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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Phänologische Erscheinungen in den Steppen.
gehören zu der südrussisch-orientalischen Gruppe. Diese gehen
nicht als Felspflanzen in die Hügel- und Bergländer hinein und
meiden daher vollständig das Areal der Saxifragen.

Von anderen Ordnungen spielen noch die Zygophyllaceen als
Holzgewächse in den Steppen eine wichtige Rolle, und in den
borealen Subtropen die Tamariscineen (Tamarisken). Es ist kaum
nötig, darauf hinzuweisen, dass die Gräser ein starkes Kontingent
echter Steppenbewohner, welche Salz und Sand vertragen, stellen
neben anderen nicht succulenten Monokotylen, wie Yucca in Nord-
amerika und die interessante, einer oberirdischen Riesenknolle mit
dicken Korkwürfeln als Schutz gegen Dürre vergleichbare Testudi-
naria elephantipes
Südafrikas, aus der zu Beginn der Regenzeit
lange saftige Klettertriebe schnell emporschiessen.

Die biologischen Verhältnisse der echten Steppen-
pflanzen erregen unser Interesse in aussergewöhnlichem
Maße durch die Mittel, welche sie anwenden, um der
Dürre zu widerstehen, sagen wir kurz: um die wasser-
reichere Jahreszeit auszunutzen und sich innerhalb der-
selben das nötige Vegetationswasser zu verschaffen. Erst
in einem Gebiete, dem der ägyptischen Sahara, sind die
sonst nur allgemein durch Hinweis auf Succulenz, Ver-
holzung, Geschwindigkeit der Samenreife etc. beantwor-
teten Fragen darüber speziell in grosser Gründlichkeit
behandelt, nämlich in den auf eigene Ortskenntnis ge-
stützten biologisch-anatomischen Untersuchungen von Vol-
kens (G. J., Bd. XIII, S. 338; vergl. auch oben S. 30).
Hier fällt die Regenzeit auf Februar und März; die er-
heblichen Thaufälle im Herbst und Winter ändern an
dem Gesamtbilde nur wenig. Aber mit den ersten fallen-
den Regentropfen bedecken sich zahlreiche Sträucher mit
neuem Laub, schiessen aus knorrigen, wie abgestorben
aussehenden Strünken frische Triebe, entspriessen die
Keimlinge der einjährigen Pflanzen den dürrsten Ab-
hängen und Hochflächen, und bald verkündet eine Fülle
von Blüten den Höhestand der Vegetation in der Wüste.
Schon Anfang Mai schwindet der frische Eindruck, nur
wenige Keimlinge der ausdauernden Gewächse haben zu
ihrer Erhaltung einen genügend günstigen Standort er-
langt, die übrigen verdorren. Solchen Zufällen preisge-
geben, lässt sich nicht einmal in der bei uns gewohnten
Schärfe der Unterschied zwischen ein-, zwei- und mehr-

Phänologische Erscheinungen in den Steppen.
gehören zu der südrussisch-orientalischen Gruppe. Diese gehen
nicht als Felspflanzen in die Hügel- und Bergländer hinein und
meiden daher vollständig das Areal der Saxifragen.

Von anderen Ordnungen spielen noch die Zygophyllaceen als
Holzgewächse in den Steppen eine wichtige Rolle, und in den
borealen Subtropen die Tamariscineen (Tamarisken). Es ist kaum
nötig, darauf hinzuweisen, dass die Gräser ein starkes Kontingent
echter Steppenbewohner, welche Salz und Sand vertragen, stellen
neben anderen nicht succulenten Monokotylen, wie Yucca in Nord-
amerika und die interessante, einer oberirdischen Riesenknolle mit
dicken Korkwürfeln als Schutz gegen Dürre vergleichbare Testudi-
naria elephantipes
Südafrikas, aus der zu Beginn der Regenzeit
lange saftige Klettertriebe schnell emporschiessen.

Die biologischen Verhältnisse der echten Steppen-
pflanzen erregen unser Interesse in aussergewöhnlichem
Maße durch die Mittel, welche sie anwenden, um der
Dürre zu widerstehen, sagen wir kurz: um die wasser-
reichere Jahreszeit auszunutzen und sich innerhalb der-
selben das nötige Vegetationswasser zu verschaffen. Erst
in einem Gebiete, dem der ägyptischen Sahara, sind die
sonst nur allgemein durch Hinweis auf Succulenz, Ver-
holzung, Geschwindigkeit der Samenreife etc. beantwor-
teten Fragen darüber speziell in grosser Gründlichkeit
behandelt, nämlich in den auf eigene Ortskenntnis ge-
stützten biologisch-anatomischen Untersuchungen von Vol-
kens (G. J., Bd. XIII, S. 338; vergl. auch oben S. 30).
Hier fällt die Regenzeit auf Februar und März; die er-
heblichen Thaufälle im Herbst und Winter ändern an
dem Gesamtbilde nur wenig. Aber mit den ersten fallen-
den Regentropfen bedecken sich zahlreiche Sträucher mit
neuem Laub, schiessen aus knorrigen, wie abgestorben
aussehenden Strünken frische Triebe, entspriessen die
Keimlinge der einjährigen Pflanzen den dürrsten Ab-
hängen und Hochflächen, und bald verkündet eine Fülle
von Blüten den Höhestand der Vegetation in der Wüste.
Schon Anfang Mai schwindet der frische Eindruck, nur
wenige Keimlinge der ausdauernden Gewächse haben zu
ihrer Erhaltung einen genügend günstigen Standort er-
langt, die übrigen verdorren. Solchen Zufällen preisge-
geben, lässt sich nicht einmal in der bei uns gewohnten
Schärfe der Unterschied zwischen ein-, zwei- und mehr-

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[323/0353] Phänologische Erscheinungen in den Steppen. gehören zu der südrussisch-orientalischen Gruppe. Diese gehen nicht als Felspflanzen in die Hügel- und Bergländer hinein und meiden daher vollständig das Areal der Saxifragen. Von anderen Ordnungen spielen noch die Zygophyllaceen als Holzgewächse in den Steppen eine wichtige Rolle, und in den borealen Subtropen die Tamariscineen (Tamarisken). Es ist kaum nötig, darauf hinzuweisen, dass die Gräser ein starkes Kontingent echter Steppenbewohner, welche Salz und Sand vertragen, stellen neben anderen nicht succulenten Monokotylen, wie Yucca in Nord- amerika und die interessante, einer oberirdischen Riesenknolle mit dicken Korkwürfeln als Schutz gegen Dürre vergleichbare Testudi- naria elephantipes Südafrikas, aus der zu Beginn der Regenzeit lange saftige Klettertriebe schnell emporschiessen. Die biologischen Verhältnisse der echten Steppen- pflanzen erregen unser Interesse in aussergewöhnlichem Maße durch die Mittel, welche sie anwenden, um der Dürre zu widerstehen, sagen wir kurz: um die wasser- reichere Jahreszeit auszunutzen und sich innerhalb der- selben das nötige Vegetationswasser zu verschaffen. Erst in einem Gebiete, dem der ägyptischen Sahara, sind die sonst nur allgemein durch Hinweis auf Succulenz, Ver- holzung, Geschwindigkeit der Samenreife etc. beantwor- teten Fragen darüber speziell in grosser Gründlichkeit behandelt, nämlich in den auf eigene Ortskenntnis ge- stützten biologisch-anatomischen Untersuchungen von Vol- kens (G. J., Bd. XIII, S. 338; vergl. auch oben S. 30). Hier fällt die Regenzeit auf Februar und März; die er- heblichen Thaufälle im Herbst und Winter ändern an dem Gesamtbilde nur wenig. Aber mit den ersten fallen- den Regentropfen bedecken sich zahlreiche Sträucher mit neuem Laub, schiessen aus knorrigen, wie abgestorben aussehenden Strünken frische Triebe, entspriessen die Keimlinge der einjährigen Pflanzen den dürrsten Ab- hängen und Hochflächen, und bald verkündet eine Fülle von Blüten den Höhestand der Vegetation in der Wüste. Schon Anfang Mai schwindet der frische Eindruck, nur wenige Keimlinge der ausdauernden Gewächse haben zu ihrer Erhaltung einen genügend günstigen Standort er- langt, die übrigen verdorren. Solchen Zufällen preisge- geben, lässt sich nicht einmal in der bei uns gewohnten Schärfe der Unterschied zwischen ein-, zwei- und mehr-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/353>, abgerufen am 23.11.2024.