das große königliche Zelt war zu diesem Feste eingerichtet; die Kuppe desselben, mit bunten und reich gestickten Stoffen überbrei- tet, ruhte auf funfzig vergoldeten oder versilberten, mit kostbaren Gesteinen ausgelegten Säulen von dreißig Fuß Höhe; rings um- her hingen als Zeltvorhänge kostbare, golddurchwirkte, mit vielfachen Schildereien durchwebte Teppiche von schwer vergoldeten Stäben herab; der Umfang des ganzen Zeltes betrug vier Stadien; das Innere desselben war mit Gold, Scharlach, Himmelblau und Purpur ausgeschmückt; in Mitten des Sales war die Tafel ge- deckt, auf der einen Seite standen die hundert Divans der Bräutigame, auf silbernen Füßen ruhend, mit hochzeitlichen Tep- pichen überbreitet, nur der des Königs in der Mitte von Gold; auf der anderen Seite der Tafel und im Saale umher die Plätze der übrigen Gäste die geladen waren, der Morgenländischen Für- sten, der Gesandtschaften, der vielen Fremden am Hofe; im Hinter- grunde des Gezeltes die zweiundneunzig Brautkammern, gleich kostbar und heimlich für die Brautnacht. Zu gleicher Zeit waren durch das ganze Lager hin für alle Truppen, für die Schiffsleute, für den Troß des Heeres und das Gefolge der Gäste, für alle Fremden im Lager reiche Tafeln gedeckt. Dann gaben die Heer- trompeten vom königlichen Zelte her das Zeichen zum Beginn des Festes; die Gäste des Königs, es waren neuntausend, setzten sich zum Mahle. Und wieder verkündete das Schmettern der Trompe- ten durch das Lager, daß der König jetzt den Göttern spende; mit ihm spendeten seine Gäste, jeder aus goldener Schaale, dem Hoch- zeitsgeschenk des Königs. Als nun die Mischkrüge mit Wein ge- bracht waren, und die Becher kreiseten, trat der Zug der verschlei- erten Bräute herein, und die Fürstentöchter gingen jede zu ihrem Bräutigam, es ging Statira, des Großkönigs Tochter, zu Alexan- der, es ging ihre jüngere Schwester Drypetis zu Hephästion, dem Liebling des Königs, es ging Oxathres Tochter Amastrine, des
Groß-
gabe des Chares bei Athen. XII. p. 538. (aus ihm Aelian. VII. 7.) mit der gleichfolgenden Beschreibung des Audienzgezeltes nach Phyl- arch (Athen. p. 539.) combiniren, da beide dasselbe Gebäude im Sinne haben.
das große koͤnigliche Zelt war zu dieſem Feſte eingerichtet; die Kuppe deſſelben, mit bunten und reich geſtickten Stoffen uͤberbrei- tet, ruhte auf funfzig vergoldeten oder verſilberten, mit koſtbaren Geſteinen ausgelegten Saͤulen von dreißig Fuß Hoͤhe; rings um- her hingen als Zeltvorhaͤnge koſtbare, golddurchwirkte, mit vielfachen Schildereien durchwebte Teppiche von ſchwer vergoldeten Staͤben herab; der Umfang des ganzen Zeltes betrug vier Stadien; das Innere deſſelben war mit Gold, Scharlach, Himmelblau und Purpur ausgeſchmuͤckt; in Mitten des Sales war die Tafel ge- deckt, auf der einen Seite ſtanden die hundert Divans der Braͤutigame, auf ſilbernen Fuͤßen ruhend, mit hochzeitlichen Tep- pichen uͤberbreitet, nur der des Koͤnigs in der Mitte von Gold; auf der anderen Seite der Tafel und im Saale umher die Plaͤtze der uͤbrigen Gaͤſte die geladen waren, der Morgenlaͤndiſchen Fuͤr- ſten, der Geſandtſchaften, der vielen Fremden am Hofe; im Hinter- grunde des Gezeltes die zweiundneunzig Brautkammern, gleich koſtbar und heimlich fuͤr die Brautnacht. Zu gleicher Zeit waren durch das ganze Lager hin fuͤr alle Truppen, fuͤr die Schiffsleute, fuͤr den Troß des Heeres und das Gefolge der Gaͤſte, fuͤr alle Fremden im Lager reiche Tafeln gedeckt. Dann gaben die Heer- trompeten vom koͤniglichen Zelte her das Zeichen zum Beginn des Feſtes; die Gaͤſte des Koͤnigs, es waren neuntauſend, ſetzten ſich zum Mahle. Und wieder verkuͤndete das Schmettern der Trompe- ten durch das Lager, daß der Koͤnig jetzt den Goͤttern ſpende; mit ihm ſpendeten ſeine Gaͤſte, jeder aus goldener Schaale, dem Hoch- zeitsgeſchenk des Koͤnigs. Als nun die Miſchkruͤge mit Wein ge- bracht waren, und die Becher kreiſeten, trat der Zug der verſchlei- erten Braͤute herein, und die Fuͤrſtentoͤchter gingen jede zu ihrem Braͤutigam, es ging Statira, des Großkoͤnigs Tochter, zu Alexan- der, es ging ihre juͤngere Schweſter Drypetis zu Hephaͤſtion, dem Liebling des Koͤnigs, es ging Oxathres Tochter Amaſtrine, des
Groß-
gabe des Chares bei Athen. XII. p. 538. (aus ihm Aelian. VII. 7.) mit der gleichfolgenden Beſchreibung des Audienzgezeltes nach Phyl- arch (Athen. p. 539.) combiniren, da beide daſſelbe Gebaͤude im Sinne haben.
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das große koͤnigliche Zelt war zu dieſem Feſte eingerichtet; die
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tet, ruhte auf funfzig vergoldeten oder verſilberten, mit koſtbaren
Geſteinen ausgelegten Saͤulen von dreißig Fuß Hoͤhe; rings um-
her hingen als Zeltvorhaͤnge koſtbare, golddurchwirkte, mit vielfachen
Schildereien durchwebte Teppiche von ſchwer vergoldeten Staͤben
herab; der Umfang des ganzen Zeltes betrug vier Stadien; das
Innere deſſelben war mit Gold, Scharlach, Himmelblau und
Purpur ausgeſchmuͤckt; in Mitten des Sales war die Tafel ge-
deckt, auf der einen Seite ſtanden die hundert Divans der
Braͤutigame, auf ſilbernen Fuͤßen ruhend, mit hochzeitlichen Tep-
pichen uͤberbreitet, nur der des Koͤnigs in der Mitte von Gold;
auf der anderen Seite der Tafel und im Saale umher die Plaͤtze
der uͤbrigen Gaͤſte die geladen waren, der Morgenlaͤndiſchen Fuͤr-
ſten, der Geſandtſchaften, der vielen Fremden am Hofe; im Hinter-
grunde des Gezeltes die zweiundneunzig Brautkammern, gleich
koſtbar und heimlich fuͤr die Brautnacht. Zu gleicher Zeit waren
durch das ganze Lager hin fuͤr alle Truppen, fuͤr die Schiffsleute,
fuͤr den Troß des Heeres und das Gefolge der Gaͤſte, fuͤr alle
Fremden im Lager reiche Tafeln gedeckt. Dann gaben die Heer-
trompeten vom koͤniglichen Zelte her das Zeichen zum Beginn des
Feſtes; die Gaͤſte des Koͤnigs, es waren neuntauſend, ſetzten ſich
zum Mahle. Und wieder verkuͤndete das Schmettern der Trompe-
ten durch das Lager, daß der Koͤnig jetzt den Goͤttern ſpende; mit
ihm ſpendeten ſeine Gaͤſte, jeder aus goldener Schaale, dem Hoch-
zeitsgeſchenk des Koͤnigs. Als nun die Miſchkruͤge mit Wein ge-
bracht waren, und die Becher kreiſeten, trat der Zug der verſchlei-
erten Braͤute herein, und die Fuͤrſtentoͤchter gingen jede zu ihrem
Braͤutigam, es ging Statira, des Großkoͤnigs Tochter, zu Alexan-
der, es ging ihre juͤngere Schweſter Drypetis zu Hephaͤſtion, dem
Liebling des Koͤnigs, es ging Oxathres Tochter Amaſtrine, des
Groß-
33)
33) gabe des Chares bei Athen. XII. p. 538. (aus ihm Aelian. VII. 7.)
mit der gleichfolgenden Beſchreibung des Audienzgezeltes nach Phyl-
arch (Athen. p. 539.) combiniren, da beide daſſelbe Gebaͤude im
Sinne haben.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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