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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Ableitungen aus den Liliaceen-Arealen.
letzte (Lomatophyllum) mit Holzstamm und breiten Fleisch-
blättern bewohnt Mauritius und Bourbon.

Die borealen Liliaceentribus. Eine Reihe von
Gruppen zeigt gegenüber den eben in ihrer Verbreitung
gezeichneten eine Beschränkung auf die kalten oder
montan-subtropischen Gebiete der nördlichen Zone; ihre
Arten bewohnen Nordamerika, Ostasien und den Hima-
laya, Sibirien und Europa, manche bevölkern auch die
centralasiatischen Steppengebiete. Zu den Waldgebiets-
genossen gehören vornehmlich die Convallarieen, die Mai-
blumen nebst Polygonatum, Majanthemum, Streptopus etc.
umfassend, von welcher nur eine Gattung südwärts die
Sundainseln erreicht, ferner die Paris-Gruppe mit Trillium
in Ostasien und Nordamerika.

Die Verbreitung der Liliaceen zeigt daher folgende
Züge: Ueber die ganze Erde verbreitet liegt in ihrem
Auftreten zunächst durchaus nicht so viel Charakteristi-
sches, als es Palmen, Protaceen etc. hervorrufen. Ja es
gibt einzelne Tribus und Gattungen, welche ebenfalls ein
ungeheuer weites Areal bewohnen. Die meisten Tribus
aber fallen vorwiegend auf ein bestimmtes Areal, und
dieses ist entweder an einen einzelnen Kontinent gebun-
den (Aloe, Xantorrhoea), oder aber es deutet die be-
kannten, in der Florenreichsabscheidung benutzten Wander-
linien und Verwandtschaftszüge an (Luzuriageen, Astelia;
-- Convallaria, Paris
). Endlich sind gewisse Gruppen
von sehr enger Verbreitung wiederum in dem grossen
gemeinsamen Ordnungsareal ausgesondert, wie z. B. die
Gilliesiagruppe.

Schlussbetrachtung über die "geographische
Botanik"
. Der Umfang der hier nur an sieben, aller-
dings formenreichen und mit Absicht so ausgewählten
Ordnungen hinsichtlich ihres Areals und der sich in ihm
bildenden Verwandtschaftsgruppen gemachten Ausein-
andersetzungen lässt den weiten Umfang dessen ahnen,
was man gewöhnlich unter "geographischer Botanik"
versteht. Ist auch dieser Gegenstand in höherem Grade
geeignet, das Interesse von Pflanzenkennern herauszu-
fordern als das der Geographen, so ist doch zu bedenken,

Ableitungen aus den Liliaceen-Arealen.
letzte (Lomatophyllum) mit Holzstamm und breiten Fleisch-
blättern bewohnt Mauritius und Bourbon.

Die borealen Liliaceentribus. Eine Reihe von
Gruppen zeigt gegenüber den eben in ihrer Verbreitung
gezeichneten eine Beschränkung auf die kalten oder
montan-subtropischen Gebiete der nördlichen Zone; ihre
Arten bewohnen Nordamerika, Ostasien und den Hima-
laya, Sibirien und Europa, manche bevölkern auch die
centralasiatischen Steppengebiete. Zu den Waldgebiets-
genossen gehören vornehmlich die Convallarieen, die Mai-
blumen nebst Polygonatum, Majanthemum, Streptopus etc.
umfassend, von welcher nur eine Gattung südwärts die
Sundainseln erreicht, ferner die Paris-Gruppe mit Trillium
in Ostasien und Nordamerika.

Die Verbreitung der Liliaceen zeigt daher folgende
Züge: Ueber die ganze Erde verbreitet liegt in ihrem
Auftreten zunächst durchaus nicht so viel Charakteristi-
sches, als es Palmen, Protaceen etc. hervorrufen. Ja es
gibt einzelne Tribus und Gattungen, welche ebenfalls ein
ungeheuer weites Areal bewohnen. Die meisten Tribus
aber fallen vorwiegend auf ein bestimmtes Areal, und
dieses ist entweder an einen einzelnen Kontinent gebun-
den (Aloë, Xantorrhoea), oder aber es deutet die be-
kannten, in der Florenreichsabscheidung benutzten Wander-
linien und Verwandtschaftszüge an (Luzuriageen, Astelia;
— Convallaria, Paris
). Endlich sind gewisse Gruppen
von sehr enger Verbreitung wiederum in dem grossen
gemeinsamen Ordnungsareal ausgesondert, wie z. B. die
Gilliesiagruppe.

Schlussbetrachtung über die „geographische
Botanik“
. Der Umfang der hier nur an sieben, aller-
dings formenreichen und mit Absicht so ausgewählten
Ordnungen hinsichtlich ihres Areals und der sich in ihm
bildenden Verwandtschaftsgruppen gemachten Ausein-
andersetzungen lässt den weiten Umfang dessen ahnen,
was man gewöhnlich unter „geographischer Botanik“
versteht. Ist auch dieser Gegenstand in höherem Grade
geeignet, das Interesse von Pflanzenkennern herauszu-
fordern als das der Geographen, so ist doch zu bedenken,

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[211/0241] Ableitungen aus den Liliaceen-Arealen. letzte (Lomatophyllum) mit Holzstamm und breiten Fleisch- blättern bewohnt Mauritius und Bourbon. Die borealen Liliaceentribus. Eine Reihe von Gruppen zeigt gegenüber den eben in ihrer Verbreitung gezeichneten eine Beschränkung auf die kalten oder montan-subtropischen Gebiete der nördlichen Zone; ihre Arten bewohnen Nordamerika, Ostasien und den Hima- laya, Sibirien und Europa, manche bevölkern auch die centralasiatischen Steppengebiete. Zu den Waldgebiets- genossen gehören vornehmlich die Convallarieen, die Mai- blumen nebst Polygonatum, Majanthemum, Streptopus etc. umfassend, von welcher nur eine Gattung südwärts die Sundainseln erreicht, ferner die Paris-Gruppe mit Trillium in Ostasien und Nordamerika. Die Verbreitung der Liliaceen zeigt daher folgende Züge: Ueber die ganze Erde verbreitet liegt in ihrem Auftreten zunächst durchaus nicht so viel Charakteristi- sches, als es Palmen, Protaceen etc. hervorrufen. Ja es gibt einzelne Tribus und Gattungen, welche ebenfalls ein ungeheuer weites Areal bewohnen. Die meisten Tribus aber fallen vorwiegend auf ein bestimmtes Areal, und dieses ist entweder an einen einzelnen Kontinent gebun- den (Aloë, Xantorrhoea), oder aber es deutet die be- kannten, in der Florenreichsabscheidung benutzten Wander- linien und Verwandtschaftszüge an (Luzuriageen, Astelia; — Convallaria, Paris). Endlich sind gewisse Gruppen von sehr enger Verbreitung wiederum in dem grossen gemeinsamen Ordnungsareal ausgesondert, wie z. B. die Gilliesiagruppe. Schlussbetrachtung über die „geographische Botanik“. Der Umfang der hier nur an sieben, aller- dings formenreichen und mit Absicht so ausgewählten Ordnungen hinsichtlich ihres Areals und der sich in ihm bildenden Verwandtschaftsgruppen gemachten Ausein- andersetzungen lässt den weiten Umfang dessen ahnen, was man gewöhnlich unter „geographischer Botanik“ versteht. Ist auch dieser Gegenstand in höherem Grade geeignet, das Interesse von Pflanzenkennern herauszu- fordern als das der Geographen, so ist doch zu bedenken,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/241>, abgerufen am 24.11.2024.