischen Küsten mit ihren Tangformationen folgen,
an die kleineren Grundeinheiten der Regionen schildernd
und erklärend anzuschliessen, ist auch von dem Gesichts-
punkte aus zweckmäßig, weil in ihnen die für die ver-
gleichende Erdkunde als wichtigstes Moment anerkannten
Vegetationsformationen sich auf einen natürlichen Unter-
grund stellen. Im Vordergrunde müssen die Formationen
bei jeder geographischen Behandlungsweise stehen; ihre
Gliederung aber, so wie sie im fünften Abschnitt voll-
zogen ist, schliesst das Unnatürliche der Trennung örtlich
vereinigter Bestände in sich. Es ist klar, dass z. B. die
mitteldeutschen Bergwälder, Bergwiesen, Matten und
Triften notwendig als etwas zur gegenseitigen Ergänzung
Bestimmtes zusammengehören, ebenso wie die tropischen
Regenwälder, Savanen, immergrünen Gebüsche etc. Die
Vegetationsregionen nun fassen das natürlich Zusammen-
gefügte auch wieder zusammen und stellen sich vielmehr
die Aufgabe, in den örtlichen Boden-, Bewässerungs-
und orographischen Verhältnissen den Schlüssel zu der
bestimmt auftretenden Formationsverteilung zu suchen.
Und sei es nochmals wiederholt: indem sie den allge-
meinen Charakter der grossen Vegationszonen im einzelnen
vertiefen, haben sie es mit den systematischen Typen des
an jener Stelle herrschenden Florenreiches zu thun; sie
spüren den Wanderungen der Pflanzen im Bereich pas-
sender Formationen nach, sie stellen die Arten nach ihrer
geographischen Zugehörigkeit zu "Florenelementen" oder
zu "geographischen Genossenschaften" zusammen.

Wie also die Hauptbestände, die in Abschnitt 5
allgemein geschilderten Vegetationsformationen, die grossen

Anschluss der Formationen zu höheren Einheiten.
bestandbildenden Arten nach dem Florengebietscharakter
vervollständigt werden; hinsichtlich der mit den Regionen
abgegrenzten Länderteile selbst wird es meistens genügen,
auf die Florenkarten des Physikalischen Atlas zu ver-
weisen, wenn auch nicht selten Verbesserungen in diesen
anzubringen wären.

Vegetationsregionen und -Formationen. Die
pflanzengeographischen Eigenschaften der weiten Land-
bezirke und Inselreiche der Erde, denen alsdann die
ozeanischen Küsten mit ihren Tangformationen folgen,
an die kleineren Grundeinheiten der Regionen schildernd
und erklärend anzuschliessen, ist auch von dem Gesichts-
punkte aus zweckmäßig, weil in ihnen die für die ver-
gleichende Erdkunde als wichtigstes Moment anerkannten
Vegetationsformationen sich auf einen natürlichen Unter-
grund stellen. Im Vordergrunde müssen die Formationen
bei jeder geographischen Behandlungsweise stehen; ihre
Gliederung aber, so wie sie im fünften Abschnitt voll-
zogen ist, schliesst das Unnatürliche der Trennung örtlich
vereinigter Bestände in sich. Es ist klar, dass z. B. die
mitteldeutschen Bergwälder, Bergwiesen, Matten und
Triften notwendig als etwas zur gegenseitigen Ergänzung
Bestimmtes zusammengehören, ebenso wie die tropischen
Regenwälder, Savanen, immergrünen Gebüsche etc. Die
Vegetationsregionen nun fassen das natürlich Zusammen-
gefügte auch wieder zusammen und stellen sich vielmehr
die Aufgabe, in den örtlichen Boden-, Bewässerungs-
und orographischen Verhältnissen den Schlüssel zu der
bestimmt auftretenden Formationsverteilung zu suchen.
Und sei es nochmals wiederholt: indem sie den allge-
meinen Charakter der grossen Vegationszonen im einzelnen
vertiefen, haben sie es mit den systematischen Typen des
an jener Stelle herrschenden Florenreiches zu thun; sie
spüren den Wanderungen der Pflanzen im Bereich pas-
sender Formationen nach, sie stellen die Arten nach ihrer
geographischen Zugehörigkeit zu „Florenelementen“ oder
zu „geographischen Genossenschaften“ zusammen.

Wie also die Hauptbestände, die in Abschnitt 5
allgemein geschilderten Vegetationsformationen, die grossen

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[333/0363] Anschluss der Formationen zu höheren Einheiten. bestandbildenden Arten nach dem Florengebietscharakter vervollständigt werden; hinsichtlich der mit den Regionen abgegrenzten Länderteile selbst wird es meistens genügen, auf die Florenkarten des Physikalischen Atlas zu ver- weisen, wenn auch nicht selten Verbesserungen in diesen anzubringen wären. Vegetationsregionen und -Formationen. Die pflanzengeographischen Eigenschaften der weiten Land- bezirke und Inselreiche der Erde, denen alsdann die ozeanischen Küsten mit ihren Tangformationen folgen, an die kleineren Grundeinheiten der Regionen schildernd und erklärend anzuschliessen, ist auch von dem Gesichts- punkte aus zweckmäßig, weil in ihnen die für die ver- gleichende Erdkunde als wichtigstes Moment anerkannten Vegetationsformationen sich auf einen natürlichen Unter- grund stellen. Im Vordergrunde müssen die Formationen bei jeder geographischen Behandlungsweise stehen; ihre Gliederung aber, so wie sie im fünften Abschnitt voll- zogen ist, schliesst das Unnatürliche der Trennung örtlich vereinigter Bestände in sich. Es ist klar, dass z. B. die mitteldeutschen Bergwälder, Bergwiesen, Matten und Triften notwendig als etwas zur gegenseitigen Ergänzung Bestimmtes zusammengehören, ebenso wie die tropischen Regenwälder, Savanen, immergrünen Gebüsche etc. Die Vegetationsregionen nun fassen das natürlich Zusammen- gefügte auch wieder zusammen und stellen sich vielmehr die Aufgabe, in den örtlichen Boden-, Bewässerungs- und orographischen Verhältnissen den Schlüssel zu der bestimmt auftretenden Formationsverteilung zu suchen. Und sei es nochmals wiederholt: indem sie den allge- meinen Charakter der grossen Vegationszonen im einzelnen vertiefen, haben sie es mit den systematischen Typen des an jener Stelle herrschenden Florenreiches zu thun; sie spüren den Wanderungen der Pflanzen im Bereich pas- sender Formationen nach, sie stellen die Arten nach ihrer geographischen Zugehörigkeit zu „Florenelementen“ oder zu „geographischen Genossenschaften“ zusammen. Wie also die Hauptbestände, die in Abschnitt 5 allgemein geschilderten Vegetationsformationen, die grossen

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/363>, abgerufen am 24.11.2024.