hört; der Persische König, bereit die Freiheit der Griechischen Staa- ten zu schützen, habe bereits reichliche Subsidien in die Hände der Männer, welche mit ihm nichts als das Wohl und die Freiheit Griechenlands im Sinne hätten, zur Unterstützung aller gegen die Macedonier gerichteten Unternehmungen niedergelegt. Nicht weni- ger, als das Persische Gold half der Coalition, daß neben Demo- sthenes der unbestechliche Lykurg für sie sprach; aber das Nothwen- digste war, daß ungesäumt gehandelt und dadurch allen Wünschen und Bemühungen ein Mittelpunkt gegeben wurde.
Theben allein hatte vollen Grund über sein Schicksal zu kla- gen; seit der Schlacht von Chäronea seiner Selbstständigkeit be- raubt, war es durch den Bundestag von Korinth den Macedoniern überlassen, und durch seine Burg in den Händen seiner Herren; wa- ren auch die unruhigsten der Bürger seit der Schlacht von Chäronea des Landes verwiesen, so hatte doch das Volk schon Philipps Tod zu einer Empörung zu benutzen sich bereit gezeigt; durch Alexanders schnelle Ankunft war es damals eingeschüchtert, und das frühere Joch nicht erleichtert, murrend trug es das einst freie Volk; das wußten die Vornehmen der Stadt, die Leiter der Coalition, die verbannten Thebaner, deren sich besonders in Athen viele aufhielten. Schon einmal waren Verbannte von Athen aus zur Befreiung der Kad- mea ausgezogen, Pelopidas hatte sie geführt, die Siege von Leuktra und Mantinea waren die schönen Früchte jener Heldenthat gewesen. So kehrten auch jetzt, in Uebereinstimmung mit mehreren Vorneh- men der Stadt, die Verbannten nach Theben zurück, ermordeten in der Stille der Nacht zwei Hauptleute der Macedonischen Be- satzung, riefen am Morgen zur Versammlung, und beriethen, was geschehen, was zu hoffen sei; sie beschworen das Volk bei dem theuren Namen der Freiheit und des alten Ruhmes, das Joch der Macedonier abzuschütteln, ganz Griechenland und der Persische Kö- nig sei bereit ihnen beizustehen; und als sie verkündeten, daß Alexander nicht mehr zu fürchten, daß er in Illyrien gefallen sei, da beschloß das Volk, die alte Freiheit wieder herzustellen, die Ma- cedonische Besatzung aus der Kadmea zu vertreiben, und an die an- deren Staaten Gesandte um Hülfe zu senden.
Alles schien ihrer Unternehmung den glücklichsten Erfolg zu versprechen; die Eleer hatten bereits die Anhänger Alexanders ver-
jagt;
hört; der Perſiſche König, bereit die Freiheit der Griechiſchen Staa- ten zu ſchützen, habe bereits reichliche Subſidien in die Hände der Männer, welche mit ihm nichts als das Wohl und die Freiheit Griechenlands im Sinne hätten, zur Unterſtützung aller gegen die Macedonier gerichteten Unternehmungen niedergelegt. Nicht weni- ger, als das Perſiſche Gold half der Coalition, daß neben Demo- ſthenes der unbeſtechliche Lykurg für ſie ſprach; aber das Nothwen- digſte war, daß ungeſäumt gehandelt und dadurch allen Wünſchen und Bemühungen ein Mittelpunkt gegeben wurde.
Theben allein hatte vollen Grund über ſein Schickſal zu kla- gen; ſeit der Schlacht von Chäronea ſeiner Selbſtſtändigkeit be- raubt, war es durch den Bundestag von Korinth den Macedoniern überlaſſen, und durch ſeine Burg in den Händen ſeiner Herren; wa- ren auch die unruhigſten der Bürger ſeit der Schlacht von Chäronea des Landes verwieſen, ſo hatte doch das Volk ſchon Philipps Tod zu einer Empörung zu benutzen ſich bereit gezeigt; durch Alexanders ſchnelle Ankunft war es damals eingeſchüchtert, und das frühere Joch nicht erleichtert, murrend trug es das einſt freie Volk; das wußten die Vornehmen der Stadt, die Leiter der Coalition, die verbannten Thebaner, deren ſich beſonders in Athen viele aufhielten. Schon einmal waren Verbannte von Athen aus zur Befreiung der Kad- mea ausgezogen, Pelopidas hatte ſie geführt, die Siege von Leuktra und Mantinea waren die ſchönen Früchte jener Heldenthat geweſen. So kehrten auch jetzt, in Uebereinſtimmung mit mehreren Vorneh- men der Stadt, die Verbannten nach Theben zurück, ermordeten in der Stille der Nacht zwei Hauptleute der Macedoniſchen Be- ſatzung, riefen am Morgen zur Verſammlung, und beriethen, was geſchehen, was zu hoffen ſei; ſie beſchworen das Volk bei dem theuren Namen der Freiheit und des alten Ruhmes, das Joch der Macedonier abzuſchütteln, ganz Griechenland und der Perſiſche Kö- nig ſei bereit ihnen beizuſtehen; und als ſie verkündeten, daß Alexander nicht mehr zu fürchten, daß er in Illyrien gefallen ſei, da beſchloß das Volk, die alte Freiheit wieder herzuſtellen, die Ma- cedoniſche Beſatzung aus der Kadmea zu vertreiben, und an die an- deren Staaten Geſandte um Hülfe zu ſenden.
Alles ſchien ihrer Unternehmung den glücklichſten Erfolg zu verſprechen; die Eleer hatten bereits die Anhänger Alexanders ver-
jagt;
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hört; der Perſiſche König, bereit die Freiheit der Griechiſchen Staa-
ten zu ſchützen, habe bereits reichliche Subſidien in die Hände der
Männer, welche mit ihm nichts als das Wohl und die Freiheit
Griechenlands im Sinne hätten, zur Unterſtützung aller gegen die
Macedonier gerichteten Unternehmungen niedergelegt. Nicht weni-
ger, als das Perſiſche Gold half der Coalition, daß neben Demo-
ſthenes der unbeſtechliche Lykurg für ſie ſprach; aber das Nothwen-
digſte war, daß ungeſäumt gehandelt und dadurch allen Wünſchen
und Bemühungen ein Mittelpunkt gegeben wurde.
Theben allein hatte vollen Grund über ſein Schickſal zu kla-
gen; ſeit der Schlacht von Chäronea ſeiner Selbſtſtändigkeit be-
raubt, war es durch den Bundestag von Korinth den Macedoniern
überlaſſen, und durch ſeine Burg in den Händen ſeiner Herren; wa-
ren auch die unruhigſten der Bürger ſeit der Schlacht von Chäronea des
Landes verwieſen, ſo hatte doch das Volk ſchon Philipps Tod zu einer
Empörung zu benutzen ſich bereit gezeigt; durch Alexanders ſchnelle
Ankunft war es damals eingeſchüchtert, und das frühere Joch nicht
erleichtert, murrend trug es das einſt freie Volk; das wußten die
Vornehmen der Stadt, die Leiter der Coalition, die verbannten
Thebaner, deren ſich beſonders in Athen viele aufhielten. Schon
einmal waren Verbannte von Athen aus zur Befreiung der Kad-
mea ausgezogen, Pelopidas hatte ſie geführt, die Siege von Leuktra
und Mantinea waren die ſchönen Früchte jener Heldenthat geweſen.
So kehrten auch jetzt, in Uebereinſtimmung mit mehreren Vorneh-
men der Stadt, die Verbannten nach Theben zurück, ermordeten
in der Stille der Nacht zwei Hauptleute der Macedoniſchen Be-
ſatzung, riefen am Morgen zur Verſammlung, und beriethen, was
geſchehen, was zu hoffen ſei; ſie beſchworen das Volk bei dem
theuren Namen der Freiheit und des alten Ruhmes, das Joch der
Macedonier abzuſchütteln, ganz Griechenland und der Perſiſche Kö-
nig ſei bereit ihnen beizuſtehen; und als ſie verkündeten, daß
Alexander nicht mehr zu fürchten, daß er in Illyrien gefallen ſei,
da beſchloß das Volk, die alte Freiheit wieder herzuſtellen, die Ma-
cedoniſche Beſatzung aus der Kadmea zu vertreiben, und an die an-
deren Staaten Geſandte um Hülfe zu ſenden.
Alles ſchien ihrer Unternehmung den glücklichſten Erfolg zu
verſprechen; die Eleer hatten bereits die Anhänger Alexanders ver-
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/94>, abgerufen am 27.11.2024.
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