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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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den Frevel begangen; die Magier, welche die Grabeswache ge-
habt, wurden ergriffen und auf die Folter gespannt, um die Thä-
ter zu nennen, doch wußten sie nichts; sie mußten entlassen wer-
den; auch die weiteren Nachforschungen ergaben keine sichere
Spur; es war Niemand da, den Frevel zu büßen, und auf dem
Satrapen lastete die Schuld der Fahrlässigkeit, daß dieses in sei-
nem Lande an dem Grabe seines großen Ahnherrn hatte geschehen
können 23). Bald aber sollten schwerere Vergehen des Satrapen
zu Tage kommen; Alexander war von Pasargadä gen Persepolis
gezogen, der Residenz des Orxines; die lautesten Klagen wurden
hier von Seiten der Einwohner über ihn geführt: er habe sich
die schnödesten Gewaltthätigkeiten erlaubt, um seiner Habgier zu
fröhnen, er habe viele Perser ohne Anlaß und ohne Urtheil hin-
gerichtet, er habe die Heiligthümer geplündert, er habe die dorti-
gen Königsgräber erbrochen und den königlichen Leichen ihren
Schmuck geraubt. Alexander fand bei näherer Untersuchung die
Klagen begründet, und der Satrap ward den Händen der Hen-
kersknechte übergeben und aufgeknüpft 24). Der Leibwächter Peu-
cestes, des Makartatus Sohn, durch seine treue Anhänglichkeit
und durch die Erinnerungen des Mallierlandes dem Könige werth,

23) Arrian. VI. 29., Strabo XV. p. 321.; beide nach Aristo-
bul, der an dem Zustande des Grabes erkannte, daß der Einbruch
durch Räuber geschehen (pronomeuton ergon en) und der Satrap
ohne Schuld sei. Nach Plut. Alex. 69. war Polymachus aus Pella,
ein sehr vornehmer Maccdonier, der Thäter gewesen, und wurde
deshalb am Leben gestraft. Vielleicht ist pronomeuton genauer zu
nehmen in der Bedeutung "Fouragirende"; Polymachus konnte
dann mit einem Trupp Soldaten diesen Frevel verübt haben.
24) So Arrian. VI. 30. Nach Curtius X. 1. 21. wäre der Tod
des Orxines durch den Eunuchen Bagoas, der damals Alexanders
Günstling gewesen sein soll, intrigirt worden, der Satrap soll nicht
nur unschuldig, sondern auch von ausnehmender Ergebenheit gegen
den König gewesen sein. Von Alexanders Zuneigung zu diesem
Eunuchen hat Dicäarch in seinem Buch "über das Opfer in Ilion"
(Athen. XVII. p. 603. b.) eine etwas starke Geschichte, die Plutarch
(Alex. 67.) wiederholt.

den Frevel begangen; die Magier, welche die Grabeswache ge-
habt, wurden ergriffen und auf die Folter geſpannt, um die Thaͤ-
ter zu nennen, doch wußten ſie nichts; ſie mußten entlaſſen wer-
den; auch die weiteren Nachforſchungen ergaben keine ſichere
Spur; es war Niemand da, den Frevel zu buͤßen, und auf dem
Satrapen laſtete die Schuld der Fahrlaͤſſigkeit, daß dieſes in ſei-
nem Lande an dem Grabe ſeines großen Ahnherrn hatte geſchehen
koͤnnen 23). Bald aber ſollten ſchwerere Vergehen des Satrapen
zu Tage kommen; Alexander war von Paſargadaͤ gen Perſepolis
gezogen, der Reſidenz des Orxines; die lauteſten Klagen wurden
hier von Seiten der Einwohner uͤber ihn gefuͤhrt: er habe ſich
die ſchnoͤdeſten Gewaltthaͤtigkeiten erlaubt, um ſeiner Habgier zu
froͤhnen, er habe viele Perſer ohne Anlaß und ohne Urtheil hin-
gerichtet, er habe die Heiligthuͤmer gepluͤndert, er habe die dorti-
gen Koͤnigsgraͤber erbrochen und den koͤniglichen Leichen ihren
Schmuck geraubt. Alexander fand bei naͤherer Unterſuchung die
Klagen begruͤndet, und der Satrap ward den Haͤnden der Hen-
kersknechte uͤbergeben und aufgeknuͤpft 24). Der Leibwaͤchter Peu-
ceſtes, des Makartatus Sohn, durch ſeine treue Anhaͤnglichkeit
und durch die Erinnerungen des Mallierlandes dem Koͤnige werth,

23) Arrian. VI. 29., Strabo XV. p. 321.; beide nach Ariſto-
bul, der an dem Zuſtande des Grabes erkannte, daß der Einbruch
durch Raͤuber geſchehen (προνομευτῶν ἔργον ἦν) und der Satrap
ohne Schuld ſei. Nach Plut. Alex. 69. war Polymachus aus Pella,
ein ſehr vornehmer Maccdonier, der Thaͤter geweſen, und wurde
deshalb am Leben geſtraft. Vielleicht iſt προνομευτῶν genauer zu
nehmen in der Bedeutung „Fouragirende“; Polymachus konnte
dann mit einem Trupp Soldaten dieſen Frevel veruͤbt haben.
24) So Arrian. VI. 30. Nach Curtius X. 1. 21. waͤre der Tod
des Orxines durch den Eunuchen Bagoas, der damals Alexanders
Guͤnſtling geweſen ſein ſoll, intrigirt worden, der Satrap ſoll nicht
nur unſchuldig, ſondern auch von ausnehmender Ergebenheit gegen
den Koͤnig geweſen ſein. Von Alexanders Zuneigung zu dieſem
Eunuchen hat Dicaͤarch in ſeinem Buch „uͤber das Opfer in Ilion“
(Athen. XVII. p. 603. b.) eine etwas ſtarke Geſchichte, die Plutarch
(Alex. 67.) wiederholt.
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[490/0504] den Frevel begangen; die Magier, welche die Grabeswache ge- habt, wurden ergriffen und auf die Folter geſpannt, um die Thaͤ- ter zu nennen, doch wußten ſie nichts; ſie mußten entlaſſen wer- den; auch die weiteren Nachforſchungen ergaben keine ſichere Spur; es war Niemand da, den Frevel zu buͤßen, und auf dem Satrapen laſtete die Schuld der Fahrlaͤſſigkeit, daß dieſes in ſei- nem Lande an dem Grabe ſeines großen Ahnherrn hatte geſchehen koͤnnen 23). Bald aber ſollten ſchwerere Vergehen des Satrapen zu Tage kommen; Alexander war von Paſargadaͤ gen Perſepolis gezogen, der Reſidenz des Orxines; die lauteſten Klagen wurden hier von Seiten der Einwohner uͤber ihn gefuͤhrt: er habe ſich die ſchnoͤdeſten Gewaltthaͤtigkeiten erlaubt, um ſeiner Habgier zu froͤhnen, er habe viele Perſer ohne Anlaß und ohne Urtheil hin- gerichtet, er habe die Heiligthuͤmer gepluͤndert, er habe die dorti- gen Koͤnigsgraͤber erbrochen und den koͤniglichen Leichen ihren Schmuck geraubt. Alexander fand bei naͤherer Unterſuchung die Klagen begruͤndet, und der Satrap ward den Haͤnden der Hen- kersknechte uͤbergeben und aufgeknuͤpft 24). Der Leibwaͤchter Peu- ceſtes, des Makartatus Sohn, durch ſeine treue Anhaͤnglichkeit und durch die Erinnerungen des Mallierlandes dem Koͤnige werth, 23) Arrian. VI. 29., Strabo XV. p. 321.; beide nach Ariſto- bul, der an dem Zuſtande des Grabes erkannte, daß der Einbruch durch Raͤuber geſchehen (προνομευτῶν ἔργον ἦν) und der Satrap ohne Schuld ſei. Nach Plut. Alex. 69. war Polymachus aus Pella, ein ſehr vornehmer Maccdonier, der Thaͤter geweſen, und wurde deshalb am Leben geſtraft. Vielleicht iſt προνομευτῶν genauer zu nehmen in der Bedeutung „Fouragirende“; Polymachus konnte dann mit einem Trupp Soldaten dieſen Frevel veruͤbt haben. 24) So Arrian. VI. 30. Nach Curtius X. 1. 21. waͤre der Tod des Orxines durch den Eunuchen Bagoas, der damals Alexanders Guͤnſtling geweſen ſein ſoll, intrigirt worden, der Satrap ſoll nicht nur unſchuldig, ſondern auch von ausnehmender Ergebenheit gegen den Koͤnig geweſen ſein. Von Alexanders Zuneigung zu dieſem Eunuchen hat Dicaͤarch in ſeinem Buch „uͤber das Opfer in Ilion“ (Athen. XVII. p. 603. b.) eine etwas ſtarke Geſchichte, die Plutarch (Alex. 67.) wiederholt.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/504>, abgerufen am 22.11.2024.