Griechischen Lande, und hast dein eigen Haus also mit Unfrieden und Haß erfüllt, und die dir die nächsten und liebsten sein sollten, von dir entfremdet!" Der König schwieg; er wußte, wie Alexan- der geliebt wurde, was er galt und war, er fürchtete den Griechen Anlaß zu bösem Leumund und vielleicht zu böseren Plänen zu ge- ben. Demaratus selbst mußte das Geschäft des Vermittlers über- nehmen; bald waren Vater und Sohn versöhnt, Alexander kehrte zurück 29).
Aber Olympias vergaß nicht, daß sie misehrt und verstoßen war; sie lebte in Epirus bei dem Könige Alexander, ihrem Bruder; wie sonst Liebe, war jetzt Rache ihr einziger Gedanke. Sie drang in ihren Bruder, er möge Krieg mit Philipp beginnen; die Zeit sei gekommen, daß er in Wahrheit freier Herr in Epirus werden könne; Philipp wisse wohl, daß er selbst den Thron von Epirus ihm, ihrem Bruder, großmüthig gegeben habe 30); nun sei sie verstoßen, bald würde der verstoßenen Gemahlin Bruder in seinem Reich, sie selbst in ihrer letzten Zuflucht gefährdet sein; jedes Zaudern bringe doppelte Gefahr, nur ein schneller Krieg könne sie und ihn retten. Dann wieder schrieb sie an ihren Sohn 31), warnte vor den Rän- ken des Vaters, vor der Heuchelei des Hofes, vor dem Anhange der jungen Königin; er möge sich bei Zeiten Freunde erwerben, da- mit er durch sie einst sein Recht und sein Erbe behaupten könne, das der König, sein Vater, an Buhlerinnen und Bastarde vertheilen zu wollen scheine. Alexander fand ihre Besorgnisse nur zu wahr; überall sah er sich zurückgesetzt und durch Attalus Parthei in den Hintergrund gedrängt; und als gar den Gesandten des Karischen Dynasten Pexodorus, der sich durch Verschwägerung mit dem Ma- cedonischen Königshause zu einem Kriege gegen den Perserkönig vor- bereiten wollte, sein blödsinniger Stiefbruder zum Eidam angeboten wurde, ohne daß von ihm selbst auch nur die Rede war, da glaubte er sich von seinem Vater verrathen, in seinen schönsten Hoffnungen gefährdet; seine Freunde stimmten bei, sie riethen, mit Entschlossen- heit und höchster Eile den Plänen des Vaters entgegenzuarbeiten. So wurde ein Vertrauter, der Schauspieler Thessalus, zum Kari-
29)Plut. l. c. Justin. l. c. Curt. VI. 9. 17. c. interp.
30)Justin. IX. 6. et 7.
31)Plut. l. c.
Griechiſchen Lande, und haſt dein eigen Haus alſo mit Unfrieden und Haß erfüllt, und die dir die nächſten und liebſten ſein ſollten, von dir entfremdet!“ Der König ſchwieg; er wußte, wie Alexan- der geliebt wurde, was er galt und war, er fürchtete den Griechen Anlaß zu böſem Leumund und vielleicht zu böſeren Plänen zu ge- ben. Demaratus ſelbſt mußte das Geſchäft des Vermittlers über- nehmen; bald waren Vater und Sohn verſöhnt, Alexander kehrte zurück 29).
Aber Olympias vergaß nicht, daß ſie misehrt und verſtoßen war; ſie lebte in Epirus bei dem Könige Alexander, ihrem Bruder; wie ſonſt Liebe, war jetzt Rache ihr einziger Gedanke. Sie drang in ihren Bruder, er möge Krieg mit Philipp beginnen; die Zeit ſei gekommen, daß er in Wahrheit freier Herr in Epirus werden könne; Philipp wiſſe wohl, daß er ſelbſt den Thron von Epirus ihm, ihrem Bruder, großmüthig gegeben habe 30); nun ſei ſie verſtoßen, bald würde der verſtoßenen Gemahlin Bruder in ſeinem Reich, ſie ſelbſt in ihrer letzten Zuflucht gefährdet ſein; jedes Zaudern bringe doppelte Gefahr, nur ein ſchneller Krieg könne ſie und ihn retten. Dann wieder ſchrieb ſie an ihren Sohn 31), warnte vor den Rän- ken des Vaters, vor der Heuchelei des Hofes, vor dem Anhange der jungen Königin; er möge ſich bei Zeiten Freunde erwerben, da- mit er durch ſie einſt ſein Recht und ſein Erbe behaupten könne, das der König, ſein Vater, an Buhlerinnen und Baſtarde vertheilen zu wollen ſcheine. Alexander fand ihre Beſorgniſſe nur zu wahr; überall ſah er ſich zurückgeſetzt und durch Attalus Parthei in den Hintergrund gedrängt; und als gar den Geſandten des Kariſchen Dynaſten Pexodorus, der ſich durch Verſchwägerung mit dem Ma- cedoniſchen Königshauſe zu einem Kriege gegen den Perſerkönig vor- bereiten wollte, ſein blödſinniger Stiefbruder zum Eidam angeboten wurde, ohne daß von ihm ſelbſt auch nur die Rede war, da glaubte er ſich von ſeinem Vater verrathen, in ſeinen ſchönſten Hoffnungen gefährdet; ſeine Freunde ſtimmten bei, ſie riethen, mit Entſchloſſen- heit und höchſter Eile den Plänen des Vaters entgegenzuarbeiten. So wurde ein Vertrauter, der Schauſpieler Theſſalus, zum Kari-
29)Plut. l. c. Justin. l. c. Curt. VI. 9. 17. c. interp.
30)Justin. IX. 6. et 7.
31)Plut. l. c.
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Griechiſchen Lande, und haſt dein eigen Haus alſo mit Unfrieden
und Haß erfüllt, und die dir die nächſten und liebſten ſein ſollten,
von dir entfremdet!“ Der König ſchwieg; er wußte, wie Alexan-
der geliebt wurde, was er galt und war, er fürchtete den Griechen
Anlaß zu böſem Leumund und vielleicht zu böſeren Plänen zu ge-
ben. Demaratus ſelbſt mußte das Geſchäft des Vermittlers über-
nehmen; bald waren Vater und Sohn verſöhnt, Alexander kehrte
zurück 29).
Aber Olympias vergaß nicht, daß ſie misehrt und verſtoßen
war; ſie lebte in Epirus bei dem Könige Alexander, ihrem Bruder;
wie ſonſt Liebe, war jetzt Rache ihr einziger Gedanke. Sie drang
in ihren Bruder, er möge Krieg mit Philipp beginnen; die Zeit
ſei gekommen, daß er in Wahrheit freier Herr in Epirus werden
könne; Philipp wiſſe wohl, daß er ſelbſt den Thron von Epirus ihm,
ihrem Bruder, großmüthig gegeben habe 30); nun ſei ſie verſtoßen,
bald würde der verſtoßenen Gemahlin Bruder in ſeinem Reich, ſie
ſelbſt in ihrer letzten Zuflucht gefährdet ſein; jedes Zaudern bringe
doppelte Gefahr, nur ein ſchneller Krieg könne ſie und ihn retten.
Dann wieder ſchrieb ſie an ihren Sohn 31), warnte vor den Rän-
ken des Vaters, vor der Heuchelei des Hofes, vor dem Anhange
der jungen Königin; er möge ſich bei Zeiten Freunde erwerben, da-
mit er durch ſie einſt ſein Recht und ſein Erbe behaupten könne,
das der König, ſein Vater, an Buhlerinnen und Baſtarde vertheilen
zu wollen ſcheine. Alexander fand ihre Beſorgniſſe nur zu wahr;
überall ſah er ſich zurückgeſetzt und durch Attalus Parthei in den
Hintergrund gedrängt; und als gar den Geſandten des Kariſchen
Dynaſten Pexodorus, der ſich durch Verſchwägerung mit dem Ma-
cedoniſchen Königshauſe zu einem Kriege gegen den Perſerkönig vor-
bereiten wollte, ſein blödſinniger Stiefbruder zum Eidam angeboten
wurde, ohne daß von ihm ſelbſt auch nur die Rede war, da glaubte
er ſich von ſeinem Vater verrathen, in ſeinen ſchönſten Hoffnungen
gefährdet; ſeine Freunde ſtimmten bei, ſie riethen, mit Entſchloſſen-
heit und höchſter Eile den Plänen des Vaters entgegenzuarbeiten.
So wurde ein Vertrauter, der Schauſpieler Theſſalus, zum Kari-
29) Plut. l. c. Justin. l. c. Curt. VI. 9. 17. c. interp.
30) Justin. IX. 6. et 7.
31) Plut. l. c.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/64>, abgerufen am 27.11.2024.
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