10 Zoll sich erhebender Halbstrauch einen häufigen Nieder- buschbestand der Flora der Maluinen bildet; das Kap- land, ganz Australien und Tasmanien, Neuseeland und auch die Aucklandinseln haben alle ihre mehr oder we- niger reiche Myrtaceenflora.
Systematisch zerfällt die Ordnung in drei wohl zu unter- scheidende Unterordnungen: 1. Die Myrtinen selbst bilden a) die Gruppe der trocken-(kapsel-)früchtigen Sippen mit den grossen Gattungen Baeckea, Leptospermum, Melaleuca, Metrosideros und besonders Eucalyptus, dann b) die Gruppe der saftig-(beeren-)früch- tigen mit den hervorragenden Gattungen Campomanesia, Psidium, Calyptranthes, Myrtus, und besonders den, nach den Floren je 400 bis 500 Arten zählenden Myrcia und Eugenia. 2. Die Barringto- ninen bestehen aus nur 6 Gattungen mit etwa 40 Arten, unter denen Barringtonia in Asien und Afrika, Gustavia in Amerika den Vorrang haben. 3. Die Lecythidinen mit ihren, riesigen Deckel- krügen oder Hohlkugeln vergleichbaren Holzkapseln bestehen aus 5 amerikanischen Gattungen, Lecythis mit 50 Arten obenan, be- rühmt auch Couratari, Couroupita, und die Brasilnuss liefernde Bertholletia excelsa.
Tritt also auch in der Verteilung von Barringtonia und Lecythis samt ihren nächsten Genossen der oft her- vorgehobene Unterschied nach kontinentaler Absonderung hervor, so zeigt sich etwas besonders Interessantes in der Verteilung der kapsel- und der beerenfrüchtigen Myrtinen. Es ist hervorgehoben, dass Australien mit Neuseeland und den nördlich angrenzenden Inseln bis zur Makassarstrasse sich floristisch durchaus nicht so scharf von Indien und Afrika abhebt, als faunistisch, so dass ja sogar die Kon- struktion einer Florenreichsgrenze an dieser Stelle nicht ein altbekanntes oder allgemein angenommenes Prinzip ist. Nun wohl, die Myrtaceen entsprechen allerdings einer solchen Florenabsonderung, indem fast alle trocken- früchtigen Gattungen in Australien und im Inselreich nur wenig westwärts und nordwärts von Celebes zu Hause sind, während die durch Myrcia und Eugenia charakte- risierten beerenfrüchtigen Gattungen mit der Hauptmasse ihrer Arten in Indien und im tropischen Amerika stecken, ausserdem die schwache Myrtaceenbevölkerung Afrikas bilden. Aber man ersieht auch hier, wie die berühmte Makassarstrasse für Florenabgrenzung keine zwingende
Die Charakter-Myrtaceen Australasiens.
10 Zoll sich erhebender Halbstrauch einen häufigen Nieder- buschbestand der Flora der Maluinen bildet; das Kap- land, ganz Australien und Tasmanien, Neuseeland und auch die Aucklandinseln haben alle ihre mehr oder we- niger reiche Myrtaceenflora.
Systematisch zerfällt die Ordnung in drei wohl zu unter- scheidende Unterordnungen: 1. Die Myrtinen selbst bilden a) die Gruppe der trocken-(kapsel-)früchtigen Sippen mit den grossen Gattungen Baeckea, Leptospermum, Melaleuca, Metrosideros und besonders Eucalyptus, dann b) die Gruppe der saftig-(beeren-)früch- tigen mit den hervorragenden Gattungen Campomanesia, Psidium, Calyptranthes, Myrtus, und besonders den, nach den Floren je 400 bis 500 Arten zählenden Myrcia und Eugenia. 2. Die Barringto- ninen bestehen aus nur 6 Gattungen mit etwa 40 Arten, unter denen Barringtonia in Asien und Afrika, Gustavia in Amerika den Vorrang haben. 3. Die Lecythidinen mit ihren, riesigen Deckel- krügen oder Hohlkugeln vergleichbaren Holzkapseln bestehen aus 5 amerikanischen Gattungen, Lecythis mit 50 Arten obenan, be- rühmt auch Couratari, Couroupita, und die Brasilnuss liefernde Bertholletia excelsa.
Tritt also auch in der Verteilung von Barringtonia und Lecythis samt ihren nächsten Genossen der oft her- vorgehobene Unterschied nach kontinentaler Absonderung hervor, so zeigt sich etwas besonders Interessantes in der Verteilung der kapsel- und der beerenfrüchtigen Myrtinen. Es ist hervorgehoben, dass Australien mit Neuseeland und den nördlich angrenzenden Inseln bis zur Makassarstrasse sich floristisch durchaus nicht so scharf von Indien und Afrika abhebt, als faunistisch, so dass ja sogar die Kon- struktion einer Florenreichsgrenze an dieser Stelle nicht ein altbekanntes oder allgemein angenommenes Prinzip ist. Nun wohl, die Myrtaceen entsprechen allerdings einer solchen Florenabsonderung, indem fast alle trocken- früchtigen Gattungen in Australien und im Inselreich nur wenig westwärts und nordwärts von Celebes zu Hause sind, während die durch Myrcia und Eugenia charakte- risierten beerenfrüchtigen Gattungen mit der Hauptmasse ihrer Arten in Indien und im tropischen Amerika stecken, ausserdem die schwache Myrtaceenbevölkerung Afrikas bilden. Aber man ersieht auch hier, wie die berühmte Makassarstrasse für Florenabgrenzung keine zwingende
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Die Charakter-Myrtaceen Australasiens.
10 Zoll sich erhebender Halbstrauch einen häufigen Nieder-
buschbestand der Flora der Maluinen bildet; das Kap-
land, ganz Australien und Tasmanien, Neuseeland und
auch die Aucklandinseln haben alle ihre mehr oder we-
niger reiche Myrtaceenflora.
Systematisch zerfällt die Ordnung in drei wohl zu unter-
scheidende Unterordnungen: 1. Die Myrtinen selbst bilden a) die
Gruppe der trocken-(kapsel-)früchtigen Sippen mit den grossen
Gattungen Baeckea, Leptospermum, Melaleuca, Metrosideros und
besonders Eucalyptus, dann b) die Gruppe der saftig-(beeren-)früch-
tigen mit den hervorragenden Gattungen Campomanesia, Psidium,
Calyptranthes, Myrtus, und besonders den, nach den Floren je 400
bis 500 Arten zählenden Myrcia und Eugenia. 2. Die Barringto-
ninen bestehen aus nur 6 Gattungen mit etwa 40 Arten, unter
denen Barringtonia in Asien und Afrika, Gustavia in Amerika den
Vorrang haben. 3. Die Lecythidinen mit ihren, riesigen Deckel-
krügen oder Hohlkugeln vergleichbaren Holzkapseln bestehen aus
5 amerikanischen Gattungen, Lecythis mit 50 Arten obenan, be-
rühmt auch Couratari, Couroupita, und die Brasilnuss liefernde
Bertholletia excelsa.
Tritt also auch in der Verteilung von Barringtonia
und Lecythis samt ihren nächsten Genossen der oft her-
vorgehobene Unterschied nach kontinentaler Absonderung
hervor, so zeigt sich etwas besonders Interessantes in der
Verteilung der kapsel- und der beerenfrüchtigen Myrtinen.
Es ist hervorgehoben, dass Australien mit Neuseeland und
den nördlich angrenzenden Inseln bis zur Makassarstrasse
sich floristisch durchaus nicht so scharf von Indien und
Afrika abhebt, als faunistisch, so dass ja sogar die Kon-
struktion einer Florenreichsgrenze an dieser Stelle nicht
ein altbekanntes oder allgemein angenommenes Prinzip
ist. Nun wohl, die Myrtaceen entsprechen allerdings
einer solchen Florenabsonderung, indem fast alle trocken-
früchtigen Gattungen in Australien und im Inselreich nur
wenig westwärts und nordwärts von Celebes zu Hause
sind, während die durch Myrcia und Eugenia charakte-
risierten beerenfrüchtigen Gattungen mit der Hauptmasse
ihrer Arten in Indien und im tropischen Amerika stecken,
ausserdem die schwache Myrtaceenbevölkerung Afrikas
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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