Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Areal von Quercus und Castanea.
pisch-indische Bergland. Nach Norden erstrecken sich
die härteren, Winterfröste ertragenden sommergrünen
Arten etwa so weit oder etwas weiter als die Buchen und
bilden sowohl in Kanada als in Mitteleuropa noch einen
beträchtlichen Anteil der Waldbestände. Nicht eine Art
geht von einem Kontinent zum andern, ausgenommen
natürlich den innigen Zusammenhang Europas und Asiens
in der Flora des Orients, die eine Hälfte der Arten ist
alt-, die andere neuweltlich, ungefähr 20 sind süd- und
mitteleuropäisch, eine auf den Kanaren; ebenfalls etwa
20 Arten besitzt Japan und 40 die Vereinsstaaten Nord-
amerikas. Die grösste Artenzahl und Formenschönheit
ist im Bereich der Tropen entwickelt (Sunda-Inseln, deren
Reichtum jüngst King dargestellt hat, und Mexiko).

Der Eichenbestand Amerikas reicht von über 50° N.
bis 2° N. mit Ausschluss der Antillen, und endet mit
3 Arten in Neugranada, ohne den Aequator berührt zu
haben (Qu. tolimensis, Humboldtii, 2000 m hoch). Die
Eichen-Nordgrenze liegt an der amerikanischen Westküste
beim Nutka-Sunde, im Innern von Kanada kommen Eichen
bis zum Südrande des Winipegsees in grossen Beständen
vor (Qu. stellata), an der Ostküste sollen sie der Haupt-
sache nach bei Quebec enden; die nördlichste Art ist
hier Qu. alba. Ihr Maximum erreichen sie in Mexiko
und steigen hier von der Küste bis 3500 m, stets mit
verschiedenen Arten in den Hauptregionen, wovon im
letzten Abschnitt die Rede sein wird.

Die letzte Gattung Castanea besteht aus zahlreichen
Arten der Gruppe Castanopsis von den Molukken bis
Hongkong und zum Himalaya, 1 Art auch in Kalifornien
(C. chrysophylla, ein westamerikanischer Charakterbaum!),
und aus nur 2 Arten in formenreichen Varietäten der
echten Kastanie C. vesca. Diese ist ein gemeinsames
Merkmal der boreal-subtropischen Florenreiche, da sie
mit unverändertem Artcharakter Südeuropa und den Orient
bis zum Karabagh und Taurus, das nördliche China und
Japan, endlich in Nordamerika von den Gebirgen Süd-
Carolinas bis nach Ohio, Maine und Michigan hin ein
weites Areal in voneinander jetzt völlig isolierten Par-

Areal von Quercus und Castanea.
pisch-indische Bergland. Nach Norden erstrecken sich
die härteren, Winterfröste ertragenden sommergrünen
Arten etwa so weit oder etwas weiter als die Buchen und
bilden sowohl in Kanada als in Mitteleuropa noch einen
beträchtlichen Anteil der Waldbestände. Nicht eine Art
geht von einem Kontinent zum andern, ausgenommen
natürlich den innigen Zusammenhang Europas und Asiens
in der Flora des Orients, die eine Hälfte der Arten ist
alt-, die andere neuweltlich, ungefähr 20 sind süd- und
mitteleuropäisch, eine auf den Kanaren; ebenfalls etwa
20 Arten besitzt Japan und 40 die Vereinsstaaten Nord-
amerikas. Die grösste Artenzahl und Formenschönheit
ist im Bereich der Tropen entwickelt (Sunda-Inseln, deren
Reichtum jüngst King dargestellt hat, und Mexiko).

Der Eichenbestand Amerikas reicht von über 50° N.
bis 2° N. mit Ausschluss der Antillen, und endet mit
3 Arten in Neugranada, ohne den Aequator berührt zu
haben (Qu. tolimensis, Humboldtii, 2000 m hoch). Die
Eichen-Nordgrenze liegt an der amerikanischen Westküste
beim Nutka-Sunde, im Innern von Kanada kommen Eichen
bis zum Südrande des Winipegsees in grossen Beständen
vor (Qu. stellata), an der Ostküste sollen sie der Haupt-
sache nach bei Quebec enden; die nördlichste Art ist
hier Qu. alba. Ihr Maximum erreichen sie in Mexiko
und steigen hier von der Küste bis 3500 m, stets mit
verschiedenen Arten in den Hauptregionen, wovon im
letzten Abschnitt die Rede sein wird.

Die letzte Gattung Castanea besteht aus zahlreichen
Arten der Gruppe Castanopsis von den Molukken bis
Hongkong und zum Himalaya, 1 Art auch in Kalifornien
(C. chrysophylla, ein westamerikanischer Charakterbaum!),
und aus nur 2 Arten in formenreichen Varietäten der
echten Kastanie C. vesca. Diese ist ein gemeinsames
Merkmal der boreal-subtropischen Florenreiche, da sie
mit unverändertem Artcharakter Südeuropa und den Orient
bis zum Karabagh und Taurus, das nördliche China und
Japan, endlich in Nordamerika von den Gebirgen Süd-
Carolinas bis nach Ohio, Maine und Michigan hin ein
weites Areal in voneinander jetzt völlig isolierten Par-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0221" n="191"/><fw place="top" type="header">Areal von Quercus und Castanea.</fw><lb/>
pisch-indische Bergland. Nach Norden erstrecken sich<lb/>
die härteren, Winterfröste ertragenden sommergrünen<lb/>
Arten etwa so weit oder etwas weiter als die Buchen und<lb/>
bilden sowohl in Kanada als in Mitteleuropa noch einen<lb/>
beträchtlichen Anteil der Waldbestände. Nicht eine Art<lb/>
geht von einem Kontinent zum andern, ausgenommen<lb/>
natürlich den innigen Zusammenhang Europas und Asiens<lb/>
in der Flora des Orients, die eine Hälfte der Arten ist<lb/>
alt-, die andere neuweltlich, ungefähr 20 sind süd- und<lb/>
mitteleuropäisch, eine auf den Kanaren; ebenfalls etwa<lb/>
20 Arten besitzt Japan und 40 die Vereinsstaaten Nord-<lb/>
amerikas. Die grösste Artenzahl und Formenschönheit<lb/>
ist im Bereich der Tropen entwickelt (Sunda-Inseln, deren<lb/>
Reichtum jüngst King dargestellt hat, und Mexiko).</p><lb/>
          <p>Der Eichenbestand Amerikas reicht von über 50° N.<lb/>
bis 2° N. mit Ausschluss der Antillen, und endet mit<lb/>
3 Arten in Neugranada, ohne den Aequator berührt zu<lb/>
haben (<hi rendition="#i">Qu. tolimensis, Humboldtii,</hi> 2000 m hoch). Die<lb/>
Eichen-Nordgrenze liegt an der amerikanischen Westküste<lb/>
beim Nutka-Sunde, im Innern von Kanada kommen Eichen<lb/>
bis zum Südrande des Winipegsees in grossen Beständen<lb/>
vor (<hi rendition="#i">Qu. stellata</hi>), an der Ostküste sollen sie der Haupt-<lb/>
sache nach bei Quebec enden; die nördlichste Art ist<lb/>
hier <hi rendition="#i">Qu. alba</hi>. Ihr Maximum erreichen sie in Mexiko<lb/>
und steigen hier von der Küste bis 3500 m, stets mit<lb/>
verschiedenen Arten in den Hauptregionen, wovon im<lb/>
letzten Abschnitt die Rede sein wird.</p><lb/>
          <p>Die letzte Gattung <hi rendition="#i">Castanea</hi> besteht aus zahlreichen<lb/>
Arten der Gruppe <hi rendition="#i">Castanopsis</hi> von den Molukken bis<lb/>
Hongkong und zum Himalaya, 1 Art auch in Kalifornien<lb/>
(<hi rendition="#i">C. chrysophylla</hi>, ein westamerikanischer Charakterbaum!),<lb/>
und aus nur 2 Arten in formenreichen Varietäten der<lb/>
echten Kastanie <hi rendition="#i">C. vesca</hi>. Diese ist ein gemeinsames<lb/>
Merkmal der boreal-subtropischen Florenreiche, da sie<lb/>
mit unverändertem Artcharakter Südeuropa und den Orient<lb/>
bis zum Karabagh und Taurus, das nördliche China und<lb/>
Japan, endlich in Nordamerika von den Gebirgen Süd-<lb/>
Carolinas bis nach Ohio, Maine und Michigan hin ein<lb/>
weites Areal in voneinander jetzt völlig isolierten Par-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0221] Areal von Quercus und Castanea. pisch-indische Bergland. Nach Norden erstrecken sich die härteren, Winterfröste ertragenden sommergrünen Arten etwa so weit oder etwas weiter als die Buchen und bilden sowohl in Kanada als in Mitteleuropa noch einen beträchtlichen Anteil der Waldbestände. Nicht eine Art geht von einem Kontinent zum andern, ausgenommen natürlich den innigen Zusammenhang Europas und Asiens in der Flora des Orients, die eine Hälfte der Arten ist alt-, die andere neuweltlich, ungefähr 20 sind süd- und mitteleuropäisch, eine auf den Kanaren; ebenfalls etwa 20 Arten besitzt Japan und 40 die Vereinsstaaten Nord- amerikas. Die grösste Artenzahl und Formenschönheit ist im Bereich der Tropen entwickelt (Sunda-Inseln, deren Reichtum jüngst King dargestellt hat, und Mexiko). Der Eichenbestand Amerikas reicht von über 50° N. bis 2° N. mit Ausschluss der Antillen, und endet mit 3 Arten in Neugranada, ohne den Aequator berührt zu haben (Qu. tolimensis, Humboldtii, 2000 m hoch). Die Eichen-Nordgrenze liegt an der amerikanischen Westküste beim Nutka-Sunde, im Innern von Kanada kommen Eichen bis zum Südrande des Winipegsees in grossen Beständen vor (Qu. stellata), an der Ostküste sollen sie der Haupt- sache nach bei Quebec enden; die nördlichste Art ist hier Qu. alba. Ihr Maximum erreichen sie in Mexiko und steigen hier von der Küste bis 3500 m, stets mit verschiedenen Arten in den Hauptregionen, wovon im letzten Abschnitt die Rede sein wird. Die letzte Gattung Castanea besteht aus zahlreichen Arten der Gruppe Castanopsis von den Molukken bis Hongkong und zum Himalaya, 1 Art auch in Kalifornien (C. chrysophylla, ein westamerikanischer Charakterbaum!), und aus nur 2 Arten in formenreichen Varietäten der echten Kastanie C. vesca. Diese ist ein gemeinsames Merkmal der boreal-subtropischen Florenreiche, da sie mit unverändertem Artcharakter Südeuropa und den Orient bis zum Karabagh und Taurus, das nördliche China und Japan, endlich in Nordamerika von den Gebirgen Süd- Carolinas bis nach Ohio, Maine und Michigan hin ein weites Areal in voneinander jetzt völlig isolierten Par-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/221
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/221>, abgerufen am 27.12.2024.