entspricht, dass ein gleichartiges Entwickelungsgesetz die organische Welt beherrscht.
Wallace hat in seiner "Geographical distribution of Animals" (Bd. I, S. 35) die Hauptfaktoren aufgezählt, welche zur Absonderung oder Vermischung der Faunen je nach dem Grade ihres Auftretens in Wechselwirkung hinzielen; dieselben sind: 1. Proportion von Land und Wasser; 2. Grenzen und Verteilungsweise der Konti- nente; 3. Tiefe der Ozeane und Seen, Richtung und Ge- schwindigkeit der ozeanischen Ströme; 4. Lage von In- seln; 5. Höhe, Richtung und Anschluss von Gebirgs- ketten; 6. Lage und Ausdehnung von Wüsten, Seen, Waldgebieten; 7. Herrschende Windrichtungen und Stürme; 8. Klima und seine Jahresschwankung in Tem- peratur, Regenmenge, Eis- und Schneefall sowohl in Mitteln als Extremen; 9. Rückwirkung des Vegetations- wechsels. Alle diese Faktoren lassen sich ohne weiteres, oder in Umkehrung der Wechselwirkungen zwischen beiden organischen Reichen in gleichem Einfluss auf die Absonderung oder Vermischung der Floren aufführen: Punkt 1--5 sind rein geographische Grundlagen dazu, teilweise auch Punkt 6. Wenn sich einmal ein Land zur Bedeckung mit weitausgedehnten und zusammenhängen- den Wäldern eignet, so bildet dieser Waldgürtel, so lange als er stationär ist, selbst eine Vegetationsschranke gegen fremde Elemente, schützt dagegen in seinem Bereich die kleineren an ihn angelehnten Gewächse. Punkt 8 aber fällt für die Pflanzenwelt als biologischer Kausalfaktor in erste Linie und Punkt 9 verwandelt sich in die Wechsel- beziehungen zum Tierreich. Punkt 7 ist gleichsinnig und bedeutet die Ausstreuungsrichtung der Samen; es ist ja z. B. beim Föhn im Alpengebiet nachgewiesen, in wel- cher Weise derselbe nachhaltig für Besiedelung süd- licherer Pflanzenarten in den seiner Streichrichtung ge- öffneten Thälern wirkt. Was Wallace nicht besonders genannt hat, für die im Erdreich wurzelnde Pflanzenwelt aber unerlässlich hinzuzufügen bleibt, ist dann noch die physikalisch-chemische Eigenschaft des Substrats. Durch die Vegetationsdecke wirkt dieselbe dann auch schwächer
Gleichheit der Einflüsse.
entspricht, dass ein gleichartiges Entwickelungsgesetz die organische Welt beherrscht.
Wallace hat in seiner „Geographical distribution of Animals“ (Bd. I, S. 35) die Hauptfaktoren aufgezählt, welche zur Absonderung oder Vermischung der Faunen je nach dem Grade ihres Auftretens in Wechselwirkung hinzielen; dieselben sind: 1. Proportion von Land und Wasser; 2. Grenzen und Verteilungsweise der Konti- nente; 3. Tiefe der Ozeane und Seen, Richtung und Ge- schwindigkeit der ozeanischen Ströme; 4. Lage von In- seln; 5. Höhe, Richtung und Anschluss von Gebirgs- ketten; 6. Lage und Ausdehnung von Wüsten, Seen, Waldgebieten; 7. Herrschende Windrichtungen und Stürme; 8. Klima und seine Jahresschwankung in Tem- peratur, Regenmenge, Eis- und Schneefall sowohl in Mitteln als Extremen; 9. Rückwirkung des Vegetations- wechsels. Alle diese Faktoren lassen sich ohne weiteres, oder in Umkehrung der Wechselwirkungen zwischen beiden organischen Reichen in gleichem Einfluss auf die Absonderung oder Vermischung der Floren aufführen: Punkt 1—5 sind rein geographische Grundlagen dazu, teilweise auch Punkt 6. Wenn sich einmal ein Land zur Bedeckung mit weitausgedehnten und zusammenhängen- den Wäldern eignet, so bildet dieser Waldgürtel, so lange als er stationär ist, selbst eine Vegetationsschranke gegen fremde Elemente, schützt dagegen in seinem Bereich die kleineren an ihn angelehnten Gewächse. Punkt 8 aber fällt für die Pflanzenwelt als biologischer Kausalfaktor in erste Linie und Punkt 9 verwandelt sich in die Wechsel- beziehungen zum Tierreich. Punkt 7 ist gleichsinnig und bedeutet die Ausstreuungsrichtung der Samen; es ist ja z. B. beim Föhn im Alpengebiet nachgewiesen, in wel- cher Weise derselbe nachhaltig für Besiedelung süd- licherer Pflanzenarten in den seiner Streichrichtung ge- öffneten Thälern wirkt. Was Wallace nicht besonders genannt hat, für die im Erdreich wurzelnde Pflanzenwelt aber unerlässlich hinzuzufügen bleibt, ist dann noch die physikalisch-chemische Eigenschaft des Substrats. Durch die Vegetationsdecke wirkt dieselbe dann auch schwächer
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Gleichheit der Einflüsse.
entspricht, dass ein gleichartiges Entwickelungsgesetz die
organische Welt beherrscht.
Wallace hat in seiner „Geographical distribution of
Animals“ (Bd. I, S. 35) die Hauptfaktoren aufgezählt,
welche zur Absonderung oder Vermischung der Faunen
je nach dem Grade ihres Auftretens in Wechselwirkung
hinzielen; dieselben sind: 1. Proportion von Land und
Wasser; 2. Grenzen und Verteilungsweise der Konti-
nente; 3. Tiefe der Ozeane und Seen, Richtung und Ge-
schwindigkeit der ozeanischen Ströme; 4. Lage von In-
seln; 5. Höhe, Richtung und Anschluss von Gebirgs-
ketten; 6. Lage und Ausdehnung von Wüsten, Seen,
Waldgebieten; 7. Herrschende Windrichtungen und
Stürme; 8. Klima und seine Jahresschwankung in Tem-
peratur, Regenmenge, Eis- und Schneefall sowohl in
Mitteln als Extremen; 9. Rückwirkung des Vegetations-
wechsels. Alle diese Faktoren lassen sich ohne weiteres,
oder in Umkehrung der Wechselwirkungen zwischen
beiden organischen Reichen in gleichem Einfluss auf die
Absonderung oder Vermischung der Floren aufführen:
Punkt 1—5 sind rein geographische Grundlagen dazu,
teilweise auch Punkt 6. Wenn sich einmal ein Land zur
Bedeckung mit weitausgedehnten und zusammenhängen-
den Wäldern eignet, so bildet dieser Waldgürtel, so lange
als er stationär ist, selbst eine Vegetationsschranke gegen
fremde Elemente, schützt dagegen in seinem Bereich die
kleineren an ihn angelehnten Gewächse. Punkt 8 aber
fällt für die Pflanzenwelt als biologischer Kausalfaktor
in erste Linie und Punkt 9 verwandelt sich in die Wechsel-
beziehungen zum Tierreich. Punkt 7 ist gleichsinnig und
bedeutet die Ausstreuungsrichtung der Samen; es ist ja
z. B. beim Föhn im Alpengebiet nachgewiesen, in wel-
cher Weise derselbe nachhaltig für Besiedelung süd-
licherer Pflanzenarten in den seiner Streichrichtung ge-
öffneten Thälern wirkt. Was Wallace nicht besonders
genannt hat, für die im Erdreich wurzelnde Pflanzenwelt
aber unerlässlich hinzuzufügen bleibt, ist dann noch die
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/141>, abgerufen am 23.11.2024.
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