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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Wachstum von Rhizophora Mangle.
und die, wo die Gezeiten stärker hervortreten, von der
Flut überspült werden, bei Ebbe aber vom Wasser ent-
blösst sind. Besonders bevorzugt sind die Mündungen
der Flüsse, den letzteren entlang gehen die Vertreter
der Mangroveformation auch ins Innere hinein." Diese
in Indien gemachten Beobachtungen finde ich auch von
anderen Reisenden für Polynesien, Amerika und Afrika
bestätigt, so dass sie trotz der systematischen Mannig-
faltigkeit der Arten gemeinsame Formationscharaktere
darstellen werden. Göbel bezweifelt auch, dass die Man-
groven überhaupt an einen bestimmten Salzgehalt im
Boden gebunden seien; wenigstens hat er Bruguiera im
hochgelegenen botanischen Garten zu Buitenzorg gut ge-
deihend gefunden.

Als 5--15 m hohe, locker oder dicht gestellte Kü-
stenwäldchen wurzeln sie im an faulenden Auswurfstoffen
reichen Schlamme und entfalten dort auf niedrigem
Stamm eine reich verzweigte Krone mit lederartig-immer-
grüner Belaubung. Die eigentümliche Erscheinungsweise
besonders von Rhizophora Mangle, welche aus zahl-
reichen Abbildungen bekannt geworden ist, erklärt sich
einmal aus den sparrig-ausgreifenden und in wiederholten
Verzweigungen zur Ebbezeit hoch über der Wasserfläche
strahlenförmig aufragenden Hauptwurzeln, und besonders
aus den überall von der Krone sich herabsenkenden
Wurzeln. Diese "Luftwurzeln" bilden ein dichtes Ge-
wirr, in welchem Seetiere einen willkommenen Aufent-
halt finden, und welches zu durchdringen zuweilen fast
unmöglich ist.

Es ist eine fälschlich verbreitete, in Grisebachs Vegetation
d. E. zu findende Angabe, dass diese Luftwurzeln von den schon
auf dem Mutterbaum selbst keimenden Früchten herstammten,
deren Pfahlwurzel lang abwärts wachsend das Wasser erreichte
und nun Tochtergenerationen dem Mutterstamm in inniger Ver-
bindung zufügte. Schon ältere Beschreibungen, z. B. Martius in
der Flora brasiliensis (Physiognom. Tafel 12) geben den Sach-
verhalt richtig an: "Es bietet sich ein Wald dar, dessen Stämme
sich auf vielen Bogen zu stützen scheinen, und in welchem die
Baumäste, als wenn ihre Stämme zu schwach getragen würden
gegenüber dem Anprall der Fluten, aus einer Höhe von 10, 20 oder
mehr Fuss herab Wurzeln auf Wurzeln entsenden, so dass der Baum

Wachstum von Rhizophora Mangle.
und die, wo die Gezeiten stärker hervortreten, von der
Flut überspült werden, bei Ebbe aber vom Wasser ent-
blösst sind. Besonders bevorzugt sind die Mündungen
der Flüsse, den letzteren entlang gehen die Vertreter
der Mangroveformation auch ins Innere hinein.“ Diese
in Indien gemachten Beobachtungen finde ich auch von
anderen Reisenden für Polynesien, Amerika und Afrika
bestätigt, so dass sie trotz der systematischen Mannig-
faltigkeit der Arten gemeinsame Formationscharaktere
darstellen werden. Göbel bezweifelt auch, dass die Man-
groven überhaupt an einen bestimmten Salzgehalt im
Boden gebunden seien; wenigstens hat er Bruguiera im
hochgelegenen botanischen Garten zu Buitenzorg gut ge-
deihend gefunden.

Als 5—15 m hohe, locker oder dicht gestellte Kü-
stenwäldchen wurzeln sie im an faulenden Auswurfstoffen
reichen Schlamme und entfalten dort auf niedrigem
Stamm eine reich verzweigte Krone mit lederartig-immer-
grüner Belaubung. Die eigentümliche Erscheinungsweise
besonders von Rhizophora Mangle, welche aus zahl-
reichen Abbildungen bekannt geworden ist, erklärt sich
einmal aus den sparrig-ausgreifenden und in wiederholten
Verzweigungen zur Ebbezeit hoch über der Wasserfläche
strahlenförmig aufragenden Hauptwurzeln, und besonders
aus den überall von der Krone sich herabsenkenden
Wurzeln. Diese „Luftwurzeln“ bilden ein dichtes Ge-
wirr, in welchem Seetiere einen willkommenen Aufent-
halt finden, und welches zu durchdringen zuweilen fast
unmöglich ist.

Es ist eine fälschlich verbreitete, in Grisebachs Vegetation
d. E. zu findende Angabe, dass diese Luftwurzeln von den schon
auf dem Mutterbaum selbst keimenden Früchten herstammten,
deren Pfahlwurzel lang abwärts wachsend das Wasser erreichte
und nun Tochtergenerationen dem Mutterstamm in inniger Ver-
bindung zufügte. Schon ältere Beschreibungen, z. B. Martius in
der Flora brasiliensis (Physiognom. Tafel 12) geben den Sach-
verhalt richtig an: „Es bietet sich ein Wald dar, dessen Stämme
sich auf vielen Bogen zu stützen scheinen, und in welchem die
Baumäste, als wenn ihre Stämme zu schwach getragen würden
gegenüber dem Anprall der Fluten, aus einer Höhe von 10, 20 oder
mehr Fuss herab Wurzeln auf Wurzeln entsenden, so dass der Baum

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[253/0283] Wachstum von Rhizophora Mangle. und die, wo die Gezeiten stärker hervortreten, von der Flut überspült werden, bei Ebbe aber vom Wasser ent- blösst sind. Besonders bevorzugt sind die Mündungen der Flüsse, den letzteren entlang gehen die Vertreter der Mangroveformation auch ins Innere hinein.“ Diese in Indien gemachten Beobachtungen finde ich auch von anderen Reisenden für Polynesien, Amerika und Afrika bestätigt, so dass sie trotz der systematischen Mannig- faltigkeit der Arten gemeinsame Formationscharaktere darstellen werden. Göbel bezweifelt auch, dass die Man- groven überhaupt an einen bestimmten Salzgehalt im Boden gebunden seien; wenigstens hat er Bruguiera im hochgelegenen botanischen Garten zu Buitenzorg gut ge- deihend gefunden. Als 5—15 m hohe, locker oder dicht gestellte Kü- stenwäldchen wurzeln sie im an faulenden Auswurfstoffen reichen Schlamme und entfalten dort auf niedrigem Stamm eine reich verzweigte Krone mit lederartig-immer- grüner Belaubung. Die eigentümliche Erscheinungsweise besonders von Rhizophora Mangle, welche aus zahl- reichen Abbildungen bekannt geworden ist, erklärt sich einmal aus den sparrig-ausgreifenden und in wiederholten Verzweigungen zur Ebbezeit hoch über der Wasserfläche strahlenförmig aufragenden Hauptwurzeln, und besonders aus den überall von der Krone sich herabsenkenden Wurzeln. Diese „Luftwurzeln“ bilden ein dichtes Ge- wirr, in welchem Seetiere einen willkommenen Aufent- halt finden, und welches zu durchdringen zuweilen fast unmöglich ist. Es ist eine fälschlich verbreitete, in Grisebachs Vegetation d. E. zu findende Angabe, dass diese Luftwurzeln von den schon auf dem Mutterbaum selbst keimenden Früchten herstammten, deren Pfahlwurzel lang abwärts wachsend das Wasser erreichte und nun Tochtergenerationen dem Mutterstamm in inniger Ver- bindung zufügte. Schon ältere Beschreibungen, z. B. Martius in der Flora brasiliensis (Physiognom. Tafel 12) geben den Sach- verhalt richtig an: „Es bietet sich ein Wald dar, dessen Stämme sich auf vielen Bogen zu stützen scheinen, und in welchem die Baumäste, als wenn ihre Stämme zu schwach getragen würden gegenüber dem Anprall der Fluten, aus einer Höhe von 10, 20 oder mehr Fuss herab Wurzeln auf Wurzeln entsenden, so dass der Baum

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/283>, abgerufen am 25.11.2024.