sationsverschiedenheiten werden in dem einen Ausdruck "Xerophilen" zusammengefasst, welcher durch direkte Beziehung auf bestimmte Eigenschaften der Länder zu höherer geographischer Bedeutung gelangt. Das Problem, wie stark die Erblichkeit in den Eigenschaften dieser Gruppen die Veränderungen in geologischen Zeiträumen überdauert, ist allerdings zur Zeit nicht zu beurteilen.
Geographische Abgeschiedenheit führt zu eigen- artiger Entwickelung der Flora. Die vorhergehenden Auseinandersetzungen bringen in Erinnerung, dass in der nach Erdperioden vollzogenen Scheidung der Klimate die eine Wurzel der Scheidung in "Florenreiche" enthalten lag. Wenn Pflanzengruppen einer bestimmten Verwandt- schaft sich am liebsten unter einem bestimmten Maß klimatischer Einflüsse entwickeln, so bilden die Vege- tationszonen auch eine Grundlage der Florenreiche. Aber auch nur eine; diese Beziehung sagt nur aus, dass den tropischen Vegetationszonen auch tropische Florenreiche entsprechen werden, und thatsächlich gibt Hooker jüngst an, dass er die primäre Scheidung der Floren auf der Erde ansehe als eine solche zwischen tropischen und temperierten Gliedern. Aber analoges Klima hat in geo- graphisch weit getrennten, niemals nachweislich in direk- tem Zusammenhange gestandenen Länderräumen nie zur Entstehung gleichartiger Formen des Pflanzenreichs ge- führt; getrennte Räume haben verschiedene Gestalten des Systems mit sich proportional den Zeiten steigernden Verschiedenheiten ihrer erblichen Organisation zur Ent- wickelung gebracht, während andererseits die Fälle häufig sind, wo eine bestimmte Sippe des Systems aus ihrer engeren klimatischen Sphäre hinaustretend sich in geo- graphisch benachbarten Gebieten unter biologischer An- passung einheimisch gemacht hat: bestehen doch die Ordnungen der Palmen, Bromeliaceen, Cycadeen und viele andere sowohl aus Megathermen, als Xerophilen und Mesothermen. Die andere Grundlage der Florenreiche lässt sich daher so ausdrücken: Die in gleichartige Klima- gürtel der Erde fallenden geographisch selbständigen
Die beiden Grundlagen der Florenreiche.
sationsverschiedenheiten werden in dem einen Ausdruck „Xerophilen“ zusammengefasst, welcher durch direkte Beziehung auf bestimmte Eigenschaften der Länder zu höherer geographischer Bedeutung gelangt. Das Problem, wie stark die Erblichkeit in den Eigenschaften dieser Gruppen die Veränderungen in geologischen Zeiträumen überdauert, ist allerdings zur Zeit nicht zu beurteilen.
Geographische Abgeschiedenheit führt zu eigen- artiger Entwickelung der Flora. Die vorhergehenden Auseinandersetzungen bringen in Erinnerung, dass in der nach Erdperioden vollzogenen Scheidung der Klimate die eine Wurzel der Scheidung in „Florenreiche“ enthalten lag. Wenn Pflanzengruppen einer bestimmten Verwandt- schaft sich am liebsten unter einem bestimmten Maß klimatischer Einflüsse entwickeln, so bilden die Vege- tationszonen auch eine Grundlage der Florenreiche. Aber auch nur eine; diese Beziehung sagt nur aus, dass den tropischen Vegetationszonen auch tropische Florenreiche entsprechen werden, und thatsächlich gibt Hooker jüngst an, dass er die primäre Scheidung der Floren auf der Erde ansehe als eine solche zwischen tropischen und temperierten Gliedern. Aber analoges Klima hat in geo- graphisch weit getrennten, niemals nachweislich in direk- tem Zusammenhange gestandenen Länderräumen nie zur Entstehung gleichartiger Formen des Pflanzenreichs ge- führt; getrennte Räume haben verschiedene Gestalten des Systems mit sich proportional den Zeiten steigernden Verschiedenheiten ihrer erblichen Organisation zur Ent- wickelung gebracht, während andererseits die Fälle häufig sind, wo eine bestimmte Sippe des Systems aus ihrer engeren klimatischen Sphäre hinaustretend sich in geo- graphisch benachbarten Gebieten unter biologischer An- passung einheimisch gemacht hat: bestehen doch die Ordnungen der Palmen, Bromeliaceen, Cycadeen und viele andere sowohl aus Megathermen, als Xerophilen und Mesothermen. Die andere Grundlage der Florenreiche lässt sich daher so ausdrücken: Die in gleichartige Klima- gürtel der Erde fallenden geographisch selbständigen
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Die beiden Grundlagen der Florenreiche.
sationsverschiedenheiten werden in dem einen Ausdruck
„Xerophilen“ zusammengefasst, welcher durch direkte
Beziehung auf bestimmte Eigenschaften der Länder zu
höherer geographischer Bedeutung gelangt. Das Problem,
wie stark die Erblichkeit in den Eigenschaften dieser
Gruppen die Veränderungen in geologischen Zeiträumen
überdauert, ist allerdings zur Zeit nicht zu beurteilen.
Geographische Abgeschiedenheit führt zu eigen-
artiger Entwickelung der Flora. Die vorhergehenden
Auseinandersetzungen bringen in Erinnerung, dass in der
nach Erdperioden vollzogenen Scheidung der Klimate die
eine Wurzel der Scheidung in „Florenreiche“ enthalten
lag. Wenn Pflanzengruppen einer bestimmten Verwandt-
schaft sich am liebsten unter einem bestimmten Maß
klimatischer Einflüsse entwickeln, so bilden die Vege-
tationszonen auch eine Grundlage der Florenreiche. Aber
auch nur eine; diese Beziehung sagt nur aus, dass den
tropischen Vegetationszonen auch tropische Florenreiche
entsprechen werden, und thatsächlich gibt Hooker jüngst
an, dass er die primäre Scheidung der Floren auf der
Erde ansehe als eine solche zwischen tropischen und
temperierten Gliedern. Aber analoges Klima hat in geo-
graphisch weit getrennten, niemals nachweislich in direk-
tem Zusammenhange gestandenen Länderräumen nie zur
Entstehung gleichartiger Formen des Pflanzenreichs ge-
führt; getrennte Räume haben verschiedene Gestalten des
Systems mit sich proportional den Zeiten steigernden
Verschiedenheiten ihrer erblichen Organisation zur Ent-
wickelung gebracht, während andererseits die Fälle häufig
sind, wo eine bestimmte Sippe des Systems aus ihrer
engeren klimatischen Sphäre hinaustretend sich in geo-
graphisch benachbarten Gebieten unter biologischer An-
passung einheimisch gemacht hat: bestehen doch die
Ordnungen der Palmen, Bromeliaceen, Cycadeen und viele
andere sowohl aus Megathermen, als Xerophilen und
Mesothermen. Die andere Grundlage der Florenreiche
lässt sich daher so ausdrücken: Die in gleichartige Klima-
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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