reicht in ihrer Heimat auch noch Höhen bis zu 1 m; es sind dies die stacheligsten und ungeheuerlichsten Formen der Steppenflora. -- Auch beblätterte Cacteen gibt es (Pereskia), welche aber die Tropen nicht verlassen und dürre Steppen nicht besiedeln.
Die Gattung Euphorbia in der Form von "Kandelaber-Wolfs- milcharten" ersetzt in Afrika und im dürren Westasien die Cacteen. Die seltsame Form des Medusenhauptes erinnert an die kleineren, verzweigte Rasen bildenden Warzendisteln, aber alle strotzen von Milchsaft und ihre Dornen stehen paarig an den Blatt- polsterstellen. Ueber 100 Arten dieser Gruppe sind zu den Succulenten zu rechnen, während die übrigen Arten der über 600 zählenden Euphorbia über die ganze Welt mit Ausschluss der kalten Klimate zerstreut in gewöhnlicher Weise milchende Blätter tragen.
Auch die Asclepiadeen tragen in Stapelia u. a. Gattungen, zumal in der südafrikanischen Flora, zu den Steppensucculen- ten bei.
Die Blattsucculenten sind in erster Linie durch mehrere mono- kotyle Familien vertreten, voran die Agave-Form mit Fourcroya, Gat- tungen der Amaryllideen mit 60 bis 70 amerikanischen Arten, be- sonders in Mexiko verbreitet; sie sind aus Gewächshauskulturen ein bekannter Typus. Die Liliaceen liefern in Aloe (85 Arten) fast nur südafrikanische Fettblattgewächse von kleineren Dimen- sionen als die vorigen; das gleiche Florengebiet zeigt dann Compo- siten (Kleinia), und in Mesembryanthemum eine 300 Arten zählende Gattung, deren kleinere Blätter und Rosettenbildungen schon an die über viel weitere Areale verbreitete Ordnung der Crassula- ceen herangehen; von den letzteren bewohnen einige Gattungen (Kalanchoe etc.) die Tropen in ähnlichen Standorten wie die ge- nannten Monokotylen; andere Gattungen aber, Sedum und Sem- pervivum mit circa 200 Arten, sind Felsenpflanzen in den borealen Florenreichen und meiden die flachen Steppen, gehen aber in den Hochgebirgen mit den ihnen verwandten Arten der berühmten Gattung Saxifraga bis zu der Schneeregion. Die Verbreitung der arktisch-alpinen Steinbreche ist auf der Arealkarte in Berghaus' physik. Atlas Nr. 45 skizziert.
Es möge sich an diese Succulentenaufzählung sogleich die Erwähnung einiger anderer hauptsächlich erwähnenswerter Steppen- pflanzen anschliessen. Die Gesträuche wechseln zwar ungemein nach Florengebieten, doch zeichnen sich in den borealen Subtropen besonders die Tragantsträucher, Arten der circa 1250 Astragalus, aus, deren Areal wiederum in Berghaus' physik. Atlas karto- graphiert ist.
Für die Salz- und Sandsteppen sind die Salsolaceen (-Cheno- podiaceen) bei weitem die wichtigste Ordnung. Bunge hat den- selben eine ausgezeichnete Monographie gewidmet (s. G. J. Bd. IX, S. 156), mit Angabe der Verbreitungsareale ihrer 551 Arten in 10 Hauptbecken von Salzgebieten. Die bei uns auf Schutt und als Ackerunkräuter gewöhnlichen Melden (Atriplex, Chenopodium)
Familien von Succulenten.
reicht in ihrer Heimat auch noch Höhen bis zu 1 m; es sind dies die stacheligsten und ungeheuerlichsten Formen der Steppenflora. — Auch beblätterte Cacteen gibt es (Pereskia), welche aber die Tropen nicht verlassen und dürre Steppen nicht besiedeln.
Die Gattung Euphorbia in der Form von „Kandelaber-Wolfs- milcharten“ ersetzt in Afrika und im dürren Westasien die Cacteen. Die seltsame Form des Medusenhauptes erinnert an die kleineren, verzweigte Rasen bildenden Warzendisteln, aber alle strotzen von Milchsaft und ihre Dornen stehen paarig an den Blatt- polsterstellen. Ueber 100 Arten dieser Gruppe sind zu den Succulenten zu rechnen, während die übrigen Arten der über 600 zählenden Euphorbia über die ganze Welt mit Ausschluss der kalten Klimate zerstreut in gewöhnlicher Weise milchende Blätter tragen.
Auch die Asclepiadeen tragen in Stapelia u. a. Gattungen, zumal in der südafrikanischen Flora, zu den Steppensucculen- ten bei.
Die Blattsucculenten sind in erster Linie durch mehrere mono- kotyle Familien vertreten, voran die Agave-Form mit Fourcroya, Gat- tungen der Amaryllideen mit 60 bis 70 amerikanischen Arten, be- sonders in Mexiko verbreitet; sie sind aus Gewächshauskulturen ein bekannter Typus. Die Liliaceen liefern in Aloë (85 Arten) fast nur südafrikanische Fettblattgewächse von kleineren Dimen- sionen als die vorigen; das gleiche Florengebiet zeigt dann Compo- siten (Kleinia), und in Mesembryanthemum eine 300 Arten zählende Gattung, deren kleinere Blätter und Rosettenbildungen schon an die über viel weitere Areale verbreitete Ordnung der Crassula- ceen herangehen; von den letzteren bewohnen einige Gattungen (Kalanchoë etc.) die Tropen in ähnlichen Standorten wie die ge- nannten Monokotylen; andere Gattungen aber, Sedum und Sem- pervivum mit circa 200 Arten, sind Felsenpflanzen in den borealen Florenreichen und meiden die flachen Steppen, gehen aber in den Hochgebirgen mit den ihnen verwandten Arten der berühmten Gattung Saxifraga bis zu der Schneeregion. Die Verbreitung der arktisch-alpinen Steinbreche ist auf der Arealkarte in Berghaus’ physik. Atlas Nr. 45 skizziert.
Es möge sich an diese Succulentenaufzählung sogleich die Erwähnung einiger anderer hauptsächlich erwähnenswerter Steppen- pflanzen anschliessen. Die Gesträuche wechseln zwar ungemein nach Florengebieten, doch zeichnen sich in den borealen Subtropen besonders die Tragantsträucher, Arten der circa 1250 Astragalus, aus, deren Areal wiederum in Berghaus’ physik. Atlas karto- graphiert ist.
Für die Salz- und Sandsteppen sind die Salsolaceen (-Cheno- podiaceen) bei weitem die wichtigste Ordnung. Bunge hat den- selben eine ausgezeichnete Monographie gewidmet (s. G. J. Bd. IX, S. 156), mit Angabe der Verbreitungsareale ihrer 551 Arten in 10 Hauptbecken von Salzgebieten. Die bei uns auf Schutt und als Ackerunkräuter gewöhnlichen Melden (Atriplex, Chenopodium)
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Familien von Succulenten.
reicht in ihrer Heimat auch noch Höhen bis zu 1 m; es sind dies
die stacheligsten und ungeheuerlichsten Formen der Steppenflora.
— Auch beblätterte Cacteen gibt es (Pereskia), welche aber die
Tropen nicht verlassen und dürre Steppen nicht besiedeln.
Die Gattung Euphorbia in der Form von „Kandelaber-Wolfs-
milcharten“ ersetzt in Afrika und im dürren Westasien die Cacteen.
Die seltsame Form des Medusenhauptes erinnert an die kleineren,
verzweigte Rasen bildenden Warzendisteln, aber alle strotzen
von Milchsaft und ihre Dornen stehen paarig an den Blatt-
polsterstellen. Ueber 100 Arten dieser Gruppe sind zu den
Succulenten zu rechnen, während die übrigen Arten der über
600 zählenden Euphorbia über die ganze Welt mit Ausschluss
der kalten Klimate zerstreut in gewöhnlicher Weise milchende
Blätter tragen.
Auch die Asclepiadeen tragen in Stapelia u. a. Gattungen,
zumal in der südafrikanischen Flora, zu den Steppensucculen-
ten bei.
Die Blattsucculenten sind in erster Linie durch mehrere mono-
kotyle Familien vertreten, voran die Agave-Form mit Fourcroya, Gat-
tungen der Amaryllideen mit 60 bis 70 amerikanischen Arten, be-
sonders in Mexiko verbreitet; sie sind aus Gewächshauskulturen
ein bekannter Typus. Die Liliaceen liefern in Aloë (85 Arten)
fast nur südafrikanische Fettblattgewächse von kleineren Dimen-
sionen als die vorigen; das gleiche Florengebiet zeigt dann Compo-
siten (Kleinia), und in Mesembryanthemum eine 300 Arten zählende
Gattung, deren kleinere Blätter und Rosettenbildungen schon an
die über viel weitere Areale verbreitete Ordnung der Crassula-
ceen herangehen; von den letzteren bewohnen einige Gattungen
(Kalanchoë etc.) die Tropen in ähnlichen Standorten wie die ge-
nannten Monokotylen; andere Gattungen aber, Sedum und Sem-
pervivum mit circa 200 Arten, sind Felsenpflanzen in den borealen
Florenreichen und meiden die flachen Steppen, gehen aber in den
Hochgebirgen mit den ihnen verwandten Arten der berühmten
Gattung Saxifraga bis zu der Schneeregion. Die Verbreitung der
arktisch-alpinen Steinbreche ist auf der Arealkarte in Berghaus’
physik. Atlas Nr. 45 skizziert.
Es möge sich an diese Succulentenaufzählung sogleich die
Erwähnung einiger anderer hauptsächlich erwähnenswerter Steppen-
pflanzen anschliessen. Die Gesträuche wechseln zwar ungemein
nach Florengebieten, doch zeichnen sich in den borealen Subtropen
besonders die Tragantsträucher, Arten der circa 1250 Astragalus,
aus, deren Areal wiederum in Berghaus’ physik. Atlas karto-
graphiert ist.
Für die Salz- und Sandsteppen sind die Salsolaceen (-Cheno-
podiaceen) bei weitem die wichtigste Ordnung. Bunge hat den-
selben eine ausgezeichnete Monographie gewidmet (s. G. J. Bd. IX,
S. 156), mit Angabe der Verbreitungsareale ihrer 551 Arten in
10 Hauptbecken von Salzgebieten. Die bei uns auf Schutt und
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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