einen einheitlichen physiognomischen Charakter durch Ausbildung von nur xerophilen Vegetationsformen trägt, ist insofern gleichgültig, als hier nur der Gesichtspunkt bestimmter Systemzugehörigkeit obwaltet.
Der Reihe nach sind diese Scheidelinien folgende: Eine um den nördlichen Wendekreis in mannigfachen Auszackungen hin- und herlaufende Linie A scheidet in Amerika und der Alten Welt die borealen Floren von der Tropenflora. Eine zweite sehr starke Doppelscheide- linie B scheidet durch den Atlantischen und Stillen Ozean Amerika von der altweltlichen Florenentwickelung ab; zu letzterer gehören viel mehr Inselreiche als zu Amerika. Die Scheidelinie verliert beim Ueberschreiten des nörd- lichen Wendekreises sehr viel an Intensität, und hört nach Ueberschreitung des 40.° bis 50.° Breitenkreises auf, als Scheide ersten und zweiten Ranges zu wirken, hat endlich bei 60° nicht einmal mehr für Gebietstren- nung irgend eine Bedeutung; auch nach der Südspitze des Kontinents hin büsst sie an Kraft ein, so dass also nur die tropischen und subtropischen Floren Amerikas ihre starke Eigentümlichkeit zeigen. Eine dritte Linie C zeigt alsdann die Abgeschlossenheit Australiens an, aber als Linie ersten Grades nur an der West- und Südküste. Eine vierte Linie D trennt Südafrika von den übrigen australen Gebieten und minder stark gegen das tropische Afrika ab. Eine fünfte Linie E, schwächer als vorige, so dass man mit ihr die Linien zweiten Grades beginnen kann, scheidet ebenso die subtropische und westliche Flora Südamerikas von der brasilianischen Tropenflora. Aehnlich verhält sich die sechste Line F in Australien, welche die Nordostküste dieses Kontinents den indisch- polynesischen Monsunlandschaften anfügt, an der nord- westlichen Küste des Landes aber sich mit der hier zur Trennungslinie zweiten Grades herabsinkenden Scheide C vereinigt, um allmählich schwächer werdend die Bali- Lombok- und Makassarstrasse zur Scheide zwischen Me- lanesien und den Sundainseln zu machen.
Nun folgen Scheidelinien dritten Grades, zunächst in den borealen Floren. Nördlich vom Himalaya schaltet
Hauptscheidelinien der Flora.
einen einheitlichen physiognomischen Charakter durch Ausbildung von nur xerophilen Vegetationsformen trägt, ist insofern gleichgültig, als hier nur der Gesichtspunkt bestimmter Systemzugehörigkeit obwaltet.
Der Reihe nach sind diese Scheidelinien folgende: Eine um den nördlichen Wendekreis in mannigfachen Auszackungen hin- und herlaufende Linie A scheidet in Amerika und der Alten Welt die borealen Floren von der Tropenflora. Eine zweite sehr starke Doppelscheide- linie B scheidet durch den Atlantischen und Stillen Ozean Amerika von der altweltlichen Florenentwickelung ab; zu letzterer gehören viel mehr Inselreiche als zu Amerika. Die Scheidelinie verliert beim Ueberschreiten des nörd- lichen Wendekreises sehr viel an Intensität, und hört nach Ueberschreitung des 40.° bis 50.° Breitenkreises auf, als Scheide ersten und zweiten Ranges zu wirken, hat endlich bei 60° nicht einmal mehr für Gebietstren- nung irgend eine Bedeutung; auch nach der Südspitze des Kontinents hin büsst sie an Kraft ein, so dass also nur die tropischen und subtropischen Floren Amerikas ihre starke Eigentümlichkeit zeigen. Eine dritte Linie C zeigt alsdann die Abgeschlossenheit Australiens an, aber als Linie ersten Grades nur an der West- und Südküste. Eine vierte Linie D trennt Südafrika von den übrigen australen Gebieten und minder stark gegen das tropische Afrika ab. Eine fünfte Linie E, schwächer als vorige, so dass man mit ihr die Linien zweiten Grades beginnen kann, scheidet ebenso die subtropische und westliche Flora Südamerikas von der brasilianischen Tropenflora. Aehnlich verhält sich die sechste Line F in Australien, welche die Nordostküste dieses Kontinents den indisch- polynesischen Monsunlandschaften anfügt, an der nord- westlichen Küste des Landes aber sich mit der hier zur Trennungslinie zweiten Grades herabsinkenden Scheide C vereinigt, um allmählich schwächer werdend die Bali- Lombok- und Makassarstrasse zur Scheide zwischen Me- lanesien und den Sundainseln zu machen.
Nun folgen Scheidelinien dritten Grades, zunächst in den borealen Floren. Nördlich vom Himalaya schaltet
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Hauptscheidelinien der Flora.
einen einheitlichen physiognomischen Charakter durch
Ausbildung von nur xerophilen Vegetationsformen trägt,
ist insofern gleichgültig, als hier nur der Gesichtspunkt
bestimmter Systemzugehörigkeit obwaltet.
Der Reihe nach sind diese Scheidelinien folgende:
Eine um den nördlichen Wendekreis in mannigfachen
Auszackungen hin- und herlaufende Linie A scheidet in
Amerika und der Alten Welt die borealen Floren von
der Tropenflora. Eine zweite sehr starke Doppelscheide-
linie B scheidet durch den Atlantischen und Stillen Ozean
Amerika von der altweltlichen Florenentwickelung ab;
zu letzterer gehören viel mehr Inselreiche als zu Amerika.
Die Scheidelinie verliert beim Ueberschreiten des nörd-
lichen Wendekreises sehr viel an Intensität, und hört
nach Ueberschreitung des 40.° bis 50.° Breitenkreises
auf, als Scheide ersten und zweiten Ranges zu wirken,
hat endlich bei 60° nicht einmal mehr für Gebietstren-
nung irgend eine Bedeutung; auch nach der Südspitze
des Kontinents hin büsst sie an Kraft ein, so dass also
nur die tropischen und subtropischen Floren Amerikas
ihre starke Eigentümlichkeit zeigen. Eine dritte Linie C
zeigt alsdann die Abgeschlossenheit Australiens an, aber
als Linie ersten Grades nur an der West- und Südküste.
Eine vierte Linie D trennt Südafrika von den übrigen
australen Gebieten und minder stark gegen das tropische
Afrika ab. Eine fünfte Linie E, schwächer als vorige,
so dass man mit ihr die Linien zweiten Grades beginnen
kann, scheidet ebenso die subtropische und westliche
Flora Südamerikas von der brasilianischen Tropenflora.
Aehnlich verhält sich die sechste Line F in Australien,
welche die Nordostküste dieses Kontinents den indisch-
polynesischen Monsunlandschaften anfügt, an der nord-
westlichen Küste des Landes aber sich mit der hier zur
Trennungslinie zweiten Grades herabsinkenden Scheide C
vereinigt, um allmählich schwächer werdend die Bali-
Lombok- und Makassarstrasse zur Scheide zwischen Me-
lanesien und den Sundainseln zu machen.
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/172>, abgerufen am 22.11.2024.
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