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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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und die Tapferkeit, mit der sie ihm zehn Jahre lang zu Gefahr
und Sieg gefolgt seien, empfahl sie den geleitenden Göttern und
nahm unter Thränen von den alten Kriegern, die sich weinend
um ihn drängten, Abschied. Dann zogen die Veteranen von Opis
aus; außer Kraterus waren die Phalangenführer Polysperchon,
Gorgias und Klitus, von der Ritterschaft Polydamas und Aman-
das, endlich Antigenes, der Führer der Hypaspisten, mit ihnen;
Polysperchon war bei der großen Kränklichkeit des Kraterus mit
dem zweiten Kommando beauftragt 54).

Uebrigens bezogen sich des Kraterus Instruktionen keineswe-
ges auf die Zurückführung der Veteranen allein; vielmehr war
der Hauptzweck seiner Sendung, die Leitung der Europäischen An-
gelegenheiten an Antipaters Stelle 55) zu übernehmen, wogegen
Antipater neue Truppen nach Asien zu führen beauftragt wurde.
Es kam Vieles zusammen, diese Veränderung nothwendig zu ma-
chen. Vor Allem hatte die Uneinigkeit zwischen dem Reichs-
verweser und der Königin Mutter einen hohen Grad erreicht;
man darf ohne Anstand behaupten, daß die überwiegende, vielleicht
die alleinige Schuld auf Seiten der herrschsüchtigen Frau war.
Alexander hatte sie stets hochgeehrt und überreich beschenkt, aber
eben so entschieden ihre Einmischung in die öffentlichen Angelegen-
heiten verbeten; dennoch wurde sie nicht müde zu intriguiren, ih-
rem Sohne Vorwürfe und Klagen aller Art zu schreiben, eifer-
süchtig auf dessen Neigung zum Hephästion auch diesen mit bitte-
ren Briefen heimzusuchen, vor Allem aber gegen Antipater unab-
lässig die heftigsten Beschuldigungen nach Asien zu berichten 56).
Antipater seiner Seits beschwerte sich eben so bitter über die Kö-
nigin Mutter und deren Einmischung in die öffentlichen Angele-
genheiten, aber umsonst; Alexander pflegte zu sagen: "Antipater
weiß nicht, daß eine Thräne meiner Mutter tausend solcher Briefe
auslöscht" 57). Endlich mochten die immer wiederholten Klagen

54) Arrian. VII. 12., Justin. XII. 12.
55) Maked onias
te kai Thrakes kai Thettalon exegeithai kai ton Ellenon tes eleuthesias.
56) Plutarch Alex. an mehreren Stellen. Arrian. l. c. Justin.
l. c., Diodor XVII.
113. 118.
57) Plutarch Alex. 39.

und die Tapferkeit, mit der ſie ihm zehn Jahre lang zu Gefahr
und Sieg gefolgt ſeien, empfahl ſie den geleitenden Goͤttern und
nahm unter Thraͤnen von den alten Kriegern, die ſich weinend
um ihn draͤngten, Abſchied. Dann zogen die Veteranen von Opis
aus; außer Kraterus waren die Phalangenfuͤhrer Polyſperchon,
Gorgias und Klitus, von der Ritterſchaft Polydamas und Aman-
das, endlich Antigenes, der Fuͤhrer der Hypaspiſten, mit ihnen;
Polyſperchon war bei der großen Kraͤnklichkeit des Kraterus mit
dem zweiten Kommando beauftragt 54).

Uebrigens bezogen ſich des Kraterus Inſtruktionen keineswe-
ges auf die Zuruͤckfuͤhrung der Veteranen allein; vielmehr war
der Hauptzweck ſeiner Sendung, die Leitung der Europaͤiſchen An-
gelegenheiten an Antipaters Stelle 55) zu uͤbernehmen, wogegen
Antipater neue Truppen nach Aſien zu fuͤhren beauftragt wurde.
Es kam Vieles zuſammen, dieſe Veraͤnderung nothwendig zu ma-
chen. Vor Allem hatte die Uneinigkeit zwiſchen dem Reichs-
verweſer und der Koͤnigin Mutter einen hohen Grad erreicht;
man darf ohne Anſtand behaupten, daß die uͤberwiegende, vielleicht
die alleinige Schuld auf Seiten der herrſchſuͤchtigen Frau war.
Alexander hatte ſie ſtets hochgeehrt und uͤberreich beſchenkt, aber
eben ſo entſchieden ihre Einmiſchung in die oͤffentlichen Angelegen-
heiten verbeten; dennoch wurde ſie nicht muͤde zu intriguiren, ih-
rem Sohne Vorwuͤrfe und Klagen aller Art zu ſchreiben, eifer-
ſuͤchtig auf deſſen Neigung zum Hephaͤſtion auch dieſen mit bitte-
ren Briefen heimzuſuchen, vor Allem aber gegen Antipater unab-
laͤſſig die heftigſten Beſchuldigungen nach Aſien zu berichten 56).
Antipater ſeiner Seits beſchwerte ſich eben ſo bitter uͤber die Koͤ-
nigin Mutter und deren Einmiſchung in die oͤffentlichen Angele-
genheiten, aber umſonſt; Alexander pflegte zu ſagen: „Antipater
weiß nicht, daß eine Thraͤne meiner Mutter tauſend ſolcher Briefe
ausloͤſcht“ 57). Endlich mochten die immer wiederholten Klagen

54) Arrian. VII. 12., Justin. XII. 12.
55) Μακεδ ονίας
τε καὶ Θϱᾴκης καὶ Θετταλῶν ἐξηγεῖϑαι καὶ τῶν Ἑλλήνων τῆς ἐλευϑεσίας.
56) Plutarch Alex. an mehreren Stellen. Arrian. l. c. Justin.
l. c., Diodor XVII.
113. 118.
57) Plutarch Alex. 39.
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[519/0533] und die Tapferkeit, mit der ſie ihm zehn Jahre lang zu Gefahr und Sieg gefolgt ſeien, empfahl ſie den geleitenden Goͤttern und nahm unter Thraͤnen von den alten Kriegern, die ſich weinend um ihn draͤngten, Abſchied. Dann zogen die Veteranen von Opis aus; außer Kraterus waren die Phalangenfuͤhrer Polyſperchon, Gorgias und Klitus, von der Ritterſchaft Polydamas und Aman- das, endlich Antigenes, der Fuͤhrer der Hypaspiſten, mit ihnen; Polyſperchon war bei der großen Kraͤnklichkeit des Kraterus mit dem zweiten Kommando beauftragt 54). Uebrigens bezogen ſich des Kraterus Inſtruktionen keineswe- ges auf die Zuruͤckfuͤhrung der Veteranen allein; vielmehr war der Hauptzweck ſeiner Sendung, die Leitung der Europaͤiſchen An- gelegenheiten an Antipaters Stelle 55) zu uͤbernehmen, wogegen Antipater neue Truppen nach Aſien zu fuͤhren beauftragt wurde. Es kam Vieles zuſammen, dieſe Veraͤnderung nothwendig zu ma- chen. Vor Allem hatte die Uneinigkeit zwiſchen dem Reichs- verweſer und der Koͤnigin Mutter einen hohen Grad erreicht; man darf ohne Anſtand behaupten, daß die uͤberwiegende, vielleicht die alleinige Schuld auf Seiten der herrſchſuͤchtigen Frau war. Alexander hatte ſie ſtets hochgeehrt und uͤberreich beſchenkt, aber eben ſo entſchieden ihre Einmiſchung in die oͤffentlichen Angelegen- heiten verbeten; dennoch wurde ſie nicht muͤde zu intriguiren, ih- rem Sohne Vorwuͤrfe und Klagen aller Art zu ſchreiben, eifer- ſuͤchtig auf deſſen Neigung zum Hephaͤſtion auch dieſen mit bitte- ren Briefen heimzuſuchen, vor Allem aber gegen Antipater unab- laͤſſig die heftigſten Beſchuldigungen nach Aſien zu berichten 56). Antipater ſeiner Seits beſchwerte ſich eben ſo bitter uͤber die Koͤ- nigin Mutter und deren Einmiſchung in die oͤffentlichen Angele- genheiten, aber umſonſt; Alexander pflegte zu ſagen: „Antipater weiß nicht, daß eine Thraͤne meiner Mutter tauſend ſolcher Briefe ausloͤſcht“ 57). Endlich mochten die immer wiederholten Klagen 54) Arrian. VII. 12., Justin. XII. 12. 55) Μακεδ ονίας τε καὶ Θϱᾴκης καὶ Θετταλῶν ἐξηγεῖϑαι καὶ τῶν Ἑλλήνων τῆς ἐλευϑεσίας. 56) Plutarch Alex. an mehreren Stellen. Arrian. l. c. Justin. l. c., Diodor XVII. 113. 118. 57) Plutarch Alex. 39.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/533>, abgerufen am 23.11.2024.