der oberirdisch-verholzten Stämmchen oder Hauptzweige für sich, welche die zahlreich wechselnden beblätterten und blühenden Seitenzweiglein treiben und selbst ab- sterben, sobald sie einen Cyklus mehrerer kräftiger Vege- tationsperioden hinter sich haben; durch dieses schnellere Absterben bleibt die Höhe gering und die Vegetations- fülle mäßig. Es ist bisher noch nicht versucht worden, etwas schärfere biologische Unterschiede in die kleinen Bäume, grossen und kleinen Sträucher und endlich Halb- sträucher hineinzulegen, sondern man hat sich bislang mit den das Wesentliche treffenden landläufigen Bezeich- nungen begnügt; sollen die Unterschiede besser gefasst werden, so wird man auf die Bildung der Hauptachse und auf das Vorhandensein eines kriechenden Wurzel- stockes oder unterirdischer Ausläufer, wie sie viele Halb- sträucher zeigen, das Hauptgewicht zu legen haben. Dass scharfe Fassung dieser Begriffe sich nicht immer er- möglichen lässt, beweist schon, dass waldbildende Bäume auch zu Gebüschen herabsinken können, wie die Eichen- kratts in Schleswig-Holstein.
Für eine allgemeine Anschauung der Gebüschforma- tionen möge Grisebachs kurze Zusammenfassung in Neu- mayers "Anleitung" hier Platz finden: "Mit Sträuchern bedeckte Landschaftsgliederungen sind für das subtropische Klima besonders charakteristisch und haben in deren Be- reich die mannigfachsten Bezeichnungen erhalten. . . . Grosse Verschiedenheiten zeigen ihre Bestände in der Höhe des Wuchses, in der immergrünen oder periodi- schen Belaubung und in den Vegetationsformen, die sie zusammensetzen. Die Nebenbestandteile treten weit mehr zurück, als in den Wäldern, weil die Sträucher gewöhn- lich dem Boden eine dichte Bekleidung geben; in ein- zelnen Fällen nehmen sie auch Bäume auf, die sich einzeln oder gruppenweise aus dem Gesträuch erheben. Auch eine Mischung verschiedener Vegetationsformen ist in den Gebüschformationen eine viel seltenere Erscheinung als in den Wäldern. Denn wiewohl sie ebenfalls bald aus einer einzigen gesellig wachsenden Art bestehen, bald aus vielen verschiedenen Sträuchern zusammengesetzt sind,
Bildung der Strauchbestände.
der oberirdisch-verholzten Stämmchen oder Hauptzweige für sich, welche die zahlreich wechselnden beblätterten und blühenden Seitenzweiglein treiben und selbst ab- sterben, sobald sie einen Cyklus mehrerer kräftiger Vege- tationsperioden hinter sich haben; durch dieses schnellere Absterben bleibt die Höhe gering und die Vegetations- fülle mäßig. Es ist bisher noch nicht versucht worden, etwas schärfere biologische Unterschiede in die kleinen Bäume, grossen und kleinen Sträucher und endlich Halb- sträucher hineinzulegen, sondern man hat sich bislang mit den das Wesentliche treffenden landläufigen Bezeich- nungen begnügt; sollen die Unterschiede besser gefasst werden, so wird man auf die Bildung der Hauptachse und auf das Vorhandensein eines kriechenden Wurzel- stockes oder unterirdischer Ausläufer, wie sie viele Halb- sträucher zeigen, das Hauptgewicht zu legen haben. Dass scharfe Fassung dieser Begriffe sich nicht immer er- möglichen lässt, beweist schon, dass waldbildende Bäume auch zu Gebüschen herabsinken können, wie die Eichen- kratts in Schleswig-Holstein.
Für eine allgemeine Anschauung der Gebüschforma- tionen möge Grisebachs kurze Zusammenfassung in Neu- mayers „Anleitung“ hier Platz finden: „Mit Sträuchern bedeckte Landschaftsgliederungen sind für das subtropische Klima besonders charakteristisch und haben in deren Be- reich die mannigfachsten Bezeichnungen erhalten. . . . Grosse Verschiedenheiten zeigen ihre Bestände in der Höhe des Wuchses, in der immergrünen oder periodi- schen Belaubung und in den Vegetationsformen, die sie zusammensetzen. Die Nebenbestandteile treten weit mehr zurück, als in den Wäldern, weil die Sträucher gewöhn- lich dem Boden eine dichte Bekleidung geben; in ein- zelnen Fällen nehmen sie auch Bäume auf, die sich einzeln oder gruppenweise aus dem Gesträuch erheben. Auch eine Mischung verschiedener Vegetationsformen ist in den Gebüschformationen eine viel seltenere Erscheinung als in den Wäldern. Denn wiewohl sie ebenfalls bald aus einer einzigen gesellig wachsenden Art bestehen, bald aus vielen verschiedenen Sträuchern zusammengesetzt sind,
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Bildung der Strauchbestände.
der oberirdisch-verholzten Stämmchen oder Hauptzweige
für sich, welche die zahlreich wechselnden beblätterten
und blühenden Seitenzweiglein treiben und selbst ab-
sterben, sobald sie einen Cyklus mehrerer kräftiger Vege-
tationsperioden hinter sich haben; durch dieses schnellere
Absterben bleibt die Höhe gering und die Vegetations-
fülle mäßig. Es ist bisher noch nicht versucht worden,
etwas schärfere biologische Unterschiede in die kleinen
Bäume, grossen und kleinen Sträucher und endlich Halb-
sträucher hineinzulegen, sondern man hat sich bislang
mit den das Wesentliche treffenden landläufigen Bezeich-
nungen begnügt; sollen die Unterschiede besser gefasst
werden, so wird man auf die Bildung der Hauptachse
und auf das Vorhandensein eines kriechenden Wurzel-
stockes oder unterirdischer Ausläufer, wie sie viele Halb-
sträucher zeigen, das Hauptgewicht zu legen haben. Dass
scharfe Fassung dieser Begriffe sich nicht immer er-
möglichen lässt, beweist schon, dass waldbildende Bäume
auch zu Gebüschen herabsinken können, wie die Eichen-
kratts in Schleswig-Holstein.
Für eine allgemeine Anschauung der Gebüschforma-
tionen möge Grisebachs kurze Zusammenfassung in Neu-
mayers „Anleitung“ hier Platz finden: „Mit Sträuchern
bedeckte Landschaftsgliederungen sind für das subtropische
Klima besonders charakteristisch und haben in deren Be-
reich die mannigfachsten Bezeichnungen erhalten. . . .
Grosse Verschiedenheiten zeigen ihre Bestände in der
Höhe des Wuchses, in der immergrünen oder periodi-
schen Belaubung und in den Vegetationsformen, die sie
zusammensetzen. Die Nebenbestandteile treten weit mehr
zurück, als in den Wäldern, weil die Sträucher gewöhn-
lich dem Boden eine dichte Bekleidung geben; in ein-
zelnen Fällen nehmen sie auch Bäume auf, die sich einzeln
oder gruppenweise aus dem Gesträuch erheben. Auch
eine Mischung verschiedener Vegetationsformen ist in
den Gebüschformationen eine viel seltenere Erscheinung
als in den Wäldern. Denn wiewohl sie ebenfalls bald
aus einer einzigen gesellig wachsenden Art bestehen, bald
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/307>, abgerufen am 07.07.2024.
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