Waldes erhalten, und zwar noch in den Breiten von Spitzbergen, dem nördlichst bekannten Ostgrönland und in Taimyrland.
Die letzte, durch das Gewicht ihrer zahlreich und weit verbreiteten Arten bei weitem interessanteste Unter- ordnung mit Eiche, Kastanie und Buche zeigt zwei be- sondere Eigentümlichkeiten: erstens einmal ist eine Eichen- gruppe (Pasania) in direkt-geographischem Anschluss an die ostasiatischen Arten der echten Eichen vom Himalaya an bis zu den Bergen der malayischen Inselwelt in Be- rührung mit tropischen Elementen eigenartig entwickelt, und 1 Art (Quercus pseudomolucca) findet sich auch in Neuseeland; dass eine zweite einzelne Art (Qu. densiflora) in Kalifornien lebt, dürfte weniger auf direkte Wander- verbindung, als auf analoge Umbildung in zwei selb- ständigen Florenreichen hinweisen.
Noch eigentümlicher ist das Verhältnis der Buchen, welche in sehr gleichartigen Formen im gemäßigten Europa, Japan und Nordamerika verbreitet sind, ohne subtropische Arten auszubilden, die ganzen Tropen über- springen, und dann auf beschränktem, aber zerstreutem Gebiet in der gemäßigten südlichen Zone wiederkehren, nämlich von Valdivien bis Feuerland, auf den australi- schen Alpen in Tasmanien, und in Neuseeland. Diese australen Buchen werden unter der eigenen Gattung No- thofagus zusammengefasst (Engler-Prantl, Bd. III, T. 1, S. 52); die meisten ihrer Arten sind immergrün, aber einige (N. obliqua und procera) sommergrün und in der Tracht den nordischen Buchen sehr ähnlich.
Afrika ist in allen diesen Fällen ausgeschlossen; wie dieser Kontinent schon eine auffallende Armut an Nadel- hölzern zeigt, so in noch höherem Grade an Cupuliferen; nur das atlantische Gebiet im Nordwesten nimmt teil an den immergrünen Eichen der Mittelmeerregion mit Quercus Ilex; das ist alles.
Gegen 200 echte Eichen und gegen 100 der Pasania- Gruppe (die starken Unterarten als selbständig mitgezählt) verteilen sich nun auf das wärmere Nordamerika, das Mediterrangebiet und den Orient, Ostasien und das tro-
Areal der Cupuliferen-Gattungen.
Waldes erhalten, und zwar noch in den Breiten von Spitzbergen, dem nördlichst bekannten Ostgrönland und in Taimyrland.
Die letzte, durch das Gewicht ihrer zahlreich und weit verbreiteten Arten bei weitem interessanteste Unter- ordnung mit Eiche, Kastanie und Buche zeigt zwei be- sondere Eigentümlichkeiten: erstens einmal ist eine Eichen- gruppe (Pasania) in direkt-geographischem Anschluss an die ostasiatischen Arten der echten Eichen vom Himalaya an bis zu den Bergen der malayischen Inselwelt in Be- rührung mit tropischen Elementen eigenartig entwickelt, und 1 Art (Quercus pseudomolucca) findet sich auch in Neuseeland; dass eine zweite einzelne Art (Qu. densiflora) in Kalifornien lebt, dürfte weniger auf direkte Wander- verbindung, als auf analoge Umbildung in zwei selb- ständigen Florenreichen hinweisen.
Noch eigentümlicher ist das Verhältnis der Buchen, welche in sehr gleichartigen Formen im gemäßigten Europa, Japan und Nordamerika verbreitet sind, ohne subtropische Arten auszubilden, die ganzen Tropen über- springen, und dann auf beschränktem, aber zerstreutem Gebiet in der gemäßigten südlichen Zone wiederkehren, nämlich von Valdivien bis Feuerland, auf den australi- schen Alpen in Tasmanien, und in Neuseeland. Diese australen Buchen werden unter der eigenen Gattung No- thofagus zusammengefasst (Engler-Prantl, Bd. III, T. 1, S. 52); die meisten ihrer Arten sind immergrün, aber einige (N. obliqua und procera) sommergrün und in der Tracht den nordischen Buchen sehr ähnlich.
Afrika ist in allen diesen Fällen ausgeschlossen; wie dieser Kontinent schon eine auffallende Armut an Nadel- hölzern zeigt, so in noch höherem Grade an Cupuliferen; nur das atlantische Gebiet im Nordwesten nimmt teil an den immergrünen Eichen der Mittelmeerregion mit Quercus Ilex; das ist alles.
Gegen 200 echte Eichen und gegen 100 der Pasania- Gruppe (die starken Unterarten als selbständig mitgezählt) verteilen sich nun auf das wärmere Nordamerika, das Mediterrangebiet und den Orient, Ostasien und das tro-
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Areal der Cupuliferen-Gattungen.
Waldes erhalten, und zwar noch in den Breiten von
Spitzbergen, dem nördlichst bekannten Ostgrönland und
in Taimyrland.
Die letzte, durch das Gewicht ihrer zahlreich und
weit verbreiteten Arten bei weitem interessanteste Unter-
ordnung mit Eiche, Kastanie und Buche zeigt zwei be-
sondere Eigentümlichkeiten: erstens einmal ist eine Eichen-
gruppe (Pasania) in direkt-geographischem Anschluss an
die ostasiatischen Arten der echten Eichen vom Himalaya
an bis zu den Bergen der malayischen Inselwelt in Be-
rührung mit tropischen Elementen eigenartig entwickelt,
und 1 Art (Quercus pseudomolucca) findet sich auch in
Neuseeland; dass eine zweite einzelne Art (Qu. densiflora)
in Kalifornien lebt, dürfte weniger auf direkte Wander-
verbindung, als auf analoge Umbildung in zwei selb-
ständigen Florenreichen hinweisen.
Noch eigentümlicher ist das Verhältnis der Buchen,
welche in sehr gleichartigen Formen im gemäßigten
Europa, Japan und Nordamerika verbreitet sind, ohne
subtropische Arten auszubilden, die ganzen Tropen über-
springen, und dann auf beschränktem, aber zerstreutem
Gebiet in der gemäßigten südlichen Zone wiederkehren,
nämlich von Valdivien bis Feuerland, auf den australi-
schen Alpen in Tasmanien, und in Neuseeland. Diese
australen Buchen werden unter der eigenen Gattung No-
thofagus zusammengefasst (Engler-Prantl, Bd. III, T. 1,
S. 52); die meisten ihrer Arten sind immergrün, aber
einige (N. obliqua und procera) sommergrün und in der
Tracht den nordischen Buchen sehr ähnlich.
Afrika ist in allen diesen Fällen ausgeschlossen; wie
dieser Kontinent schon eine auffallende Armut an Nadel-
hölzern zeigt, so in noch höherem Grade an Cupuliferen;
nur das atlantische Gebiet im Nordwesten nimmt teil
an den immergrünen Eichen der Mittelmeerregion mit
Quercus Ilex; das ist alles.
Gegen 200 echte Eichen und gegen 100 der Pasania-
Gruppe (die starken Unterarten als selbständig mitgezählt)
verteilen sich nun auf das wärmere Nordamerika, das
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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