Festuceen gebildet, und zwischen ihnen sind zahlreiche stachligen Kräuter und Holzpflanzen zerstreut, niedrige Bäume zumal auf den Höhen: Curatella americana, und mit silberglänzenden Blättern Byrsonima verbascifolia; zahlreich sind die Myrtaceen, Leguminosen, Rubiaceen, Menispermeen, Apocyneen und Convolvulaceen, und viele von ihnen, z. B. Phaseolus, klimmen hoch empor an den vergilbten Halmen des vorigen Jahres, die noch aus dem grünen Teppich herausragen. Die Proteacee Roupala bildet oft eigene Gruppen von merkwürdigem Ansehen. Zu Beginn der Regenzeit erscheint die Savane so üppig grün wie irgend ein nordisches Land; zugleich mit dem Treiben der Gräser und Cyperaceen öffnen sich grosse Blumen von starkem Duft, oder überschütten sich die Curatellen, Myrtaceen, Malpighiaceen mit einer Masse kleiner Blüten. In der Mitte des Oktober ändert sich das Bild, welches bisher im üppigen Grün beharrte; die Gräser und Blütenstengel werden bleich und die Savane "mag mit einem reifen, aber sehr dünn gesätem Korn- feld verglichen werden, und behält während der trockenen Jahreszeit ihre bleichgelbe melancholische Färbung".
Wie dies ausführlicher angeführte Beispiel lehrt, ist also besonders auf die Nebenbestandteile zu achten, um die Grasformationen in ein bestimmtes System zu bringen: die Baumlosigkeit ist von jeher als ein richtiger Charakter der Steppen und Grassteppen hingestellt (vergl. Kerner a. a. O.), die Beimischung tropischer Holzgewächse mit Kletterern und Epiphyten zeichnet die Savanen, eine solche von winterharten saftigen Stauden die sommer- grünen Wiesen und Wiesenmoore aus, ohne dass jedoch durch diese Teilung die Mannigfaltigkeit der Natur er- schöpfend angedeutet wäre.
Mischung der Grasfluren mit Wald und Hoch- stauden. Nicht überall sind die Formationen so scharf gesondert, dass auch nur kleinere Stücke einer Land- schaft sich in sie zerlegen liessen; gewisse Gebiete, und in geringerem Grade von allen gewisse Areale, zeichnen sich dadurch aus, dass sie wie ein Gemisch mehrerer Formationen erscheinen, ohne dass aber aus diesem
Die Savane von Guyana.
Festuceen gebildet, und zwischen ihnen sind zahlreiche stachligen Kräuter und Holzpflanzen zerstreut, niedrige Bäume zumal auf den Höhen: Curatella americana, und mit silberglänzenden Blättern Byrsonima verbascifolia; zahlreich sind die Myrtaceen, Leguminosen, Rubiaceen, Menispermeen, Apocyneen und Convolvulaceen, und viele von ihnen, z. B. Phaseolus, klimmen hoch empor an den vergilbten Halmen des vorigen Jahres, die noch aus dem grünen Teppich herausragen. Die Proteacee Roupala bildet oft eigene Gruppen von merkwürdigem Ansehen. Zu Beginn der Regenzeit erscheint die Savane so üppig grün wie irgend ein nordisches Land; zugleich mit dem Treiben der Gräser und Cyperaceen öffnen sich grosse Blumen von starkem Duft, oder überschütten sich die Curatellen, Myrtaceen, Malpighiaceen mit einer Masse kleiner Blüten. In der Mitte des Oktober ändert sich das Bild, welches bisher im üppigen Grün beharrte; die Gräser und Blütenstengel werden bleich und die Savane „mag mit einem reifen, aber sehr dünn gesätem Korn- feld verglichen werden, und behält während der trockenen Jahreszeit ihre bleichgelbe melancholische Färbung“.
Wie dies ausführlicher angeführte Beispiel lehrt, ist also besonders auf die Nebenbestandteile zu achten, um die Grasformationen in ein bestimmtes System zu bringen: die Baumlosigkeit ist von jeher als ein richtiger Charakter der Steppen und Grassteppen hingestellt (vergl. Kerner a. a. O.), die Beimischung tropischer Holzgewächse mit Kletterern und Epiphyten zeichnet die Savanen, eine solche von winterharten saftigen Stauden die sommer- grünen Wiesen und Wiesenmoore aus, ohne dass jedoch durch diese Teilung die Mannigfaltigkeit der Natur er- schöpfend angedeutet wäre.
Mischung der Grasfluren mit Wald und Hoch- stauden. Nicht überall sind die Formationen so scharf gesondert, dass auch nur kleinere Stücke einer Land- schaft sich in sie zerlegen liessen; gewisse Gebiete, und in geringerem Grade von allen gewisse Areale, zeichnen sich dadurch aus, dass sie wie ein Gemisch mehrerer Formationen erscheinen, ohne dass aber aus diesem
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Die Savane von Guyana.
Festuceen gebildet, und zwischen ihnen sind zahlreiche
stachligen Kräuter und Holzpflanzen zerstreut, niedrige
Bäume zumal auf den Höhen: Curatella americana, und
mit silberglänzenden Blättern Byrsonima verbascifolia;
zahlreich sind die Myrtaceen, Leguminosen, Rubiaceen,
Menispermeen, Apocyneen und Convolvulaceen, und viele
von ihnen, z. B. Phaseolus, klimmen hoch empor an den
vergilbten Halmen des vorigen Jahres, die noch aus dem
grünen Teppich herausragen. Die Proteacee Roupala
bildet oft eigene Gruppen von merkwürdigem Ansehen.
Zu Beginn der Regenzeit erscheint die Savane so üppig
grün wie irgend ein nordisches Land; zugleich mit dem
Treiben der Gräser und Cyperaceen öffnen sich grosse
Blumen von starkem Duft, oder überschütten sich die
Curatellen, Myrtaceen, Malpighiaceen mit einer Masse
kleiner Blüten. In der Mitte des Oktober ändert sich
das Bild, welches bisher im üppigen Grün beharrte; die
Gräser und Blütenstengel werden bleich und die Savane
„mag mit einem reifen, aber sehr dünn gesätem Korn-
feld verglichen werden, und behält während der trockenen
Jahreszeit ihre bleichgelbe melancholische Färbung“.
Wie dies ausführlicher angeführte Beispiel lehrt, ist
also besonders auf die Nebenbestandteile zu achten, um
die Grasformationen in ein bestimmtes System zu bringen:
die Baumlosigkeit ist von jeher als ein richtiger Charakter
der Steppen und Grassteppen hingestellt (vergl. Kerner
a. a. O.), die Beimischung tropischer Holzgewächse mit
Kletterern und Epiphyten zeichnet die Savanen, eine
solche von winterharten saftigen Stauden die sommer-
grünen Wiesen und Wiesenmoore aus, ohne dass jedoch
durch diese Teilung die Mannigfaltigkeit der Natur er-
schöpfend angedeutet wäre.
Mischung der Grasfluren mit Wald und Hoch-
stauden. Nicht überall sind die Formationen so scharf
gesondert, dass auch nur kleinere Stücke einer Land-
schaft sich in sie zerlegen liessen; gewisse Gebiete, und
in geringerem Grade von allen gewisse Areale, zeichnen
sich dadurch aus, dass sie wie ein Gemisch mehrerer
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/327>, abgerufen am 16.02.2025.
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