Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Als nun die Tage der ersten Trauer vorüber waren, und es mir die Erzählung, daß, als auf dem Wege gen Babylon viele Gesandtschaften aus Hellas zu Alexander kamen, und unter diesen auch die von Epidaurus, wo das berühmte Heiligthum des Asklepios, so habe er ihnen gewährt, was sie wünschten, außerdem ein Weihge- schenk für ihren Gott gegeben und gesagt: hat auch der Gott nicht freundlich an mir gethan, daß er mir den Freund nicht errettet, den ich wie'mein eigen Haupt liebte, so will ich ihn doch ehren! Ferner schreiben die Meisten, daß er den Hephästion als Heroen zu verehren befahl; Andere fügen hinzu, er habe an das Ammonium gesandt, nm auzufragen, ob es gestatte, dem Hephästion als einen Gott zu opfern; und das sei nicht erlaubt worden." So wert Arrian: unleidlich ist das Geschwätz des Plutarch; er sagt, nach welchen Autoritäten, kann man aus Arrians Kritik abnehmen; "Vor Trauer verlor Alexander fast seinen Verstand, er ließ allen Pfer- den und Maulthieren zum Zeichen der Trauer Schweif und Mähne scheeren, und in den Städten des Landes die Zinnen von den Mauern brechen; -- und um sich zu zerstreuen ging er gegen die Kossäer gleichsam zu einer Menschenjagd, ließ die ganze Völkerschaft nieder- machen und nannte das ein Todtenfest für Hephästion." Eben so unsinnig ist die Geschichte von dem Samier Agathokles, die Lucian in dem Buche "Vom Mißtrauen gegen Verläumdungen" erzählt. 15) Arrian. Diodor.
Als nun die Tage der erſten Trauer voruͤber waren, und es mir die Erzaͤhlung, daß, als auf dem Wege gen Babylon viele Geſandtſchaften aus Hellas zu Alexander kamen, und unter dieſen auch die von Epidaurus, wo das beruͤhmte Heiligthum des Asklepios, ſo habe er ihnen gewaͤhrt, was ſie wuͤnſchten, außerdem ein Weihge- ſchenk fuͤr ihren Gott gegeben und geſagt: hat auch der Gott nicht freundlich an mir gethan, daß er mir den Freund nicht errettet, den ich wie’mein eigen Haupt liebte, ſo will ich ihn doch ehren! Ferner ſchreiben die Meiſten, daß er den Hephaͤſtion als Heroen zu verehren befahl; Andere fuͤgen hinzu, er habe an das Ammonium geſandt, nm auzufragen, ob es geſtatte, dem Hephaͤſtion als einen Gott zu opfern; und das ſei nicht erlaubt worden.“ So wert Arrian: unleidlich iſt das Geſchwaͤtz des Plutarch; er ſagt, nach welchen Autoritaͤten, kann man aus Arrians Kritik abnehmen; „Vor Trauer verlor Alexander faſt ſeinen Verſtand, er ließ allen Pfer- den und Maulthieren zum Zeichen der Trauer Schweif und Maͤhne ſcheeren, und in den Staͤdten des Landes die Zinnen von den Mauern brechen; — und um ſich zu zerſtreuen ging er gegen die Koſſaͤer gleichſam zu einer Menſchenjagd, ließ die ganze Voͤlkerſchaft nieder- machen und nannte das ein Todtenfeſt fuͤr Hephaͤſtion.“ Eben ſo unſinnig iſt die Geſchichte von dem Samier Agathokles, die Lucian in dem Buche „Vom Mißtrauen gegen Verlaͤumdungen“ erzaͤhlt. 15) Arrian. Diodor.
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Als nun die Tage der erſten Trauer voruͤber waren, und es
die Getreuen mit ihren Bitten erreicht hatten, daß ſich der Koͤnig
von ſeines Freundes Leiche trennte, da ordnete er den Trauerzug,
der die Leiche gen Babylon fuͤhren ſollte; er ſelbſt weihte eine
Trauerlocke auf den Sarg des Freundes und die Feldherrn, Eu-
menes vor Allen, ſchmuͤckten den Wagen mit ihren Waffen, mit
Koſtbarkeiten und frommen Geraͤthen, die ſie dem Gedaͤchtniß ihres
theuren Kammeraden weihten; Perdikkas aber geleitete mit der
Ritterſchaft des Hephaͤſtion, die fortan ſeinen Namen und als
Feldzeichen ſein Bild fuͤhren ſollte, den Trauerzug gen Babylon;
dort ſollte der Scheiterhaufen erbaut, dort im Fruͤhlinge die
Kampfſpiele der Todtenfeier gehalten werden; und mit Perdikkas
ging Dinokrates gen Babylon, den Prachtbau des Scheiterhaufens
zu leiten; die dreitauſend Griechiſchen Kuͤnſtler folgten gen Ba-
bylon, die Leichenſpiele zu feiern, die ſie bald genug bei einer theu-
reren Leiche wiederholen ſollten 15).
14)
15) Arrian. Diodor.
14) mir die Erzaͤhlung, daß, als auf dem Wege gen Babylon viele
Geſandtſchaften aus Hellas zu Alexander kamen, und unter dieſen
auch die von Epidaurus, wo das beruͤhmte Heiligthum des Asklepios,
ſo habe er ihnen gewaͤhrt, was ſie wuͤnſchten, außerdem ein Weihge-
ſchenk fuͤr ihren Gott gegeben und geſagt: hat auch der Gott nicht
freundlich an mir gethan, daß er mir den Freund nicht errettet, den
ich wie’mein eigen Haupt liebte, ſo will ich ihn doch ehren! Ferner
ſchreiben die Meiſten, daß er den Hephaͤſtion als Heroen zu verehren
befahl; Andere fuͤgen hinzu, er habe an das Ammonium geſandt,
nm auzufragen, ob es geſtatte, dem Hephaͤſtion als einen Gott zu
opfern; und das ſei nicht erlaubt worden.“ So wert Arrian:
unleidlich iſt das Geſchwaͤtz des Plutarch; er ſagt, nach welchen
Autoritaͤten, kann man aus Arrians Kritik abnehmen; „Vor
Trauer verlor Alexander faſt ſeinen Verſtand, er ließ allen Pfer-
den und Maulthieren zum Zeichen der Trauer Schweif und Maͤhne
ſcheeren, und in den Staͤdten des Landes die Zinnen von den Mauern
brechen; — und um ſich zu zerſtreuen ging er gegen die Koſſaͤer
gleichſam zu einer Menſchenjagd, ließ die ganze Voͤlkerſchaft nieder-
machen und nannte das ein Todtenfeſt fuͤr Hephaͤſtion.“ Eben ſo
unſinnig iſt die Geſchichte von dem Samier Agathokles, die Lucian
in dem Buche „Vom Mißtrauen gegen Verlaͤumdungen“ erzaͤhlt.
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