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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Und schon war auch Kraterus mit seinem Heere und den Ele-
phanten nach einem glücklichen Marsche durch Arachosien und Dran-
giana in Karamanien angelangt; er hatte sich auf die Nachricht
von Alexanders ungeheueren Verlusten möglichst beeilt, sein frisches
und kräftiges Heer dem Könige zuzuführen. Mit ihm zugleich trafen
die Befehlshaber, die seit fünf Jahren in Medien gestanden hatten,
ein; es waren Kleander mit den Veteranen der Söldner, Herakon
mit den Söldnerreutern, die früher Menidas geführt hatte, Si-
talces mit dem Thracischen Fußvolk, Agathon mit den Odrysischen
Reutern, im ganzen fünftausend Mann zu Fuß und tausend Reu-
ter 14). Auch der Satrap Stasanor von Aria und Drangiana
und Pharasmanes, der Sohn des Persischen Satrapen Phrata-
phernes waren mit Kameelen, Pferden und Heerden Zugvieh nach
Karamanien gekommen, zunächst in der Absicht, dem Heere,
das sie noch nicht angelangt glaubten, bei dem Zuge durch die
Wüste die nothwendigen Bedürfnisse zu beschaffen; doch auch jetzt

ber sein, daß er den König wieder sah. Schwieriger, ja unmöglich
ist es, den Ort zu bestimmen, wo Alexander lagerte. Diodor er-
zählt (XVII. 106.), Alexander habe mit seinem Heere in der Kü-
stenstadt Salmus gestanden, und man sei gerade im Theater ver-
sammelt gewesen, als Nearch mit seiner Flotte gelandet, und sofort
ins Theater gekommen sei, um von seiner Fahrt zu berichten. In
dem Glauben, daß in diesem allerdings ganz verkehrten Bericht
wenigstens der Name Salmus richtig sein dürfte, hat Vincent p.
306. die Vermuthung aufgestellt, daß dieser Name (Sal-moun) dem
Ort Maaun der Morgenländer entspreche. Die Hypothese scheint
zu gewagt. Der einzige Umstand, der ungefähr die Lage dieses
Ortes bezeichnen kann, ist, daß von ihm fünf Tagereisen, also etwa
funfzehn bis zwanzig Meilen bis zum Schiffslager am Anamis-
oder Ibrahim-Fluß waren. Demnach ist es unmöglich, an Kerman,
Jumalee oder einen der Orte, die Pottinger auf seiner Reise be-
rührt hat, zu denken. Wäre nicht die Orographie Karamaniens so
überaus unklar, so würde man mindestens die Stadt Alexandria,
die hier der König bauen ließ, mit einiger Sicherheit bezeichnen
können; vielleicht, daß eben dort das Lager des Wiedersehens war.
Sollte vielleicht Giroft der Lokalität ohngefähr entsprechen?
14) Arrian. VI. 27., cf. Curtius X. 1.

Und ſchon war auch Kraterus mit ſeinem Heere und den Ele-
phanten nach einem gluͤcklichen Marſche durch Arachoſien und Dran-
giana in Karamanien angelangt; er hatte ſich auf die Nachricht
von Alexanders ungeheueren Verluſten moͤglichſt beeilt, ſein friſches
und kraͤftiges Heer dem Koͤnige zuzufuͤhren. Mit ihm zugleich trafen
die Befehlshaber, die ſeit fuͤnf Jahren in Medien geſtanden hatten,
ein; es waren Kleander mit den Veteranen der Soͤldner, Herakon
mit den Soͤldnerreutern, die fruͤher Menidas gefuͤhrt hatte, Si-
talces mit dem Thraciſchen Fußvolk, Agathon mit den Odryſiſchen
Reutern, im ganzen fuͤnftauſend Mann zu Fuß und tauſend Reu-
ter 14). Auch der Satrap Staſanor von Aria und Drangiana
und Pharasmanes, der Sohn des Perſiſchen Satrapen Phrata-
phernes waren mit Kameelen, Pferden und Heerden Zugvieh nach
Karamanien gekommen, zunaͤchſt in der Abſicht, dem Heere,
das ſie noch nicht angelangt glaubten, bei dem Zuge durch die
Wuͤſte die nothwendigen Beduͤrfniſſe zu beſchaffen; doch auch jetzt

ber ſein, daß er den Koͤnig wieder ſah. Schwieriger, ja unmoͤglich
iſt es, den Ort zu beſtimmen, wo Alexander lagerte. Diodor er-
zaͤhlt (XVII. 106.), Alexander habe mit ſeinem Heere in der Kuͤ-
ſtenſtadt Salmus geſtanden, und man ſei gerade im Theater ver-
ſammelt geweſen, als Nearch mit ſeiner Flotte gelandet, und ſofort
ins Theater gekommen ſei, um von ſeiner Fahrt zu berichten. In
dem Glauben, daß in dieſem allerdings ganz verkehrten Bericht
wenigſtens der Name Salmus richtig ſein duͤrfte, hat Vincent p.
306. die Vermuthung aufgeſtellt, daß dieſer Name (Sal-moun) dem
Ort Maaun der Morgenlaͤnder entſpreche. Die Hypotheſe ſcheint
zu gewagt. Der einzige Umſtand, der ungefaͤhr die Lage dieſes
Ortes bezeichnen kann, iſt, daß von ihm fuͤnf Tagereiſen, alſo etwa
funfzehn bis zwanzig Meilen bis zum Schiffslager am Anamis-
oder Ibrahim-Fluß waren. Demnach iſt es unmoͤglich, an Kerman,
Jumalee oder einen der Orte, die Pottinger auf ſeiner Reiſe be-
ruͤhrt hat, zu denken. Waͤre nicht die Orographie Karamaniens ſo
uͤberaus unklar, ſo wuͤrde man mindeſtens die Stadt Alexandria,
die hier der Koͤnig bauen ließ, mit einiger Sicherheit bezeichnen
koͤnnen; vielleicht, daß eben dort das Lager des Wiederſehens war.
Sollte vielleicht Giroft der Lokalitaͤt ohngefaͤhr entſprechen?
14) Arrian. VI. 27., cf. Curtius X. 1.
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[482/0496] Und ſchon war auch Kraterus mit ſeinem Heere und den Ele- phanten nach einem gluͤcklichen Marſche durch Arachoſien und Dran- giana in Karamanien angelangt; er hatte ſich auf die Nachricht von Alexanders ungeheueren Verluſten moͤglichſt beeilt, ſein friſches und kraͤftiges Heer dem Koͤnige zuzufuͤhren. Mit ihm zugleich trafen die Befehlshaber, die ſeit fuͤnf Jahren in Medien geſtanden hatten, ein; es waren Kleander mit den Veteranen der Soͤldner, Herakon mit den Soͤldnerreutern, die fruͤher Menidas gefuͤhrt hatte, Si- talces mit dem Thraciſchen Fußvolk, Agathon mit den Odryſiſchen Reutern, im ganzen fuͤnftauſend Mann zu Fuß und tauſend Reu- ter 14). Auch der Satrap Staſanor von Aria und Drangiana und Pharasmanes, der Sohn des Perſiſchen Satrapen Phrata- phernes waren mit Kameelen, Pferden und Heerden Zugvieh nach Karamanien gekommen, zunaͤchſt in der Abſicht, dem Heere, das ſie noch nicht angelangt glaubten, bei dem Zuge durch die Wuͤſte die nothwendigen Beduͤrfniſſe zu beſchaffen; doch auch jetzt 13b) 14) Arrian. VI. 27., cf. Curtius X. 1. 13b) ber ſein, daß er den Koͤnig wieder ſah. Schwieriger, ja unmoͤglich iſt es, den Ort zu beſtimmen, wo Alexander lagerte. Diodor er- zaͤhlt (XVII. 106.), Alexander habe mit ſeinem Heere in der Kuͤ- ſtenſtadt Salmus geſtanden, und man ſei gerade im Theater ver- ſammelt geweſen, als Nearch mit ſeiner Flotte gelandet, und ſofort ins Theater gekommen ſei, um von ſeiner Fahrt zu berichten. In dem Glauben, daß in dieſem allerdings ganz verkehrten Bericht wenigſtens der Name Salmus richtig ſein duͤrfte, hat Vincent p. 306. die Vermuthung aufgeſtellt, daß dieſer Name (Sal-moun) dem Ort Maaun der Morgenlaͤnder entſpreche. Die Hypotheſe ſcheint zu gewagt. Der einzige Umſtand, der ungefaͤhr die Lage dieſes Ortes bezeichnen kann, iſt, daß von ihm fuͤnf Tagereiſen, alſo etwa funfzehn bis zwanzig Meilen bis zum Schiffslager am Anamis- oder Ibrahim-Fluß waren. Demnach iſt es unmoͤglich, an Kerman, Jumalee oder einen der Orte, die Pottinger auf ſeiner Reiſe be- ruͤhrt hat, zu denken. Waͤre nicht die Orographie Karamaniens ſo uͤberaus unklar, ſo wuͤrde man mindeſtens die Stadt Alexandria, die hier der Koͤnig bauen ließ, mit einiger Sicherheit bezeichnen koͤnnen; vielleicht, daß eben dort das Lager des Wiederſehens war. Sollte vielleicht Giroft der Lokalitaͤt ohngefaͤhr entſprechen?

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/496>, abgerufen am 22.11.2024.