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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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dischen Rajas, in hellfarbigen Kleidern, in Perlenschnüren und
Edelsteinen und goldenem Schmuck, von schallender Musik begleitet,
mit einem reichen Gefolge zog der Fürst Sopeithes dem großen
Könige entgegen, und brachte mit vielen und kostbaren Geschenken, un-
ter denen eine Meute Tigerhunde 68), seine Huldigung dar; sein Fürsten-
thum ward ihm bestätigt und, wie es scheint, vergrößert 69). Dann
zog Alexander weiter in das benachbarte Gebiet des Fürsten Phe-
geus 70); auch dieser eilte seine Huldigungen und seine Geschenke
darzubringen; er blieb im Besitz seines Fürstenthums; es war das

68) cf. Wesseling ad Diod. XVII. p. 655.
69) Leider er-
wähnt Arrian dieses Fürsten Sopeithes an rechter Stelle nicht;
Diod. XVII. 92. und Curt. IX. 1. 24. sind dem Obigen zum Grunde
gelegt; nach ihnen liegt das Gebiet dieses Fürsten jenseits des Hy-
arotis. Strabo XV. p. 271. sagt: "Kathaia, eines gewissen Nomar-
chen Sopcithes Land, setzen Einige in diese Mesopotamia (des Hy-
daspes und Acesines), Andere aber jenseit des Acesines und des Hya-
rotis, benachbart dem Fürstenthum des jungen Porus; sie nennen
das Gebiet unter diesem Lande Gandaris"; und etwas später: "in
Sopeithes Land soll ein Berg von Steinsalzlagern sein, der ganz
Indien mit Salz zu versehen im Stande wäre, und schöne Gold- und
Silberminen nicht weit entfernt in anderen Bergen, wie Gorgos
der Metalleut erzählt". Dieß find die Steinsalzlager von Mundi,
zwischen dem Beyas und Satadru in den ersten Bergketten des Hi-
malaya (Ritter p. 1075.). Das Gold findet sich bekanntlich in
ungeheuerer Menge in der Quellgegend des Indus und Satadru,
theils in Minen, theils als Goldkörner, die von den bauenden
Springhasen mit geflecktem Fell (cf. Megasthenes und Nearch, bei
Arrian Ind. 15.) welche die Griechen Ameisen nannten (cf. Ritter
p. 660.)
aufgescharrt werden. Nach alle dem muß sich das Für-
stenthum des Sopeithes etwa bis zu den Mandibergen im Osten, und
dem Gebirge des Retung-Passes, wo die Quellwasser des Hypasis
und Acesines, die Gränzen der Länder Abisares und Sopeithes sich
nahe sind, im Norden erstreckt haben.
70) Phegeus bei Diodor.
Phegelas bei Curtius, wahrscheinlich genannt nach dem Flusse des
Fürstenthums, dem Hyphasis oder Bejas, welcher Name dem Strom
auch nach seiner Vereinigung mit dem Satadru bleibt (Elphinstone
1. p. 501.)
Von der Lage dieses Fürstenthums s. u. Note 76.

diſchen Rajas, in hellfarbigen Kleidern, in Perlenſchnuͤren und
Edelſteinen und goldenem Schmuck, von ſchallender Muſik begleitet,
mit einem reichen Gefolge zog der Fuͤrſt Sopeithes dem großen
Koͤnige entgegen, und brachte mit vielen und koſtbaren Geſchenken, un-
ter denen eine Meute Tigerhunde 68), ſeine Huldigung dar; ſein Fuͤrſten-
thum ward ihm beſtaͤtigt und, wie es ſcheint, vergroͤßert 69). Dann
zog Alexander weiter in das benachbarte Gebiet des Fuͤrſten Phe-
geus 70); auch dieſer eilte ſeine Huldigungen und ſeine Geſchenke
darzubringen; er blieb im Beſitz ſeines Fuͤrſtenthums; es war das

68) cf. Wesseling ad Diod. XVII. p. 655.
69) Leider er-
waͤhnt Arrian dieſes Fuͤrſten Sopeithes an rechter Stelle nicht;
Diod. XVII. 92. und Curt. IX. 1. 24. ſind dem Obigen zum Grunde
gelegt; nach ihnen liegt das Gebiet dieſes Fuͤrſten jenſeits des Hy-
arotis. Strabo XV. p. 271. ſagt: „Kathaia, eines gewiſſen Nomar-
chen Sopcithes Land, ſetzen Einige in dieſe Meſopotamia (des Hy-
daspes und Aceſines), Andere aber jenſeit des Aceſines und des Hya-
rotis, benachbart dem Fuͤrſtenthum des jungen Porus; ſie nennen
das Gebiet unter dieſem Lande Gandaris“; und etwas ſpaͤter: „in
Sopeithes Land ſoll ein Berg von Steinſalzlagern ſein, der ganz
Indien mit Salz zu verſehen im Stande waͤre, und ſchoͤne Gold- und
Silberminen nicht weit entfernt in anderen Bergen, wie Gorgos
der Metalleut erzaͤhlt“. Dieß find die Steinſalzlager von Mundi,
zwiſchen dem Beyas und Satadru in den erſten Bergketten des Hi-
malaya (Ritter p. 1075.). Das Gold findet ſich bekanntlich in
ungeheuerer Menge in der Quellgegend des Indus und Satadru,
theils in Minen, theils als Goldkoͤrner, die von den bauenden
Springhaſen mit geflecktem Fell (cf. Megasthenes und Nearch, bei
Arrian Ind. 15.) welche die Griechen Ameiſen nannten (cf. Ritter
p. 660.)
aufgeſcharrt werden. Nach alle dem muß ſich das Fuͤr-
ſtenthum des Sopeithes etwa bis zu den Mandibergen im Oſten, und
dem Gebirge des Retung-Paſſes, wo die Quellwaſſer des Hypaſis
und Aceſines, die Graͤnzen der Laͤnder Abiſares und Sopeithes ſich
nahe ſind, im Norden erſtreckt haben.
70) Phegeus bei Diodor.
Phegelas bei Curtius, wahrſcheinlich genannt nach dem Fluſſe des
Fuͤrſtenthums, dem Hyphaſis oder Bejas, welcher Name dem Strom
auch nach ſeiner Vereinigung mit dem Satadru bleibt (Elphinstone
1. p. 501.)
Von der Lage dieſes Fuͤrſtenthums ſ. u. Note 76.
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[414/0428] diſchen Rajas, in hellfarbigen Kleidern, in Perlenſchnuͤren und Edelſteinen und goldenem Schmuck, von ſchallender Muſik begleitet, mit einem reichen Gefolge zog der Fuͤrſt Sopeithes dem großen Koͤnige entgegen, und brachte mit vielen und koſtbaren Geſchenken, un- ter denen eine Meute Tigerhunde 68), ſeine Huldigung dar; ſein Fuͤrſten- thum ward ihm beſtaͤtigt und, wie es ſcheint, vergroͤßert 69). Dann zog Alexander weiter in das benachbarte Gebiet des Fuͤrſten Phe- geus 70); auch dieſer eilte ſeine Huldigungen und ſeine Geſchenke darzubringen; er blieb im Beſitz ſeines Fuͤrſtenthums; es war das 68) cf. Wesseling ad Diod. XVII. p. 655. 69) Leider er- waͤhnt Arrian dieſes Fuͤrſten Sopeithes an rechter Stelle nicht; Diod. XVII. 92. und Curt. IX. 1. 24. ſind dem Obigen zum Grunde gelegt; nach ihnen liegt das Gebiet dieſes Fuͤrſten jenſeits des Hy- arotis. Strabo XV. p. 271. ſagt: „Kathaia, eines gewiſſen Nomar- chen Sopcithes Land, ſetzen Einige in dieſe Meſopotamia (des Hy- daspes und Aceſines), Andere aber jenſeit des Aceſines und des Hya- rotis, benachbart dem Fuͤrſtenthum des jungen Porus; ſie nennen das Gebiet unter dieſem Lande Gandaris“; und etwas ſpaͤter: „in Sopeithes Land ſoll ein Berg von Steinſalzlagern ſein, der ganz Indien mit Salz zu verſehen im Stande waͤre, und ſchoͤne Gold- und Silberminen nicht weit entfernt in anderen Bergen, wie Gorgos der Metalleut erzaͤhlt“. Dieß find die Steinſalzlager von Mundi, zwiſchen dem Beyas und Satadru in den erſten Bergketten des Hi- malaya (Ritter p. 1075.). Das Gold findet ſich bekanntlich in ungeheuerer Menge in der Quellgegend des Indus und Satadru, theils in Minen, theils als Goldkoͤrner, die von den bauenden Springhaſen mit geflecktem Fell (cf. Megasthenes und Nearch, bei Arrian Ind. 15.) welche die Griechen Ameiſen nannten (cf. Ritter p. 660.) aufgeſcharrt werden. Nach alle dem muß ſich das Fuͤr- ſtenthum des Sopeithes etwa bis zu den Mandibergen im Oſten, und dem Gebirge des Retung-Paſſes, wo die Quellwaſſer des Hypaſis und Aceſines, die Graͤnzen der Laͤnder Abiſares und Sopeithes ſich nahe ſind, im Norden erſtreckt haben. 70) Phegeus bei Diodor. Phegelas bei Curtius, wahrſcheinlich genannt nach dem Fluſſe des Fuͤrſtenthums, dem Hyphaſis oder Bejas, welcher Name dem Strom auch nach ſeiner Vereinigung mit dem Satadru bleibt (Elphinstone 1. p. 501.) Von der Lage dieſes Fuͤrſtenthums ſ. u. Note 76.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/428>, abgerufen am 22.11.2024.