geführt, war aus dem Tigris durch den Persischen Meerbusen den Euphrat hinaufgekommen und lag unter den Mauern der Residenz; auch aus Phönicien waren die Schiffe angelangt; zwei Fünfru- derer, drei Vierruderer, zwölf Trieren und gegen dreißig Jachten waren von den Werften Phöniciens zersägt über Land nach Tha- psakus gebracht, dort wieder zusammengefugt und den Strom hinabgekommen; endlich hatte der König in Babylon selbst Schiffe zu bauen anbefohlen, und zu dem Ende, indem die Landschaft weit und breit keine andere Bäume als Palmen hat, die Cypressen, die sich in den königlichen Gärten von Babylon in großer Menge befanden, umhauen lassen. So wurde die Flotte bald auf bedeu- tenden Bestand gebracht; und da der Strom keine geeignete Ha- fenstelle hatte, so wurde unfern der Residenz ein großes Bassin ausgegraben, das Raum und Werften genug für tausend Schiffe darbot. Indeß kamen aus Phöncien und den übrigen Strand- gegenden Matrosen, Zimmerleute, Kaufherren, Krämer in Schaa- ren herbei, um in Folge des königlichen Aufrufs mit den Schiffen die neue Handelsstraße zu benutzen, oder sich für den nächsten Feldzug auf die Flotte zu verdingen. Während dieser Rüstungen wurde Mikkalos von Klazomene mit 500 Talenten gen Phönicien und Syrien gesandt, um dort möglichst viele Strandbewohner und Schiffer anzuwerben oder auch zu miethen, und nach dem unteren Euphrat hinabzuführen; denn es war der Plan des Königs, die Küsten des Persischen Meerbusens und die Inseln in demselben mit Kolonien zu bedecken, um eines Theils durch diese den Ver- kehr in den südlichen Gewässern aufzubringen, andern Theils in ihnen eine Sicherung der Arabischen Küste zu haben.
Ueberhaupt war die Förderung und Sicherung des Verkehrs der hauptsächlichste Grund zu dem Arabischen Feldzuge, welchem die Rüstungen zunächst galten; denn einer Seits wußte Alexander von den vielen und eigenthümlichen Produkten dieses Landes, die er um so leichter in den großen Verkehr zu bringen hoffte, je aus- gedehnter und hafenreicher das Küstenland der Halbinsel ist; an- derer Seits war die weite Wüste von den Grenzen Aegyptens bis nahe bei Thapsakus und Babylon von Beduinenstämmen durch- schweift, welche die Grenzen der anstoßenden Satrapien so wie die Landstraßen oft genug beunruhigten; wenn sie zur Unterwer-
gefuͤhrt, war aus dem Tigris durch den Perſiſchen Meerbuſen den Euphrat hinaufgekommen und lag unter den Mauern der Reſidenz; auch aus Phoͤnicien waren die Schiffe angelangt; zwei Fuͤnfru- derer, drei Vierruderer, zwoͤlf Trieren und gegen dreißig Jachten waren von den Werften Phoͤniciens zerſaͤgt uͤber Land nach Tha- pſakus gebracht, dort wieder zuſammengefugt und den Strom hinabgekommen; endlich hatte der Koͤnig in Babylon ſelbſt Schiffe zu bauen anbefohlen, und zu dem Ende, indem die Landſchaft weit und breit keine andere Baͤume als Palmen hat, die Cypreſſen, die ſich in den koͤniglichen Gaͤrten von Babylon in großer Menge befanden, umhauen laſſen. So wurde die Flotte bald auf bedeu- tenden Beſtand gebracht; und da der Strom keine geeignete Ha- fenſtelle hatte, ſo wurde unfern der Reſidenz ein großes Baſſin ausgegraben, das Raum und Werften genug fuͤr tauſend Schiffe darbot. Indeß kamen aus Phoͤncien und den uͤbrigen Strand- gegenden Matroſen, Zimmerleute, Kaufherren, Kraͤmer in Schaa- ren herbei, um in Folge des koͤniglichen Aufrufs mit den Schiffen die neue Handelsſtraße zu benutzen, oder ſich fuͤr den naͤchſten Feldzug auf die Flotte zu verdingen. Waͤhrend dieſer Ruͤſtungen wurde Mikkalos von Klazomene mit 500 Talenten gen Phoͤnicien und Syrien geſandt, um dort moͤglichſt viele Strandbewohner und Schiffer anzuwerben oder auch zu miethen, und nach dem unteren Euphrat hinabzufuͤhren; denn es war der Plan des Koͤnigs, die Kuͤſten des Perſiſchen Meerbuſens und die Inſeln in demſelben mit Kolonien zu bedecken, um eines Theils durch dieſe den Ver- kehr in den ſuͤdlichen Gewaͤſſern aufzubringen, andern Theils in ihnen eine Sicherung der Arabiſchen Kuͤſte zu haben.
Ueberhaupt war die Foͤrderung und Sicherung des Verkehrs der hauptſaͤchlichſte Grund zu dem Arabiſchen Feldzuge, welchem die Ruͤſtungen zunaͤchſt galten; denn einer Seits wußte Alexander von den vielen und eigenthuͤmlichen Produkten dieſes Landes, die er um ſo leichter in den großen Verkehr zu bringen hoffte, je aus- gedehnter und hafenreicher das Kuͤſtenland der Halbinſel iſt; an- derer Seits war die weite Wuͤſte von den Grenzen Aegyptens bis nahe bei Thapſakus und Babylon von Beduinenſtaͤmmen durch- ſchweift, welche die Grenzen der anſtoßenden Satrapien ſo wie die Landſtraßen oft genug beunruhigten; wenn ſie zur Unterwer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0586"n="572"/>
gefuͤhrt, war aus dem Tigris durch den Perſiſchen Meerbuſen den<lb/>
Euphrat hinaufgekommen und lag unter den Mauern der Reſidenz;<lb/>
auch aus Phoͤnicien waren die Schiffe angelangt; zwei Fuͤnfru-<lb/>
derer, drei Vierruderer, zwoͤlf Trieren und gegen dreißig Jachten<lb/>
waren von den Werften Phoͤniciens zerſaͤgt uͤber Land nach Tha-<lb/>
pſakus gebracht, dort wieder zuſammengefugt und den Strom<lb/>
hinabgekommen; endlich hatte der Koͤnig in Babylon ſelbſt Schiffe<lb/>
zu bauen anbefohlen, und zu dem Ende, indem die Landſchaft weit<lb/>
und breit keine andere Baͤume als Palmen hat, die Cypreſſen, die<lb/>ſich in den koͤniglichen Gaͤrten von Babylon in großer Menge<lb/>
befanden, umhauen laſſen. So wurde die Flotte bald auf bedeu-<lb/>
tenden Beſtand gebracht; und da der Strom keine geeignete Ha-<lb/>
fenſtelle hatte, ſo wurde unfern der Reſidenz ein großes Baſſin<lb/>
ausgegraben, das Raum und Werften genug fuͤr tauſend Schiffe<lb/>
darbot. Indeß kamen aus Phoͤncien und den uͤbrigen Strand-<lb/>
gegenden Matroſen, Zimmerleute, Kaufherren, Kraͤmer in Schaa-<lb/>
ren herbei, um in Folge des koͤniglichen Aufrufs mit den Schiffen<lb/>
die neue Handelsſtraße zu benutzen, oder ſich fuͤr den naͤchſten<lb/>
Feldzug auf die Flotte zu verdingen. Waͤhrend dieſer Ruͤſtungen<lb/>
wurde Mikkalos von Klazomene mit 500 Talenten gen Phoͤnicien<lb/>
und Syrien geſandt, um dort moͤglichſt viele Strandbewohner und<lb/>
Schiffer anzuwerben oder auch zu miethen, und nach dem unteren<lb/>
Euphrat hinabzufuͤhren; denn es war der Plan des Koͤnigs, die<lb/>
Kuͤſten des Perſiſchen Meerbuſens und die Inſeln in demſelben<lb/>
mit Kolonien zu bedecken, um eines Theils durch dieſe den Ver-<lb/>
kehr in den ſuͤdlichen Gewaͤſſern aufzubringen, andern Theils in<lb/>
ihnen eine Sicherung der Arabiſchen Kuͤſte zu haben.</p><lb/><p>Ueberhaupt war die Foͤrderung und Sicherung des Verkehrs<lb/>
der hauptſaͤchlichſte Grund zu dem Arabiſchen Feldzuge, welchem<lb/>
die Ruͤſtungen zunaͤchſt galten; denn einer Seits wußte Alexander<lb/>
von den vielen und eigenthuͤmlichen Produkten dieſes Landes, die<lb/>
er um ſo leichter in den großen Verkehr zu bringen hoffte, je aus-<lb/>
gedehnter <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> hafenreicher das Kuͤſtenland der Halbinſel iſt; an-<lb/>
derer Seits war die weite Wuͤſte von den Grenzen Aegyptens<lb/>
bis nahe bei Thapſakus und Babylon von Beduinenſtaͤmmen durch-<lb/>ſchweift, welche die Grenzen der anſtoßenden Satrapien ſo wie<lb/>
die Landſtraßen oft genug beunruhigten; wenn ſie zur Unterwer-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[572/0586]
gefuͤhrt, war aus dem Tigris durch den Perſiſchen Meerbuſen den
Euphrat hinaufgekommen und lag unter den Mauern der Reſidenz;
auch aus Phoͤnicien waren die Schiffe angelangt; zwei Fuͤnfru-
derer, drei Vierruderer, zwoͤlf Trieren und gegen dreißig Jachten
waren von den Werften Phoͤniciens zerſaͤgt uͤber Land nach Tha-
pſakus gebracht, dort wieder zuſammengefugt und den Strom
hinabgekommen; endlich hatte der Koͤnig in Babylon ſelbſt Schiffe
zu bauen anbefohlen, und zu dem Ende, indem die Landſchaft weit
und breit keine andere Baͤume als Palmen hat, die Cypreſſen, die
ſich in den koͤniglichen Gaͤrten von Babylon in großer Menge
befanden, umhauen laſſen. So wurde die Flotte bald auf bedeu-
tenden Beſtand gebracht; und da der Strom keine geeignete Ha-
fenſtelle hatte, ſo wurde unfern der Reſidenz ein großes Baſſin
ausgegraben, das Raum und Werften genug fuͤr tauſend Schiffe
darbot. Indeß kamen aus Phoͤncien und den uͤbrigen Strand-
gegenden Matroſen, Zimmerleute, Kaufherren, Kraͤmer in Schaa-
ren herbei, um in Folge des koͤniglichen Aufrufs mit den Schiffen
die neue Handelsſtraße zu benutzen, oder ſich fuͤr den naͤchſten
Feldzug auf die Flotte zu verdingen. Waͤhrend dieſer Ruͤſtungen
wurde Mikkalos von Klazomene mit 500 Talenten gen Phoͤnicien
und Syrien geſandt, um dort moͤglichſt viele Strandbewohner und
Schiffer anzuwerben oder auch zu miethen, und nach dem unteren
Euphrat hinabzufuͤhren; denn es war der Plan des Koͤnigs, die
Kuͤſten des Perſiſchen Meerbuſens und die Inſeln in demſelben
mit Kolonien zu bedecken, um eines Theils durch dieſe den Ver-
kehr in den ſuͤdlichen Gewaͤſſern aufzubringen, andern Theils in
ihnen eine Sicherung der Arabiſchen Kuͤſte zu haben.
Ueberhaupt war die Foͤrderung und Sicherung des Verkehrs
der hauptſaͤchlichſte Grund zu dem Arabiſchen Feldzuge, welchem
die Ruͤſtungen zunaͤchſt galten; denn einer Seits wußte Alexander
von den vielen und eigenthuͤmlichen Produkten dieſes Landes, die
er um ſo leichter in den großen Verkehr zu bringen hoffte, je aus-
gedehnter und hafenreicher das Kuͤſtenland der Halbinſel iſt; an-
derer Seits war die weite Wuͤſte von den Grenzen Aegyptens
bis nahe bei Thapſakus und Babylon von Beduinenſtaͤmmen durch-
ſchweift, welche die Grenzen der anſtoßenden Satrapien ſo wie
die Landſtraßen oft genug beunruhigten; wenn ſie zur Unterwer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/586>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.