Alexander aber, denn er solle ja von den Göttern stammen, und seine Thaten seien Beweis dafür, unterwürfen sie sich gern, und seien bereit, einen Satrapen, den er setzen würde, aufzunehmen, Tribut zu zahlen und Geißeln zu stellen, so viel der König ver- langen würde. Er verlangte tausend der Edelsten des Volks, und stellte ihnen anheim, ab sie ihn als Geißeln oder als Kampf- genossen bis zur Unterwerfung der noch übrigen Landschaften In- diens begleiten wollten. Die Sudraker stellten die tausend Ed- len, außerdem sandten sie freiwillig fünfhundert Kriegswagen mit vollständiger Bemannung, worauf Alexander die Tausend huldreich entließ, die Kriegswagen aber seinem Heere zufügte; ihr Gebiet nebst dem der Mallier wurde zu der Satrapie Indien unter Phi- lipp geschlagen. --
Nachdem Alexander vollkommen hergestellt war, und den Göttern in feierlichen Opfern und Kampfspielen für seine Gene- sung gedankt hatte, brach er aus seinem Lager an der Hyarotis- mündung auf; während des Aufenthaltes an dieser Stelle waren viele neue Schiffe gebaut worden, so daß jetzt bedeutend mehr Truppen als bisher mit dem Könige stromab fahren konnten, es waren mit ihm zehntausend Mann vom Fußvolk, von den Leicht- bewaffneten die Schützen und Agrianer und tausend siebenhundert Mann Macedonische Ritterschaft. So segelte der König aus dem Hyarotis in den Acesines hinab, durch das befreundete Land der Sudraker, an der Hyphasismündung vorüber bis zur Verei- nigung des mächtigen Punjund mit dem Indus. Nur die Aba- sthanas hatte Perdikkas im Vorüberziehen zur Unterwerfung zwin- gen müssen; die anderen Völkerschaften von nah und fern schick- ten Gesandtschaften mit reichen und kostbaren Geschenken, feinen Webereien, Edelsteinen und Perlen, bunten Schlangenhäuten, Schildkrötenschaalen, gezähmten Löwen und Tigern; auch neue Schiffe in bedeutender Zahl, die Alexander im Lande der Xa- thras hatte bauen lassen, kamen den Strom herab 100).
100)Arrian VI. 15. Die Lage dieser Völker nachzuweisen ist um so schwieriger, da Diodor und Curtius Alles verwirren, und in den Indischen Berichten Arrians andere Verwirrungen durch die oft falschen Augaben über die verschiedenen Strommündungen
Alexander aber, denn er ſolle ja von den Goͤttern ſtammen, und ſeine Thaten ſeien Beweis dafuͤr, unterwuͤrfen ſie ſich gern, und ſeien bereit, einen Satrapen, den er ſetzen wuͤrde, aufzunehmen, Tribut zu zahlen und Geißeln zu ſtellen, ſo viel der Koͤnig ver- langen wuͤrde. Er verlangte tauſend der Edelſten des Volks, und ſtellte ihnen anheim, ab ſie ihn als Geißeln oder als Kampf- genoſſen bis zur Unterwerfung der noch uͤbrigen Landſchaften In- diens begleiten wollten. Die Sudraker ſtellten die tauſend Ed- len, außerdem ſandten ſie freiwillig fuͤnfhundert Kriegswagen mit vollſtaͤndiger Bemannung, worauf Alexander die Tauſend huldreich entließ, die Kriegswagen aber ſeinem Heere zufuͤgte; ihr Gebiet nebſt dem der Mallier wurde zu der Satrapie Indien unter Phi- lipp geſchlagen. —
Nachdem Alexander vollkommen hergeſtellt war, und den Goͤttern in feierlichen Opfern und Kampfſpielen fuͤr ſeine Gene- ſung gedankt hatte, brach er aus ſeinem Lager an der Hyarotis- muͤndung auf; waͤhrend des Aufenthaltes an dieſer Stelle waren viele neue Schiffe gebaut worden, ſo daß jetzt bedeutend mehr Truppen als bisher mit dem Koͤnige ſtromab fahren konnten, es waren mit ihm zehntauſend Mann vom Fußvolk, von den Leicht- bewaffneten die Schuͤtzen und Agrianer und tauſend ſiebenhundert Mann Macedoniſche Ritterſchaft. So ſegelte der Koͤnig aus dem Hyarotis in den Aceſines hinab, durch das befreundete Land der Sudraker, an der Hyphaſismuͤndung voruͤber bis zur Verei- nigung des maͤchtigen Punjund mit dem Indus. Nur die Aba- ſthanas hatte Perdikkas im Voruͤberziehen zur Unterwerfung zwin- gen muͤſſen; die anderen Voͤlkerſchaften von nah und fern ſchick- ten Geſandtſchaften mit reichen und koſtbaren Geſchenken, feinen Webereien, Edelſteinen und Perlen, bunten Schlangenhaͤuten, Schildkroͤtenſchaalen, gezaͤhmten Loͤwen und Tigern; auch neue Schiffe in bedeutender Zahl, die Alexander im Lande der Xa- thras hatte bauen laſſen, kamen den Strom herab 100).
100)Arrian VI. 15. Die Lage dieſer Voͤlker nachzuweiſen iſt um ſo ſchwieriger, da Diodor und Curtius Alles verwirren, und in den Indiſchen Berichten Arrians andere Verwirrungen durch die oft falſchen Augaben uͤber die verſchiedenen Strommuͤndungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0458"n="344[444]"/>
Alexander aber, denn er ſolle ja von den Goͤttern ſtammen, und<lb/>ſeine Thaten ſeien Beweis dafuͤr, unterwuͤrfen ſie ſich gern, und<lb/>ſeien bereit, einen Satrapen, den er ſetzen wuͤrde, aufzunehmen,<lb/>
Tribut zu zahlen und Geißeln zu ſtellen, ſo viel der Koͤnig ver-<lb/>
langen wuͤrde. Er verlangte tauſend der Edelſten des Volks,<lb/>
und ſtellte ihnen anheim, ab ſie ihn als Geißeln oder als Kampf-<lb/>
genoſſen bis zur Unterwerfung der noch uͤbrigen Landſchaften In-<lb/>
diens begleiten wollten. Die Sudraker ſtellten die tauſend Ed-<lb/>
len, außerdem ſandten ſie freiwillig fuͤnfhundert Kriegswagen mit<lb/>
vollſtaͤndiger Bemannung, worauf Alexander die Tauſend huldreich<lb/>
entließ, die Kriegswagen aber ſeinem Heere zufuͤgte; ihr Gebiet<lb/>
nebſt dem der Mallier wurde zu der Satrapie Indien unter Phi-<lb/>
lipp geſchlagen. —</p><lb/><p>Nachdem Alexander vollkommen hergeſtellt war, und den<lb/>
Goͤttern in feierlichen Opfern und Kampfſpielen fuͤr ſeine Gene-<lb/>ſung gedankt hatte, brach er aus ſeinem Lager an der Hyarotis-<lb/>
muͤndung auf; waͤhrend des Aufenthaltes an dieſer Stelle waren<lb/>
viele neue Schiffe gebaut worden, ſo daß jetzt bedeutend mehr<lb/>
Truppen als bisher mit dem Koͤnige ſtromab fahren konnten, es<lb/>
waren mit ihm zehntauſend Mann vom Fußvolk, von den Leicht-<lb/>
bewaffneten die Schuͤtzen und Agrianer und tauſend ſiebenhundert<lb/>
Mann Macedoniſche Ritterſchaft. So ſegelte der Koͤnig aus<lb/>
dem Hyarotis in den Aceſines hinab, durch das befreundete Land<lb/>
der Sudraker, an der Hyphaſismuͤndung voruͤber bis zur Verei-<lb/>
nigung des maͤchtigen Punjund mit dem Indus. Nur die Aba-<lb/>ſthanas hatte Perdikkas im Voruͤberziehen zur Unterwerfung zwin-<lb/>
gen muͤſſen; die anderen Voͤlkerſchaften von nah und fern ſchick-<lb/>
ten Geſandtſchaften mit reichen und koſtbaren Geſchenken, feinen<lb/>
Webereien, Edelſteinen und Perlen, bunten Schlangenhaͤuten,<lb/>
Schildkroͤtenſchaalen, gezaͤhmten Loͤwen und Tigern; auch neue<lb/>
Schiffe in bedeutender Zahl, die Alexander im Lande der Xa-<lb/>
thras hatte bauen laſſen, kamen den Strom herab <notexml:id="note-0458"next="#note-0459"place="foot"n="100)"><hirendition="#aq">Arrian VI.</hi> 15. Die Lage dieſer Voͤlker nachzuweiſen iſt<lb/>
um ſo ſchwieriger, da Diodor und Curtius Alles verwirren, und<lb/>
in den Indiſchen Berichten Arrians andere Verwirrungen durch<lb/>
die oft falſchen Augaben uͤber die verſchiedenen Strommuͤndungen</note>.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[344[444]/0458]
Alexander aber, denn er ſolle ja von den Goͤttern ſtammen, und
ſeine Thaten ſeien Beweis dafuͤr, unterwuͤrfen ſie ſich gern, und
ſeien bereit, einen Satrapen, den er ſetzen wuͤrde, aufzunehmen,
Tribut zu zahlen und Geißeln zu ſtellen, ſo viel der Koͤnig ver-
langen wuͤrde. Er verlangte tauſend der Edelſten des Volks,
und ſtellte ihnen anheim, ab ſie ihn als Geißeln oder als Kampf-
genoſſen bis zur Unterwerfung der noch uͤbrigen Landſchaften In-
diens begleiten wollten. Die Sudraker ſtellten die tauſend Ed-
len, außerdem ſandten ſie freiwillig fuͤnfhundert Kriegswagen mit
vollſtaͤndiger Bemannung, worauf Alexander die Tauſend huldreich
entließ, die Kriegswagen aber ſeinem Heere zufuͤgte; ihr Gebiet
nebſt dem der Mallier wurde zu der Satrapie Indien unter Phi-
lipp geſchlagen. —
Nachdem Alexander vollkommen hergeſtellt war, und den
Goͤttern in feierlichen Opfern und Kampfſpielen fuͤr ſeine Gene-
ſung gedankt hatte, brach er aus ſeinem Lager an der Hyarotis-
muͤndung auf; waͤhrend des Aufenthaltes an dieſer Stelle waren
viele neue Schiffe gebaut worden, ſo daß jetzt bedeutend mehr
Truppen als bisher mit dem Koͤnige ſtromab fahren konnten, es
waren mit ihm zehntauſend Mann vom Fußvolk, von den Leicht-
bewaffneten die Schuͤtzen und Agrianer und tauſend ſiebenhundert
Mann Macedoniſche Ritterſchaft. So ſegelte der Koͤnig aus
dem Hyarotis in den Aceſines hinab, durch das befreundete Land
der Sudraker, an der Hyphaſismuͤndung voruͤber bis zur Verei-
nigung des maͤchtigen Punjund mit dem Indus. Nur die Aba-
ſthanas hatte Perdikkas im Voruͤberziehen zur Unterwerfung zwin-
gen muͤſſen; die anderen Voͤlkerſchaften von nah und fern ſchick-
ten Geſandtſchaften mit reichen und koſtbaren Geſchenken, feinen
Webereien, Edelſteinen und Perlen, bunten Schlangenhaͤuten,
Schildkroͤtenſchaalen, gezaͤhmten Loͤwen und Tigern; auch neue
Schiffe in bedeutender Zahl, die Alexander im Lande der Xa-
thras hatte bauen laſſen, kamen den Strom herab 100).
100) Arrian VI. 15. Die Lage dieſer Voͤlker nachzuweiſen iſt
um ſo ſchwieriger, da Diodor und Curtius Alles verwirren, und
in den Indiſchen Berichten Arrians andere Verwirrungen durch
die oft falſchen Augaben uͤber die verſchiedenen Strommuͤndungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 344[444]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/458>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.