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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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zum Schloß, in das Zimmer des Kranken, Hephästion war eben
verschieden. Die Hand der Götter konnte nichts Schwereres über
Alexander verhängen; drei Tage saß er bei der theuren Leiche,
lange klagend, dann vor Gram verstummend, ohne Speise und
Trank, am Kummer sich weidend und der Erinnerung an den
schönen Freund, der ihm in der Blüthe des Lebens entrissen war.
Es schwiegen die Feste, Heer und Volk klagte um den edelsten der
Macedonier, und die Magier löschten das heilige Feuer in den
Tempeln, als ob ein König gestorben sei 14).

nach der Kritik Arrians (VII. 14. 6) nicht verbürge; er sagt (Alex.
72.)
da Hephästion als junger Mann und Soldat mit der Diät
nicht so genau war, und, während sich sein Arzt entfernt hatte,
beim Frühstück einen gebratenen Hahn aß und einen großen Becher
Wein trank, so verschlechterte er sich so bedeutend, daß er bald darauf
starb.
14) Diod. XVII. 110. 114. Arrian sagt in seiner verständigen
und würdigen Weise (VII. 14). "Vielerlei wird über die Trauer
Alexanders berichtet, aber Alle stimmen überein, daß sie sehr groß
gewesen; was er aber gethan, erzählt jeder anders, je nachdem er
Vorliebe für Hepbästion oder Neid gegen ihn und den König selbst
hegt. Die nun Uebermäßiges berichten, von denen haben, wie
es mir scheint, die einen den König zu erheben gemeint, wenn sie
ihn in Worten und Handlungen übermäßig trauerud zeigen bei
dem Leichnam dieses ihm vor allen theuren Mannes, die andern
aber ihn zu verkleinern, als ob er sich weder seiner noch der Ma-
jestät des Königthums würdig in der Trauer gezeigt habe; die
Einen sagen, er habe sich den ganzen Tag hindurch über der Leiche
gewälzt und gejammert, und die Freunde hätten ihn mit Ge-
walt hinweg reissen müssen, -- Andere, er habe den Arzt an das
Kreuz heften lassen, weil er schlechte Arzneien gegeben, (s. Plutaech)
er habe es nicht sehen wollen, daß Hephästion von dem Ueber-
maaß des Weines gestorben sei; daß Alexander eine Trauerlocke
auf den Sarg geweiht, scheint mir überhaupt und besonders als
Nachahmung dessen, was Achill an Patroklus Grabe that, wahr-
scheinlich; daß er aber selbst den Trauerwagen gefahren, ist un-
wahrscheinlich. Andere erzählen, er habe das Heiligthum des Askle-
pios in Ekbatana zerstören lassen; das wäre barbarisch und nicht
nach Alexander, sondern nach Xerxes gewesen. Wahrscheinlicher ist

zum Schloß, in das Zimmer des Kranken, Hephaͤſtion war eben
verſchieden. Die Hand der Goͤtter konnte nichts Schwereres uͤber
Alexander verhaͤngen; drei Tage ſaß er bei der theuren Leiche,
lange klagend, dann vor Gram verſtummend, ohne Speiſe und
Trank, am Kummer ſich weidend und der Erinnerung an den
ſchoͤnen Freund, der ihm in der Bluͤthe des Lebens entriſſen war.
Es ſchwiegen die Feſte, Heer und Volk klagte um den edelſten der
Macedonier, und die Magier loͤſchten das heilige Feuer in den
Tempeln, als ob ein Koͤnig geſtorben ſei 14).

nach der Kritik Arrians (VII. 14. 6) nicht verbuͤrge; er ſagt (Alex.
72.)
da Hephaͤſtion als junger Mann und Soldat mit der Diaͤt
nicht ſo genau war, und, waͤhrend ſich ſein Arzt entfernt hatte,
beim Fruͤhſtuͤck einen gebratenen Hahn aß und einen großen Becher
Wein trank, ſo verſchlechterte er ſich ſo bedeutend, daß er bald darauf
ſtarb.
14) Diod. XVII. 110. 114. Arrian ſagt in ſeiner verſtaͤndigen
und wuͤrdigen Weiſe (VII. 14). „Vielerlei wird uͤber die Trauer
Alexanders berichtet, aber Alle ſtimmen uͤberein, daß ſie ſehr groß
geweſen; was er aber gethan, erzaͤhlt jeder anders, je nachdem er
Vorliebe fuͤr Hepbaͤſtion oder Neid gegen ihn und den Koͤnig ſelbſt
hegt. Die nun Uebermaͤßiges berichten, von denen haben, wie
es mir ſcheint, die einen den Koͤnig zu erheben gemeint, wenn ſie
ihn in Worten und Handlungen uͤbermaͤßig trauerud zeigen bei
dem Leichnam dieſes ihm vor allen theuren Mannes, die andern
aber ihn zu verkleinern, als ob er ſich weder ſeiner noch der Ma-
jeſtaͤt des Koͤnigthums wuͤrdig in der Trauer gezeigt habe; die
Einen ſagen, er habe ſich den ganzen Tag hindurch uͤber der Leiche
gewaͤlzt und gejammert, und die Freunde haͤtten ihn mit Ge-
walt hinweg reiſſen muͤſſen, — Andere, er habe den Arzt an das
Kreuz heften laſſen, weil er ſchlechte Arzneien gegeben, (ſ. Plutaech)
er habe es nicht ſehen wollen, daß Hephaͤſtion von dem Ueber-
maaß des Weines geſtorben ſei; daß Alexander eine Trauerlocke
auf den Sarg geweiht, ſcheint mir uͤberhaupt und beſonders als
Nachahmung deſſen, was Achill an Patroklus Grabe that, wahr-
ſcheinlich; daß er aber ſelbſt den Trauerwagen gefahren, iſt un-
wahrſcheinlich. Andere erzaͤhlen, er habe das Heiligthum des Askle-
pios in Ekbatana zerſtoͤren laſſen; das waͤre barbariſch und nicht
nach Alexander, ſondern nach Xerxes geweſen. Wahrſcheinlicher iſt
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[559/0573] zum Schloß, in das Zimmer des Kranken, Hephaͤſtion war eben verſchieden. Die Hand der Goͤtter konnte nichts Schwereres uͤber Alexander verhaͤngen; drei Tage ſaß er bei der theuren Leiche, lange klagend, dann vor Gram verſtummend, ohne Speiſe und Trank, am Kummer ſich weidend und der Erinnerung an den ſchoͤnen Freund, der ihm in der Bluͤthe des Lebens entriſſen war. Es ſchwiegen die Feſte, Heer und Volk klagte um den edelſten der Macedonier, und die Magier loͤſchten das heilige Feuer in den Tempeln, als ob ein Koͤnig geſtorben ſei 14). 13) 14) Diod. XVII. 110. 114. Arrian ſagt in ſeiner verſtaͤndigen und wuͤrdigen Weiſe (VII. 14). „Vielerlei wird uͤber die Trauer Alexanders berichtet, aber Alle ſtimmen uͤberein, daß ſie ſehr groß geweſen; was er aber gethan, erzaͤhlt jeder anders, je nachdem er Vorliebe fuͤr Hepbaͤſtion oder Neid gegen ihn und den Koͤnig ſelbſt hegt. Die nun Uebermaͤßiges berichten, von denen haben, wie es mir ſcheint, die einen den Koͤnig zu erheben gemeint, wenn ſie ihn in Worten und Handlungen uͤbermaͤßig trauerud zeigen bei dem Leichnam dieſes ihm vor allen theuren Mannes, die andern aber ihn zu verkleinern, als ob er ſich weder ſeiner noch der Ma- jeſtaͤt des Koͤnigthums wuͤrdig in der Trauer gezeigt habe; die Einen ſagen, er habe ſich den ganzen Tag hindurch uͤber der Leiche gewaͤlzt und gejammert, und die Freunde haͤtten ihn mit Ge- walt hinweg reiſſen muͤſſen, — Andere, er habe den Arzt an das Kreuz heften laſſen, weil er ſchlechte Arzneien gegeben, (ſ. Plutaech) er habe es nicht ſehen wollen, daß Hephaͤſtion von dem Ueber- maaß des Weines geſtorben ſei; daß Alexander eine Trauerlocke auf den Sarg geweiht, ſcheint mir uͤberhaupt und beſonders als Nachahmung deſſen, was Achill an Patroklus Grabe that, wahr- ſcheinlich; daß er aber ſelbſt den Trauerwagen gefahren, iſt un- wahrſcheinlich. Andere erzaͤhlen, er habe das Heiligthum des Askle- pios in Ekbatana zerſtoͤren laſſen; das waͤre barbariſch und nicht nach Alexander, ſondern nach Xerxes geweſen. Wahrſcheinlicher iſt 13) nach der Kritik Arrians (VII. 14. 6) nicht verbuͤrge; er ſagt (Alex. 72.) da Hephaͤſtion als junger Mann und Soldat mit der Diaͤt nicht ſo genau war, und, waͤhrend ſich ſein Arzt entfernt hatte, beim Fruͤhſtuͤck einen gebratenen Hahn aß und einen großen Becher Wein trank, ſo verſchlechterte er ſich ſo bedeutend, daß er bald darauf ſtarb.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/573>, abgerufen am 22.11.2024.