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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Form und Verbreitung der Scitamineen.
breitete Vegetationsform ist die der monokotylen Ro-
settenträger
, ihr bekanntester Repräsentant die Banane
(Pisangform und Scitamineenform nach Grisebach in "Neu-
mayers Anleitung"). Das Blatt der Banane ist bekannt-
lich breit in die Länge gezogen und ganzrandig, dabei
glatt und wie eine Fieder geadert; die Scheidenstiele
dieser grossen Blätter stellen riesige Hohlcylinder dar,
von denen jeder ältere alle jüngeren umschliesst, so dass
ein hochragendes stammartiges Gebilde entsteht; in die-
sem nimmt aber ein eigentlicher Stamm nur den unter-
sten und innersten, tief in den Blättern verborgenen Teil
ein; das, was man sieht, besteht aus den fest übereinan-
der gepressten Blattstielscheiden, ist also ein "Kraut-
stamm". Und während bei der Banane (Musa) die Blät-
ter eine allseitig abstehende Krone bilden, trägt Ravenata
madagascariensis
ihre Blätter in zwei scharf gegenüber-
stehenden Längszeilen, welche nach oben aufgerichtet
zusammenhängen, so dass hier ein höchst anziehender Ve-
getationstypus vorliegt. Die grossen Formen (Musaceen)
haben aber in sehr viel kleineren, welche zuweilen schlanke
und fingersdicke Stämme treiben mit kurzen Blattrosetten
auf der Spitze und an Aesten, ihre zahlreichen Verwand-
ten, die ihrerseits wenig Auffälliges besitzen. Sie alle
fallen in die Systemgruppe der Scitamineen.

Scitamineen. Die Ordnung der Musaceen einerseits und
die drei, eine zweite natürliche Hauptordnung (Zingiberaceen i. w.
S.) bildenden Gruppen von Zingiber, Canna und Maranta, ent-
halten lauter wesentlich tropische Areale, aus deren Bezirk nur
wenige Gattungen in die angrenzenden Subtropen hinausgegangen
sind. Die Musaceen bilden zwei abgesonderte Tribus, die Museen
in der Alten- und die Heliconieen in der Neuen Welt; Musa, Ra-
venala und Strelitzia sind die Gattungen der ersteren Tribus, He-
liconia die einzige, etwa 30 Arten umfassende Gattung Amerikas.
Musa, die Banane (M. sapientum), mit vielleicht 20 Arten und
einer grossen Zahl Kulturrassen, ist die berühmteste Gattung; die
altweltliche Heimat ist bei ihr bestritten worden, doch gewiss mit
Unrecht, obgleich festzustehen scheint, dass die Banane schon vor
1492 in Amerika angepflanzt gewesen sein wird. -- Die Zingiberinen
(Zingiber: Ingwer, Amomum: Cardamom) haben ihr Verbreitungs-
centrum im indisch-malayischen Gebiet, die Gattung Canna im
tropischen und subtropischen Amerika, die Marantinen gleichfalls
im tropischen Amerika (Maranta arundinacea Arrowroot liefernd),

Drude, Pflanzengeographie. 16

Form und Verbreitung der Scitamineen.
breitete Vegetationsform ist die der monokotylen Ro-
settenträger
, ihr bekanntester Repräsentant die Banane
(Pisangform und Scitamineenform nach Grisebach in „Neu-
mayers Anleitung“). Das Blatt der Banane ist bekannt-
lich breit in die Länge gezogen und ganzrandig, dabei
glatt und wie eine Fieder geadert; die Scheidenstiele
dieser grossen Blätter stellen riesige Hohlcylinder dar,
von denen jeder ältere alle jüngeren umschliesst, so dass
ein hochragendes stammartiges Gebilde entsteht; in die-
sem nimmt aber ein eigentlicher Stamm nur den unter-
sten und innersten, tief in den Blättern verborgenen Teil
ein; das, was man sieht, besteht aus den fest übereinan-
der gepressten Blattstielscheiden, ist also ein „Kraut-
stamm“. Und während bei der Banane (Musa) die Blät-
ter eine allseitig abstehende Krone bilden, trägt Ravenata
madagascariensis
ihre Blätter in zwei scharf gegenüber-
stehenden Längszeilen, welche nach oben aufgerichtet
zusammenhängen, so dass hier ein höchst anziehender Ve-
getationstypus vorliegt. Die grossen Formen (Musaceen)
haben aber in sehr viel kleineren, welche zuweilen schlanke
und fingersdicke Stämme treiben mit kurzen Blattrosetten
auf der Spitze und an Aesten, ihre zahlreichen Verwand-
ten, die ihrerseits wenig Auffälliges besitzen. Sie alle
fallen in die Systemgruppe der Scitamineen.

Scitamineen. Die Ordnung der Musaceen einerseits und
die drei, eine zweite natürliche Hauptordnung (Zingiberaceen i. w.
S.) bildenden Gruppen von Zingiber, Canna und Maranta, ent-
halten lauter wesentlich tropische Areale, aus deren Bezirk nur
wenige Gattungen in die angrenzenden Subtropen hinausgegangen
sind. Die Musaceen bilden zwei abgesonderte Tribus, die Museen
in der Alten- und die Heliconieen in der Neuen Welt; Musa, Ra-
venala und Strelitzia sind die Gattungen der ersteren Tribus, He-
liconia die einzige, etwa 30 Arten umfassende Gattung Amerikas.
Musa, die Banane (M. sapientum), mit vielleicht 20 Arten und
einer grossen Zahl Kulturrassen, ist die berühmteste Gattung; die
altweltliche Heimat ist bei ihr bestritten worden, doch gewiss mit
Unrecht, obgleich festzustehen scheint, dass die Banane schon vor
1492 in Amerika angepflanzt gewesen sein wird. — Die Zingiberinen
(Zingiber: Ingwer, Amomum: Cardamom) haben ihr Verbreitungs-
centrum im indisch-malayischen Gebiet, die Gattung Canna im
tropischen und subtropischen Amerika, die Marantinen gleichfalls
im tropischen Amerika (Maranta arundinacea Arrowroot liefernd),

Drude, Pflanzengeographie. 16
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[241/0271] Form und Verbreitung der Scitamineen. breitete Vegetationsform ist die der monokotylen Ro- settenträger, ihr bekanntester Repräsentant die Banane (Pisangform und Scitamineenform nach Grisebach in „Neu- mayers Anleitung“). Das Blatt der Banane ist bekannt- lich breit in die Länge gezogen und ganzrandig, dabei glatt und wie eine Fieder geadert; die Scheidenstiele dieser grossen Blätter stellen riesige Hohlcylinder dar, von denen jeder ältere alle jüngeren umschliesst, so dass ein hochragendes stammartiges Gebilde entsteht; in die- sem nimmt aber ein eigentlicher Stamm nur den unter- sten und innersten, tief in den Blättern verborgenen Teil ein; das, was man sieht, besteht aus den fest übereinan- der gepressten Blattstielscheiden, ist also ein „Kraut- stamm“. Und während bei der Banane (Musa) die Blät- ter eine allseitig abstehende Krone bilden, trägt Ravenata madagascariensis ihre Blätter in zwei scharf gegenüber- stehenden Längszeilen, welche nach oben aufgerichtet zusammenhängen, so dass hier ein höchst anziehender Ve- getationstypus vorliegt. Die grossen Formen (Musaceen) haben aber in sehr viel kleineren, welche zuweilen schlanke und fingersdicke Stämme treiben mit kurzen Blattrosetten auf der Spitze und an Aesten, ihre zahlreichen Verwand- ten, die ihrerseits wenig Auffälliges besitzen. Sie alle fallen in die Systemgruppe der Scitamineen. Scitamineen. Die Ordnung der Musaceen einerseits und die drei, eine zweite natürliche Hauptordnung (Zingiberaceen i. w. S.) bildenden Gruppen von Zingiber, Canna und Maranta, ent- halten lauter wesentlich tropische Areale, aus deren Bezirk nur wenige Gattungen in die angrenzenden Subtropen hinausgegangen sind. Die Musaceen bilden zwei abgesonderte Tribus, die Museen in der Alten- und die Heliconieen in der Neuen Welt; Musa, Ra- venala und Strelitzia sind die Gattungen der ersteren Tribus, He- liconia die einzige, etwa 30 Arten umfassende Gattung Amerikas. Musa, die Banane (M. sapientum), mit vielleicht 20 Arten und einer grossen Zahl Kulturrassen, ist die berühmteste Gattung; die altweltliche Heimat ist bei ihr bestritten worden, doch gewiss mit Unrecht, obgleich festzustehen scheint, dass die Banane schon vor 1492 in Amerika angepflanzt gewesen sein wird. — Die Zingiberinen (Zingiber: Ingwer, Amomum: Cardamom) haben ihr Verbreitungs- centrum im indisch-malayischen Gebiet, die Gattung Canna im tropischen und subtropischen Amerika, die Marantinen gleichfalls im tropischen Amerika (Maranta arundinacea Arrowroot liefernd), Drude, Pflanzengeographie. 16

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/271>, abgerufen am 22.11.2024.