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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Kapheiden. Carrascos. Wolfsmilchgebüsche.
"Von der Küste bis zu den Karroofeldern sich ausbrei-
tend, bestimmt die Gebüschvegetation die Physiognomie
der Landschaft. In den meisten Gegenden wachsen diese
niedrigen Sträucher nicht so dicht gedrängt, dass nicht
der Erdboden kahl zwischen ihnen sichtbar wäre, oder
den Stauden, den Zwiebelgewächsen und Succulenten
Raum liesse. Auf der südwestlichen Küstenfläche und
an den Bergen, zu denen sie sich erhebt, ist die Mi-
schung der Straucharten am grössten; ein geselliges Zu-
sammenwachsen derselben Art gehört zu den seltenen
Erscheinungen. Doch gibt es bei der Kapstadt einzelne
Strecken, die mit gewissen Erica-Arten oder Proteaceen
gleichmäßig bekleidet sind." (Griseb. V. d. E. II. S. 182.)

In Brasilien bedeckt eine "Carrascos" genannte Busch-
formation in den Campos auf weite Strecken den Boden
für sich allein; sie sind niedrig, oder hindern wenigstens
nicht die freie Umschau eines Reiters; als "Carrascei-
nos" erheben sie sich zu 6--9 m Höhe; Acacia dumeto-
rum
gemischt mit Melastomaceen und der Myrtaceen-
gattung Eugenia bezeichnet hier den Charakterbestand.
Kommen wir aber nun zu den Typen der Gebüsche und
Gesträuche mit auffallenden Trockenschutzeinrichtungen
gegenüber einer langen Dürre und steinigem Geröllboden,
welche die Verbindung mit echten Steppenlandschaften
vermitteln, so erscheinen die Euphorbiaceen-Bestände Afrikas
wohl als das merkwürdigste Bild. Verzweigt wie ein
Besenstrauch, aber von der Höhe kleiner Bäume und mit
bogig in die Höhe gekrümmten, kandelaberartigen Aesten
und Zweigen, jeder Zweig noch wie ein Säulencactus
unserer Topfkulturen an Dicke und Gestalt, bilden diese
succulenten Wolfsmilche, die an Stelle der Blätter nur
Dornpaare aufzuweisen haben, undurchdringliche und
hohe Gebüsche, welche beispielsweise Paulitschke aus
Harar als natürliche Hecken mit Einlassthoren zu den
Kulturstätten beschreibt und abbildet (siehe Globus 1889,
Bd. 56 Nr. 2). Auf der Höhe der chilenischen Anden
herrscht stellenweise dürftiges Dorngesträuch gemischt
mit Cacteen, die hier -- in geringerer Vegetationsfülle,
und nicht für sich allein, wie es scheint, Gebüsche bil-

Kapheiden. Carrascos. Wolfsmilchgebüsche.
„Von der Küste bis zu den Karroofeldern sich ausbrei-
tend, bestimmt die Gebüschvegetation die Physiognomie
der Landschaft. In den meisten Gegenden wachsen diese
niedrigen Sträucher nicht so dicht gedrängt, dass nicht
der Erdboden kahl zwischen ihnen sichtbar wäre, oder
den Stauden, den Zwiebelgewächsen und Succulenten
Raum liesse. Auf der südwestlichen Küstenfläche und
an den Bergen, zu denen sie sich erhebt, ist die Mi-
schung der Straucharten am grössten; ein geselliges Zu-
sammenwachsen derselben Art gehört zu den seltenen
Erscheinungen. Doch gibt es bei der Kapstadt einzelne
Strecken, die mit gewissen Erica-Arten oder Proteaceen
gleichmäßig bekleidet sind.“ (Griseb. V. d. E. II. S. 182.)

In Brasilien bedeckt eine „Carrascos“ genannte Busch-
formation in den Campos auf weite Strecken den Boden
für sich allein; sie sind niedrig, oder hindern wenigstens
nicht die freie Umschau eines Reiters; als „Carrascei-
nos“ erheben sie sich zu 6—9 m Höhe; Acacia dumeto-
rum
gemischt mit Melastomaceen und der Myrtaceen-
gattung Eugenia bezeichnet hier den Charakterbestand.
Kommen wir aber nun zu den Typen der Gebüsche und
Gesträuche mit auffallenden Trockenschutzeinrichtungen
gegenüber einer langen Dürre und steinigem Geröllboden,
welche die Verbindung mit echten Steppenlandschaften
vermitteln, so erscheinen die Euphorbiaceen-Bestände Afrikas
wohl als das merkwürdigste Bild. Verzweigt wie ein
Besenstrauch, aber von der Höhe kleiner Bäume und mit
bogig in die Höhe gekrümmten, kandelaberartigen Aesten
und Zweigen, jeder Zweig noch wie ein Säulencactus
unserer Topfkulturen an Dicke und Gestalt, bilden diese
succulenten Wolfsmilche, die an Stelle der Blätter nur
Dornpaare aufzuweisen haben, undurchdringliche und
hohe Gebüsche, welche beispielsweise Paulitschke aus
Harar als natürliche Hecken mit Einlassthoren zu den
Kulturstätten beschreibt und abbildet (siehe Globus 1889,
Bd. 56 Nr. 2). Auf der Höhe der chilenischen Anden
herrscht stellenweise dürftiges Dorngesträuch gemischt
mit Cacteen, die hier — in geringerer Vegetationsfülle,
und nicht für sich allein, wie es scheint, Gebüsche bil-

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[282/0312] Kapheiden. Carrascos. Wolfsmilchgebüsche. „Von der Küste bis zu den Karroofeldern sich ausbrei- tend, bestimmt die Gebüschvegetation die Physiognomie der Landschaft. In den meisten Gegenden wachsen diese niedrigen Sträucher nicht so dicht gedrängt, dass nicht der Erdboden kahl zwischen ihnen sichtbar wäre, oder den Stauden, den Zwiebelgewächsen und Succulenten Raum liesse. Auf der südwestlichen Küstenfläche und an den Bergen, zu denen sie sich erhebt, ist die Mi- schung der Straucharten am grössten; ein geselliges Zu- sammenwachsen derselben Art gehört zu den seltenen Erscheinungen. Doch gibt es bei der Kapstadt einzelne Strecken, die mit gewissen Erica-Arten oder Proteaceen gleichmäßig bekleidet sind.“ (Griseb. V. d. E. II. S. 182.) In Brasilien bedeckt eine „Carrascos“ genannte Busch- formation in den Campos auf weite Strecken den Boden für sich allein; sie sind niedrig, oder hindern wenigstens nicht die freie Umschau eines Reiters; als „Carrascei- nos“ erheben sie sich zu 6—9 m Höhe; Acacia dumeto- rum gemischt mit Melastomaceen und der Myrtaceen- gattung Eugenia bezeichnet hier den Charakterbestand. Kommen wir aber nun zu den Typen der Gebüsche und Gesträuche mit auffallenden Trockenschutzeinrichtungen gegenüber einer langen Dürre und steinigem Geröllboden, welche die Verbindung mit echten Steppenlandschaften vermitteln, so erscheinen die Euphorbiaceen-Bestände Afrikas wohl als das merkwürdigste Bild. Verzweigt wie ein Besenstrauch, aber von der Höhe kleiner Bäume und mit bogig in die Höhe gekrümmten, kandelaberartigen Aesten und Zweigen, jeder Zweig noch wie ein Säulencactus unserer Topfkulturen an Dicke und Gestalt, bilden diese succulenten Wolfsmilche, die an Stelle der Blätter nur Dornpaare aufzuweisen haben, undurchdringliche und hohe Gebüsche, welche beispielsweise Paulitschke aus Harar als natürliche Hecken mit Einlassthoren zu den Kulturstätten beschreibt und abbildet (siehe Globus 1889, Bd. 56 Nr. 2). Auf der Höhe der chilenischen Anden herrscht stellenweise dürftiges Dorngesträuch gemischt mit Cacteen, die hier — in geringerer Vegetationsfülle, und nicht für sich allein, wie es scheint, Gebüsche bil-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/312>, abgerufen am 22.11.2024.