Scheidelinie hat sein können, weil die Leichtigkeit der pflanzlichen Wanderung oder Verschlagung sie überbrückt. Denn nicht nur gehen nach Birma und dem britischen Vorderindien noch 9 Arten kapselfrüchtiger Gattungen (Melaleuca Leucadendron, Tristania etc.), sondern umge- kehrt sind auch von den beerenfrüchtigen Gattungen 7 mit 43 Arten (Myrtus, Rhodomyrtus, Rhodamnia, Euge- nia etc.) an der Ostküste (keine an der Westküste) Australiens, fast alle in Queensland, verbreitet und begeg- nen hier also den Eucalyptus-, Melaleuca-, Baeckea-, Calycothrix- und Darwinia-Arten, welche ihrerseits ihr Hauptentwickelungsgebiet im südwestlichen Australien haben. 32 Gattungen trockenfrüchtiger Myrtaceen sind auf Australien beschränkt, die Hälfte davon allein auf Westaustralien.
In zweiter Stelle an Reichtum eigener Gattungen steht das tropische Amerika da (etwa 22 endemische Gattungen oder Untergattungen), während Indien, mit Nord- und Nordostaustralien in Verbindung gedacht, viel weniger eigene Gattungen entwickelt hat. Auch sind die Artenzahlen in Indien viel geringer: Britisch-Indien zählt etwa 160 Arten, das holländische Indien etwa 200; Bra- silien zählt dagegen nach Berg, welcher allerdings die Arten etwas zersplittert haben mag, 700 Arten, von denen 176 allein auf das Amazonasgebiet beschränkt, 188 im nordöstlichen Teil des Landes, 442 in der Camposregion, 310 im atlantischen Küstenstrich Bahia-Rio, 117 endlich in Südbrasilien heimisch sind und nur 67 eine weitere Verbreitung zwischen diesen Landesteilen zeigen. Und noch über 80 Arten finden sich im nördlichen Myrtaceen- areal Amerikas zwischen Panama und den südlichen Staaten von Mexiko, darunter 38 Eugenia. Auch Chile zählt noch 63 Arten, unter denen Myrten und Eugenien vorwiegen.
Diesen Zahlenverhältnissen gegenüber ist die Armut Afrikas sehr auffallend: im ganzen Kontinent steckt nur etwa ein Dutzend Arten, von denen Myrtus communis nur die Mediterranregion bewohnt, dann auf die trockene Wüste und Savane ohne Myrtaceen erst in Ober- und
Die Charakter-Myrtaceen Amerikas etc.
Scheidelinie hat sein können, weil die Leichtigkeit der pflanzlichen Wanderung oder Verschlagung sie überbrückt. Denn nicht nur gehen nach Birma und dem britischen Vorderindien noch 9 Arten kapselfrüchtiger Gattungen (Melaleuca Leucadendron, Tristania etc.), sondern umge- kehrt sind auch von den beerenfrüchtigen Gattungen 7 mit 43 Arten (Myrtus, Rhodomyrtus, Rhodamnia, Euge- nia etc.) an der Ostküste (keine an der Westküste) Australiens, fast alle in Queensland, verbreitet und begeg- nen hier also den Eucalyptus-, Melaleuca-, Baeckea-, Calycothrix- und Darwinia-Arten, welche ihrerseits ihr Hauptentwickelungsgebiet im südwestlichen Australien haben. 32 Gattungen trockenfrüchtiger Myrtaceen sind auf Australien beschränkt, die Hälfte davon allein auf Westaustralien.
In zweiter Stelle an Reichtum eigener Gattungen steht das tropische Amerika da (etwa 22 endemische Gattungen oder Untergattungen), während Indien, mit Nord- und Nordostaustralien in Verbindung gedacht, viel weniger eigene Gattungen entwickelt hat. Auch sind die Artenzahlen in Indien viel geringer: Britisch-Indien zählt etwa 160 Arten, das holländische Indien etwa 200; Bra- silien zählt dagegen nach Berg, welcher allerdings die Arten etwas zersplittert haben mag, 700 Arten, von denen 176 allein auf das Amazonasgebiet beschränkt, 188 im nordöstlichen Teil des Landes, 442 in der Camposregion, 310 im atlantischen Küstenstrich Bahia-Rio, 117 endlich in Südbrasilien heimisch sind und nur 67 eine weitere Verbreitung zwischen diesen Landesteilen zeigen. Und noch über 80 Arten finden sich im nördlichen Myrtaceen- areal Amerikas zwischen Panama und den südlichen Staaten von Mexiko, darunter 38 Eugenia. Auch Chile zählt noch 63 Arten, unter denen Myrten und Eugenien vorwiegen.
Diesen Zahlenverhältnissen gegenüber ist die Armut Afrikas sehr auffallend: im ganzen Kontinent steckt nur etwa ein Dutzend Arten, von denen Myrtus communis nur die Mediterranregion bewohnt, dann auf die trockene Wüste und Savane ohne Myrtaceen erst in Ober- und
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Die Charakter-Myrtaceen Amerikas etc.
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pflanzlichen Wanderung oder Verschlagung sie überbrückt.
Denn nicht nur gehen nach Birma und dem britischen
Vorderindien noch 9 Arten kapselfrüchtiger Gattungen
(Melaleuca Leucadendron, Tristania etc.), sondern umge-
kehrt sind auch von den beerenfrüchtigen Gattungen 7
mit 43 Arten (Myrtus, Rhodomyrtus, Rhodamnia, Euge-
nia etc.) an der Ostküste (keine an der Westküste)
Australiens, fast alle in Queensland, verbreitet und begeg-
nen hier also den Eucalyptus-, Melaleuca-, Baeckea-,
Calycothrix- und Darwinia-Arten, welche ihrerseits ihr
Hauptentwickelungsgebiet im südwestlichen Australien
haben. 32 Gattungen trockenfrüchtiger Myrtaceen sind
auf Australien beschränkt, die Hälfte davon allein auf
Westaustralien.
In zweiter Stelle an Reichtum eigener Gattungen
steht das tropische Amerika da (etwa 22 endemische
Gattungen oder Untergattungen), während Indien, mit
Nord- und Nordostaustralien in Verbindung gedacht, viel
weniger eigene Gattungen entwickelt hat. Auch sind die
Artenzahlen in Indien viel geringer: Britisch-Indien zählt
etwa 160 Arten, das holländische Indien etwa 200; Bra-
silien zählt dagegen nach Berg, welcher allerdings die
Arten etwas zersplittert haben mag, 700 Arten, von denen
176 allein auf das Amazonasgebiet beschränkt, 188 im
nordöstlichen Teil des Landes, 442 in der Camposregion,
310 im atlantischen Küstenstrich Bahia-Rio, 117 endlich
in Südbrasilien heimisch sind und nur 67 eine weitere
Verbreitung zwischen diesen Landesteilen zeigen. Und
noch über 80 Arten finden sich im nördlichen Myrtaceen-
areal Amerikas zwischen Panama und den südlichen
Staaten von Mexiko, darunter 38 Eugenia. Auch Chile
zählt noch 63 Arten, unter denen Myrten und Eugenien
vorwiegen.
Diesen Zahlenverhältnissen gegenüber ist die Armut
Afrikas sehr auffallend: im ganzen Kontinent steckt nur
etwa ein Dutzend Arten, von denen Myrtus communis
nur die Mediterranregion bewohnt, dann auf die trockene
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/230>, abgerufen am 24.11.2024.
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