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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Weite Verbreitung der Sträucher.
dass die immergrünen Gesträuche, wenn auch in Zwerg-
formen, bis zum höchsten Norden gehen und hier nicht
im Kreise derselben Familie ersetzt werden durch blatt-
abwerfende Arten (wie es die Lärche unter den Nadel-
holzbäumen zeigte;) denn die Ericaceen sind gerade in
ihren nördlichsten Formen, Rhododendron, Phyllodoce, Cas-
siope
, immergrün, und entwickeln noch breitere, derb
lederige Blätter, gehen auch über den Verbreitungskreis
der Nadelhölzer noch weit hinaus. Und ebenso gedeihen
im Bereich der sommergrünen nordischen Laubwälder
noch stattliche immergrüne Gebüsche, welche wie Ilex
Aquifolium
im nordwestlichen Europa weit den Bereich
der immergrünen Waldbäume (in diesem Falle den der
Quercus Ilex) überschreiten. Weder die Winterkälte, noch
die subtropische Dürre heisser Steppen hat daher auch
nur annähernd in dem Maße die Verbreitung der Sträu-
cher und Halbsträucher eingeschränkt, wie die der Bäume.
Um so zahlreicher würden daher auch die Typen der
Strauchformationen in dem weiten Umfange ihrer Ver-
breitung sein, wenn nicht ihre Selbständigkeit im Bereich
der tropischen Regenwälder eine geringe zu sein schiene
und wenn sie nicht in den Subtropen und in den ge-
mässigten Klimaten nur Wiederholungen der Baumbio-
logie in einfacherer Form, also von neuen Dingen in
eigenartiger Entwickelung doch eigentlich nur die fleischig-
blattlosen und steppendürren Dorngesträuche, ausserdem
die frostharten immergrünen Laubblattgesträuche dar-
böten.

Aber freilich, vor einer Monotonie bewahrt in der
sich wirklich in der gesamten Vegetation der Erde dar-
bietenden Sträucher- und Halbstrauchformations-Fülle die
systematische Verschiedenheit derjenigen Arten,
welche in den einzelnen Gebieten vorherrschen, einzeln
oder vereinigt die Bestände bilden. Hier ist vielleicht
die Mannigfaltigkeit noch grösser als in den Waldforma-
tionen, was bei den weiteren Arealen geselliger Sträucher
und Halbsträucher begreiflich erscheint. Kaum lassen
sich in kurzen Zügen diejenigen Familien schildern, wel-
chen die Hauptleistung für die hier in Rede stehenden

Weite Verbreitung der Sträucher.
dass die immergrünen Gesträuche, wenn auch in Zwerg-
formen, bis zum höchsten Norden gehen und hier nicht
im Kreise derselben Familie ersetzt werden durch blatt-
abwerfende Arten (wie es die Lärche unter den Nadel-
holzbäumen zeigte;) denn die Ericaceen sind gerade in
ihren nördlichsten Formen, Rhododendron, Phyllodoce, Cas-
siope
, immergrün, und entwickeln noch breitere, derb
lederige Blätter, gehen auch über den Verbreitungskreis
der Nadelhölzer noch weit hinaus. Und ebenso gedeihen
im Bereich der sommergrünen nordischen Laubwälder
noch stattliche immergrüne Gebüsche, welche wie Ilex
Aquifolium
im nordwestlichen Europa weit den Bereich
der immergrünen Waldbäume (in diesem Falle den der
Quercus Ilex) überschreiten. Weder die Winterkälte, noch
die subtropische Dürre heisser Steppen hat daher auch
nur annähernd in dem Maße die Verbreitung der Sträu-
cher und Halbsträucher eingeschränkt, wie die der Bäume.
Um so zahlreicher würden daher auch die Typen der
Strauchformationen in dem weiten Umfange ihrer Ver-
breitung sein, wenn nicht ihre Selbständigkeit im Bereich
der tropischen Regenwälder eine geringe zu sein schiene
und wenn sie nicht in den Subtropen und in den ge-
mässigten Klimaten nur Wiederholungen der Baumbio-
logie in einfacherer Form, also von neuen Dingen in
eigenartiger Entwickelung doch eigentlich nur die fleischig-
blattlosen und steppendürren Dorngesträuche, ausserdem
die frostharten immergrünen Laubblattgesträuche dar-
böten.

Aber freilich, vor einer Monotonie bewahrt in der
sich wirklich in der gesamten Vegetation der Erde dar-
bietenden Sträucher- und Halbstrauchformations-Fülle die
systematische Verschiedenheit derjenigen Arten,
welche in den einzelnen Gebieten vorherrschen, einzeln
oder vereinigt die Bestände bilden. Hier ist vielleicht
die Mannigfaltigkeit noch grösser als in den Waldforma-
tionen, was bei den weiteren Arealen geselliger Sträucher
und Halbsträucher begreiflich erscheint. Kaum lassen
sich in kurzen Zügen diejenigen Familien schildern, wel-
chen die Hauptleistung für die hier in Rede stehenden

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[279/0309] Weite Verbreitung der Sträucher. dass die immergrünen Gesträuche, wenn auch in Zwerg- formen, bis zum höchsten Norden gehen und hier nicht im Kreise derselben Familie ersetzt werden durch blatt- abwerfende Arten (wie es die Lärche unter den Nadel- holzbäumen zeigte;) denn die Ericaceen sind gerade in ihren nördlichsten Formen, Rhododendron, Phyllodoce, Cas- siope, immergrün, und entwickeln noch breitere, derb lederige Blätter, gehen auch über den Verbreitungskreis der Nadelhölzer noch weit hinaus. Und ebenso gedeihen im Bereich der sommergrünen nordischen Laubwälder noch stattliche immergrüne Gebüsche, welche wie Ilex Aquifolium im nordwestlichen Europa weit den Bereich der immergrünen Waldbäume (in diesem Falle den der Quercus Ilex) überschreiten. Weder die Winterkälte, noch die subtropische Dürre heisser Steppen hat daher auch nur annähernd in dem Maße die Verbreitung der Sträu- cher und Halbsträucher eingeschränkt, wie die der Bäume. Um so zahlreicher würden daher auch die Typen der Strauchformationen in dem weiten Umfange ihrer Ver- breitung sein, wenn nicht ihre Selbständigkeit im Bereich der tropischen Regenwälder eine geringe zu sein schiene und wenn sie nicht in den Subtropen und in den ge- mässigten Klimaten nur Wiederholungen der Baumbio- logie in einfacherer Form, also von neuen Dingen in eigenartiger Entwickelung doch eigentlich nur die fleischig- blattlosen und steppendürren Dorngesträuche, ausserdem die frostharten immergrünen Laubblattgesträuche dar- böten. Aber freilich, vor einer Monotonie bewahrt in der sich wirklich in der gesamten Vegetation der Erde dar- bietenden Sträucher- und Halbstrauchformations-Fülle die systematische Verschiedenheit derjenigen Arten, welche in den einzelnen Gebieten vorherrschen, einzeln oder vereinigt die Bestände bilden. Hier ist vielleicht die Mannigfaltigkeit noch grösser als in den Waldforma- tionen, was bei den weiteren Arealen geselliger Sträucher und Halbsträucher begreiflich erscheint. Kaum lassen sich in kurzen Zügen diejenigen Familien schildern, wel- chen die Hauptleistung für die hier in Rede stehenden

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/309>, abgerufen am 22.11.2024.