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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Leguminosen. Moraceen, Artocarpeen.
teil von den Leguminosen; baumartige sind von besonderer Wich-
tigkeit auch für trockene tropische und subtropische Wälder. In
den tropischen Regenwäldern zeichnen sich besonders solche Tribus
oder ganze Unterordnungen aus, welche den gemäßigten Klimaten
fehlen; so beschränkt sich die Tribus der Swartzieen auf das
tropische Amerika und Afrika, die Gattung Swartzia zählt aber
allein in Brasilien schon 50 Arten von Bäumen oder hohen Sträuchern.
Die nach Caesalpinia und Mimosa benannten Unterordnungen ent-
falten in Brasilien einen grösseren Formenreichtum, als die eigent-
lichen Papilionaceen von meistens krautartigem Wuchs, und gegen
200 gehören zu einer der grössten tropischen Baumgattungen
Cassia. Copaifera, Hymenaea, Haematoxylon, Bauhinia sind einige
andere, teils amerikanische, teils allgemein-intratropische Gattungen,
welchen Bäume der Regenwälder von mächtigem Wuchs ange-
hören; aber wohl selten sind die Arten formenreicher Gattungen
auf diese beschränkt, treten im Gegenteil mit anderen Arten auch
meistens in die winterdürren Vegetationsformationen ein.

Moraceen-Artocarpinen. Die nach dem Brotbaum, Arto-
carpus, benannte Untergruppe der Maulbeerbaum- und Brennessel-
gewächse, welche zusammen mit 110 Gattungen und gewiss über
1600 Arten eine weit ausgedehnte und formenreiche Pflanzengruppe
bilden, enthält viele der allerwichtigsten Laubbaumformen der
tropischen Regenwälder, wie sie überhaupt über die Wendekreise
hinaus ärmlich wird. Eine Riesengattung ist die der Banyanen,
Ficus, von der die orientalische Feige nur einen schwachen Ab-
glanz zeigt; etwa 600 Arten verteilen sich in den Tropen der
ganzen Erde, gipfeln aber im Formenreichtum in Indien und dem
malayischen Archipel; die stattliche Monographie von King über
die indo-malayischen Arten zählt deren allein mehr als 200. Manche
Stämme zeigen die auffallenden Wurzellamellen in besonders hohem
Grade, andere entwickeln zahlreiche Luftwurzeln, auf welche sich
die stark verbreiterte Krone stützen kann. Oder die Luftwurzeln
umspinnen irgend einen mächtigen anderen Baumstamm (in Indien
z. B. häufig eine Palmyrapalme), der dem heranwachsenden Ficus
zunächst als Stütze dient, dann aber, immer mächtiger (wie von
Epheu) rings umsponnen und in der Kronenentwickelung durch
das üppige Laubwerk des Eindringlings gehemmt dem Tode ver-
fällt und den Stützstamm verfaulen lässt; der Ficus steht dann
auf merkwürdig geformtem Wurzelwerk selbständig da. Dieser
interessanten Vegetationsweise gab Grisebach in seiner "Banyanen-
form" Ausdruck. In der Belaubung zeigt Ficus die grösste Mannig-
faltigkeit von lederig-glänzenden glatten, zu weichen rostrot be-
haarten, ganzrandigen, gesägten, sehr breiten und grossen oder
kleinen Formen; auch ist schon der Eigentümlichkeit, häufig am
alten Holze zu blühen, Erwähnung geschehen. Brosimum ist eine
kleine Gattung des tropischen Amerika, Antiaris (A. toxicaria der
Upasbaum) eine indische; Artocarpus selbst erstreckt sich mit
40 Arten von Ceylon ostwärts durch den indisch-malayischen Archipel.

Leguminosen. Moraceen, Artocarpeen.
teil von den Leguminosen; baumartige sind von besonderer Wich-
tigkeit auch für trockene tropische und subtropische Wälder. In
den tropischen Regenwäldern zeichnen sich besonders solche Tribus
oder ganze Unterordnungen aus, welche den gemäßigten Klimaten
fehlen; so beschränkt sich die Tribus der Swartzieen auf das
tropische Amerika und Afrika, die Gattung Swartzia zählt aber
allein in Brasilien schon 50 Arten von Bäumen oder hohen Sträuchern.
Die nach Caesalpinia und Mimosa benannten Unterordnungen ent-
falten in Brasilien einen grösseren Formenreichtum, als die eigent-
lichen Papilionaceen von meistens krautartigem Wuchs, und gegen
200 gehören zu einer der grössten tropischen Baumgattungen
Cassia. Copaifera, Hymenaea, Haematoxylon, Bauhinia sind einige
andere, teils amerikanische, teils allgemein-intratropische Gattungen,
welchen Bäume der Regenwälder von mächtigem Wuchs ange-
hören; aber wohl selten sind die Arten formenreicher Gattungen
auf diese beschränkt, treten im Gegenteil mit anderen Arten auch
meistens in die winterdürren Vegetationsformationen ein.

Moraceen-Artocarpinen. Die nach dem Brotbaum, Arto-
carpus, benannte Untergruppe der Maulbeerbaum- und Brennessel-
gewächse, welche zusammen mit 110 Gattungen und gewiss über
1600 Arten eine weit ausgedehnte und formenreiche Pflanzengruppe
bilden, enthält viele der allerwichtigsten Laubbaumformen der
tropischen Regenwälder, wie sie überhaupt über die Wendekreise
hinaus ärmlich wird. Eine Riesengattung ist die der Banyanen,
Ficus, von der die orientalische Feige nur einen schwachen Ab-
glanz zeigt; etwa 600 Arten verteilen sich in den Tropen der
ganzen Erde, gipfeln aber im Formenreichtum in Indien und dem
malayischen Archipel; die stattliche Monographie von King über
die indo-malayischen Arten zählt deren allein mehr als 200. Manche
Stämme zeigen die auffallenden Wurzellamellen in besonders hohem
Grade, andere entwickeln zahlreiche Luftwurzeln, auf welche sich
die stark verbreiterte Krone stützen kann. Oder die Luftwurzeln
umspinnen irgend einen mächtigen anderen Baumstamm (in Indien
z. B. häufig eine Palmyrapalme), der dem heranwachsenden Ficus
zunächst als Stütze dient, dann aber, immer mächtiger (wie von
Epheu) rings umsponnen und in der Kronenentwickelung durch
das üppige Laubwerk des Eindringlings gehemmt dem Tode ver-
fällt und den Stützstamm verfaulen lässt; der Ficus steht dann
auf merkwürdig geformtem Wurzelwerk selbständig da. Dieser
interessanten Vegetationsweise gab Grisebach in seiner „Banyanen-
form“ Ausdruck. In der Belaubung zeigt Ficus die grösste Mannig-
faltigkeit von lederig-glänzenden glatten, zu weichen rostrot be-
haarten, ganzrandigen, gesägten, sehr breiten und grossen oder
kleinen Formen; auch ist schon der Eigentümlichkeit, häufig am
alten Holze zu blühen, Erwähnung geschehen. Brosimum ist eine
kleine Gattung des tropischen Amerika, Antiaris (A. toxicaria der
Upasbaum) eine indische; Artocarpus selbst erstreckt sich mit
40 Arten von Ceylon ostwärts durch den indisch-malayischen Archipel.

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[249/0279] Leguminosen. Moraceen, Artocarpeen. teil von den Leguminosen; baumartige sind von besonderer Wich- tigkeit auch für trockene tropische und subtropische Wälder. In den tropischen Regenwäldern zeichnen sich besonders solche Tribus oder ganze Unterordnungen aus, welche den gemäßigten Klimaten fehlen; so beschränkt sich die Tribus der Swartzieen auf das tropische Amerika und Afrika, die Gattung Swartzia zählt aber allein in Brasilien schon 50 Arten von Bäumen oder hohen Sträuchern. Die nach Caesalpinia und Mimosa benannten Unterordnungen ent- falten in Brasilien einen grösseren Formenreichtum, als die eigent- lichen Papilionaceen von meistens krautartigem Wuchs, und gegen 200 gehören zu einer der grössten tropischen Baumgattungen Cassia. Copaifera, Hymenaea, Haematoxylon, Bauhinia sind einige andere, teils amerikanische, teils allgemein-intratropische Gattungen, welchen Bäume der Regenwälder von mächtigem Wuchs ange- hören; aber wohl selten sind die Arten formenreicher Gattungen auf diese beschränkt, treten im Gegenteil mit anderen Arten auch meistens in die winterdürren Vegetationsformationen ein. Moraceen-Artocarpinen. Die nach dem Brotbaum, Arto- carpus, benannte Untergruppe der Maulbeerbaum- und Brennessel- gewächse, welche zusammen mit 110 Gattungen und gewiss über 1600 Arten eine weit ausgedehnte und formenreiche Pflanzengruppe bilden, enthält viele der allerwichtigsten Laubbaumformen der tropischen Regenwälder, wie sie überhaupt über die Wendekreise hinaus ärmlich wird. Eine Riesengattung ist die der Banyanen, Ficus, von der die orientalische Feige nur einen schwachen Ab- glanz zeigt; etwa 600 Arten verteilen sich in den Tropen der ganzen Erde, gipfeln aber im Formenreichtum in Indien und dem malayischen Archipel; die stattliche Monographie von King über die indo-malayischen Arten zählt deren allein mehr als 200. Manche Stämme zeigen die auffallenden Wurzellamellen in besonders hohem Grade, andere entwickeln zahlreiche Luftwurzeln, auf welche sich die stark verbreiterte Krone stützen kann. Oder die Luftwurzeln umspinnen irgend einen mächtigen anderen Baumstamm (in Indien z. B. häufig eine Palmyrapalme), der dem heranwachsenden Ficus zunächst als Stütze dient, dann aber, immer mächtiger (wie von Epheu) rings umsponnen und in der Kronenentwickelung durch das üppige Laubwerk des Eindringlings gehemmt dem Tode ver- fällt und den Stützstamm verfaulen lässt; der Ficus steht dann auf merkwürdig geformtem Wurzelwerk selbständig da. Dieser interessanten Vegetationsweise gab Grisebach in seiner „Banyanen- form“ Ausdruck. In der Belaubung zeigt Ficus die grösste Mannig- faltigkeit von lederig-glänzenden glatten, zu weichen rostrot be- haarten, ganzrandigen, gesägten, sehr breiten und grossen oder kleinen Formen; auch ist schon der Eigentümlichkeit, häufig am alten Holze zu blühen, Erwähnung geschehen. Brosimum ist eine kleine Gattung des tropischen Amerika, Antiaris (A. toxicaria der Upasbaum) eine indische; Artocarpus selbst erstreckt sich mit 40 Arten von Ceylon ostwärts durch den indisch-malayischen Archipel.

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/279>, abgerufen am 25.11.2024.