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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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waren die Einwohner vor ihrer Ankunft bereits entflohen, und
Alexander, nicht gesonnen, die einzelnen Haufen aufzusuchen, be-
gnügte sich, die Städte zu zerstören. So mehrere Tage; dann
folgte wieder ein Ruhetag, damit die Truppen zum Angriff auf
die größte Stadt diesseits, in die sich, auf ihre Stärke vertrau-
end, viele Mallier geworfen haben sollten, frische Kraft sammeln
konnten. Um die waldigen Ufer stromaufwärts, im Rücken der fer-
neren Bewegungen, den zersprengten Mallier nicht zum Zufluchts-
ort und zum Sammelplatz für eine gefährliche Diversion werden
zu lassen, wurde die Phalanx Pithon, das Geschwader Demetrius
und zwei Haufen leichtes Volk an den Strom zurückgesandt, mit
dem Auftrage, die Indier dort in den Wäldern und Sümpfen
aufzusuchen, und alle, die sich nicht freiwillig ergäben, niederzu-
hauen. Mit den übrigen Truppen zog Alexander selbst, in der
Erwartung eines hartnäckigen Kampfes, auf die oben bezeichnete
Stadt los; aber so groß war der allgemeine Schrecken, den die
Macedonischen Waffen verbreitet hatten, daß die Indier in der
großen Stadt, an der Möglichkeit, sie zu behaupten, verzweifelnd,
sie Preis gaben, sich über den nahen Strom zurück zogen und
dessen hohe Nordufer besetzten, in der Hoffnung, von dieser
allerdings günstigen Position aus den Uebergang der Macedonier
hindern zu können. Sobald Alexander davon unterrichtet war,
brach er schleunigst mit der gesammten Reuterei auf, und befahl
dem Fußvolk ohne Verzug nachzurücken. Angekommen an dem
Strom, ließ er, unbekümmert um die jenseits aufgestellte Linie der
Feinde, sofort den Uebergang beginnen, und die Indier, durch die
Kühnheit dieses Mandvers in Schrecken gesetzt, zogen sich, ohne
den ungleichen Kampf zu versuchen, in geschlossener Linie zurück;
aber sobald sie bemerkten, daß ihnen nicht mehr als vier bis fünf-
tausend Mann Reuter gegenüber waren, wandte sich ihre ganze
Linie, wohl funfzigtausend Mann stark, gegen Alexander und dessen
Reutercolonne, und versuchte sie vom Ufer, das sie bereits be-
setzt hatten, hinab zu drängen. Mit Mühe und nur durch eine
Reihe künstlicher Bewegungen, durch welche jedem Handgemenge
ausgewichen wurde, behaupteten sich die Reuter auf diesem schwie-
rigen Terrain, bis nach und nach einige Schaaren leichtes Volk
und namentlich die Schützen nachgekommen waren, und man jen-

waren die Einwohner vor ihrer Ankunft bereits entflohen, und
Alexander, nicht geſonnen, die einzelnen Haufen aufzuſuchen, be-
gnuͤgte ſich, die Staͤdte zu zerſtoͤren. So mehrere Tage; dann
folgte wieder ein Ruhetag, damit die Truppen zum Angriff auf
die groͤßte Stadt dieſſeits, in die ſich, auf ihre Staͤrke vertrau-
end, viele Mallier geworfen haben ſollten, friſche Kraft ſammeln
konnten. Um die waldigen Ufer ſtromaufwaͤrts, im Ruͤcken der fer-
neren Bewegungen, den zerſprengten Mallier nicht zum Zufluchts-
ort und zum Sammelplatz fuͤr eine gefaͤhrliche Diverſion werden
zu laſſen, wurde die Phalanx Pithon, das Geſchwader Demetrius
und zwei Haufen leichtes Volk an den Strom zuruͤckgeſandt, mit
dem Auftrage, die Indier dort in den Waͤldern und Suͤmpfen
aufzuſuchen, und alle, die ſich nicht freiwillig ergaͤben, niederzu-
hauen. Mit den uͤbrigen Truppen zog Alexander ſelbſt, in der
Erwartung eines hartnaͤckigen Kampfes, auf die oben bezeichnete
Stadt los; aber ſo groß war der allgemeine Schrecken, den die
Macedoniſchen Waffen verbreitet hatten, daß die Indier in der
großen Stadt, an der Moͤglichkeit, ſie zu behaupten, verzweifelnd,
ſie Preis gaben, ſich uͤber den nahen Strom zuruͤck zogen und
deſſen hohe Nordufer beſetzten, in der Hoffnung, von dieſer
allerdings guͤnſtigen Poſition aus den Uebergang der Macedonier
hindern zu koͤnnen. Sobald Alexander davon unterrichtet war,
brach er ſchleunigſt mit der geſammten Reuterei auf, und befahl
dem Fußvolk ohne Verzug nachzuruͤcken. Angekommen an dem
Strom, ließ er, unbekuͤmmert um die jenſeits aufgeſtellte Linie der
Feinde, ſofort den Uebergang beginnen, und die Indier, durch die
Kuͤhnheit dieſes Mandvers in Schrecken geſetzt, zogen ſich, ohne
den ungleichen Kampf zu verſuchen, in geſchloſſener Linie zuruͤck;
aber ſobald ſie bemerkten, daß ihnen nicht mehr als vier bis fuͤnf-
tauſend Mann Reuter gegenuͤber waren, wandte ſich ihre ganze
Linie, wohl funfzigtauſend Mann ſtark, gegen Alexander und deſſen
Reutercolonne, und verſuchte ſie vom Ufer, das ſie bereits be-
ſetzt hatten, hinab zu draͤngen. Mit Muͤhe und nur durch eine
Reihe kuͤnſtlicher Bewegungen, durch welche jedem Handgemenge
ausgewichen wurde, behaupteten ſich die Reuter auf dieſem ſchwie-
rigen Terrain, bis nach und nach einige Schaaren leichtes Volk
und namentlich die Schuͤtzen nachgekommen waren, und man jen-

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[437/0451] waren die Einwohner vor ihrer Ankunft bereits entflohen, und Alexander, nicht geſonnen, die einzelnen Haufen aufzuſuchen, be- gnuͤgte ſich, die Staͤdte zu zerſtoͤren. So mehrere Tage; dann folgte wieder ein Ruhetag, damit die Truppen zum Angriff auf die groͤßte Stadt dieſſeits, in die ſich, auf ihre Staͤrke vertrau- end, viele Mallier geworfen haben ſollten, friſche Kraft ſammeln konnten. Um die waldigen Ufer ſtromaufwaͤrts, im Ruͤcken der fer- neren Bewegungen, den zerſprengten Mallier nicht zum Zufluchts- ort und zum Sammelplatz fuͤr eine gefaͤhrliche Diverſion werden zu laſſen, wurde die Phalanx Pithon, das Geſchwader Demetrius und zwei Haufen leichtes Volk an den Strom zuruͤckgeſandt, mit dem Auftrage, die Indier dort in den Waͤldern und Suͤmpfen aufzuſuchen, und alle, die ſich nicht freiwillig ergaͤben, niederzu- hauen. Mit den uͤbrigen Truppen zog Alexander ſelbſt, in der Erwartung eines hartnaͤckigen Kampfes, auf die oben bezeichnete Stadt los; aber ſo groß war der allgemeine Schrecken, den die Macedoniſchen Waffen verbreitet hatten, daß die Indier in der großen Stadt, an der Moͤglichkeit, ſie zu behaupten, verzweifelnd, ſie Preis gaben, ſich uͤber den nahen Strom zuruͤck zogen und deſſen hohe Nordufer beſetzten, in der Hoffnung, von dieſer allerdings guͤnſtigen Poſition aus den Uebergang der Macedonier hindern zu koͤnnen. Sobald Alexander davon unterrichtet war, brach er ſchleunigſt mit der geſammten Reuterei auf, und befahl dem Fußvolk ohne Verzug nachzuruͤcken. Angekommen an dem Strom, ließ er, unbekuͤmmert um die jenſeits aufgeſtellte Linie der Feinde, ſofort den Uebergang beginnen, und die Indier, durch die Kuͤhnheit dieſes Mandvers in Schrecken geſetzt, zogen ſich, ohne den ungleichen Kampf zu verſuchen, in geſchloſſener Linie zuruͤck; aber ſobald ſie bemerkten, daß ihnen nicht mehr als vier bis fuͤnf- tauſend Mann Reuter gegenuͤber waren, wandte ſich ihre ganze Linie, wohl funfzigtauſend Mann ſtark, gegen Alexander und deſſen Reutercolonne, und verſuchte ſie vom Ufer, das ſie bereits be- ſetzt hatten, hinab zu draͤngen. Mit Muͤhe und nur durch eine Reihe kuͤnſtlicher Bewegungen, durch welche jedem Handgemenge ausgewichen wurde, behaupteten ſich die Reuter auf dieſem ſchwie- rigen Terrain, bis nach und nach einige Schaaren leichtes Volk und namentlich die Schuͤtzen nachgekommen waren, und man jen-

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/451>, abgerufen am 25.11.2024.