Kampf gegen Alexander, und zum zweiten Male geworfen flüchte- ten sie wieder zu den Elephanten. Alexander aber warf sich, die gesammte Reuterei zu einer furchtbaren Linie formirt, mit heftigem Ungestüm auf das Indische Fußvolk, das, unfähig zu widerstehen, in ordnungsloser Eile, dicht von den Feinden verfolgt, mit großem Verlust zu den kämpfenden Elephanten zurückfloh. So drängten sich die Tausende auf den gräßlichen Kampfplatz der Elephanten zusammen; schon war Feind und Freund in dichter und bluti- ger Verwirrung bei einander, die Thiere, meist ihrer Führer be- raubt, durch das wüste Geschrei des Kampfes verwirrt und ver- wildert, vor Wunden wüthend, schlugen und stampften nieder, was ihnen nahe kam. Lange wüthete das Gemetzel, dann ertönte die Macedonische Trompete durch das Feld, und langsam zogen sich die Macedonier aus dem Gefecht zurück; sie sammelten sich Schaar bei Schaar in neuen geschlossenen Reihen; wohin die schon müden Elephanten getrieben wurden, wichen sie aus, die Agrianer und Schützen trafen die Thiere aus der Ferne, und jagten sie gegen die Indier zurück, oder nahten sich vorsichtig mit Beilen, um ihnen die Fersen zu durchhauen. Schon wälzten sich viele von diesen sterbend auf dem Felde voll Leichen und Sterben- den, andere wankten in ohnmächtiger Wuth brüllend noch einmal gegen die geschlossene Phalanx, die sie nicht mehr fürchtete. Da gab Alexander an der Spitze der jenseit des Schlachtfeldes aufge- rückten Reuterei das Zeichen zum letzten Sturm; während sie selbst in dichter Linie mit eingelegten Lanzen herantrabte, rückte auch die Pha- lanx fest verschildet und mit vorstarrenden Sarissen auf die Indier los; ein Doppelangriff sollte sie zermalmen. Nun war kein weite- rer Widerstand; dem furchtbaren Gemetzel entfloh, wer es ver- mochte, landeinwärts, in die Sümpfe des Stromes, in das Lager zurück. Und schon waren von jenseit des Stromes dem Befehl gemäß Ptolemäus und Kraterus herübergegangen und, ohne Wi- derstand zu finden, an's Ufer gestiegen; sie trafen zur rechten Zeit ein, um den durch achtstündigen Kampf ermatteten Truppen die Verfolgung abzunehmen. An zwanzig tausend Indier waren er- schlagen, unter ihnen zwei Söhne des Porus und der Fürst Spit- takus, desgleichen alle Anführer des Fußvolks, der Reuterei, alle Wagen- und Elephantenlenker; drei tausend Pferde und mehr als
Kampf gegen Alexander, und zum zweiten Male geworfen fluͤchte- ten ſie wieder zu den Elephanten. Alexander aber warf ſich, die geſammte Reuterei zu einer furchtbaren Linie formirt, mit heftigem Ungeſtuͤm auf das Indiſche Fußvolk, das, unfaͤhig zu widerſtehen, in ordnungsloſer Eile, dicht von den Feinden verfolgt, mit großem Verluſt zu den kaͤmpfenden Elephanten zuruͤckfloh. So draͤngten ſich die Tauſende auf den graͤßlichen Kampfplatz der Elephanten zuſammen; ſchon war Feind und Freund in dichter und bluti- ger Verwirrung bei einander, die Thiere, meiſt ihrer Fuͤhrer be- raubt, durch das wuͤſte Geſchrei des Kampfes verwirrt und ver- wildert, vor Wunden wuͤthend, ſchlugen und ſtampften nieder, was ihnen nahe kam. Lange wuͤthete das Gemetzel, dann ertoͤnte die Macedoniſche Trompete durch das Feld, und langſam zogen ſich die Macedonier aus dem Gefecht zuruͤck; ſie ſammelten ſich Schaar bei Schaar in neuen geſchloſſenen Reihen; wohin die ſchon muͤden Elephanten getrieben wurden, wichen ſie aus, die Agrianer und Schuͤtzen trafen die Thiere aus der Ferne, und jagten ſie gegen die Indier zuruͤck, oder nahten ſich vorſichtig mit Beilen, um ihnen die Ferſen zu durchhauen. Schon waͤlzten ſich viele von dieſen ſterbend auf dem Felde voll Leichen und Sterben- den, andere wankten in ohnmaͤchtiger Wuth bruͤllend noch einmal gegen die geſchloſſene Phalanx, die ſie nicht mehr fuͤrchtete. Da gab Alexander an der Spitze der jenſeit des Schlachtfeldes aufge- ruͤckten Reuterei das Zeichen zum letzten Sturm; waͤhrend ſie ſelbſt in dichter Linie mit eingelegten Lanzen herantrabte, ruͤckte auch die Pha- lanx feſt verſchildet und mit vorſtarrenden Sariſſen auf die Indier los; ein Doppelangriff ſollte ſie zermalmen. Nun war kein weite- rer Widerſtand; dem furchtbaren Gemetzel entfloh, wer es ver- mochte, landeinwaͤrts, in die Suͤmpfe des Stromes, in das Lager zuruͤck. Und ſchon waren von jenſeit des Stromes dem Befehl gemaͤß Ptolemaͤus und Kraterus heruͤbergegangen und, ohne Wi- derſtand zu finden, an’s Ufer geſtiegen; ſie trafen zur rechten Zeit ein, um den durch achtſtuͤndigen Kampf ermatteten Truppen die Verfolgung abzunehmen. An zwanzig tauſend Indier waren er- ſchlagen, unter ihnen zwei Soͤhne des Porus und der Fuͤrſt Spit- takus, desgleichen alle Anfuͤhrer des Fußvolks, der Reuterei, alle Wagen- und Elephantenlenker; drei tauſend Pferde und mehr als
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Kampf gegen Alexander, und zum zweiten Male geworfen fluͤchte-
ten ſie wieder zu den Elephanten. Alexander aber warf ſich, die
geſammte Reuterei zu einer furchtbaren Linie formirt, mit heftigem
Ungeſtuͤm auf das Indiſche Fußvolk, das, unfaͤhig zu widerſtehen,
in ordnungsloſer Eile, dicht von den Feinden verfolgt, mit großem
Verluſt zu den kaͤmpfenden Elephanten zuruͤckfloh. So draͤngten
ſich die Tauſende auf den graͤßlichen Kampfplatz der Elephanten
zuſammen; ſchon war Feind und Freund in dichter und bluti-
ger Verwirrung bei einander, die Thiere, meiſt ihrer Fuͤhrer be-
raubt, durch das wuͤſte Geſchrei des Kampfes verwirrt und ver-
wildert, vor Wunden wuͤthend, ſchlugen und ſtampften nieder, was
ihnen nahe kam. Lange wuͤthete das Gemetzel, dann ertoͤnte die
Macedoniſche Trompete durch das Feld, und langſam zogen
ſich die Macedonier aus dem Gefecht zuruͤck; ſie ſammelten ſich
Schaar bei Schaar in neuen geſchloſſenen Reihen; wohin die
ſchon muͤden Elephanten getrieben wurden, wichen ſie aus, die
Agrianer und Schuͤtzen trafen die Thiere aus der Ferne, und
jagten ſie gegen die Indier zuruͤck, oder nahten ſich vorſichtig mit
Beilen, um ihnen die Ferſen zu durchhauen. Schon waͤlzten ſich
viele von dieſen ſterbend auf dem Felde voll Leichen und Sterben-
den, andere wankten in ohnmaͤchtiger Wuth bruͤllend noch einmal
gegen die geſchloſſene Phalanx, die ſie nicht mehr fuͤrchtete. Da
gab Alexander an der Spitze der jenſeit des Schlachtfeldes aufge-
ruͤckten Reuterei das Zeichen zum letzten Sturm; waͤhrend ſie ſelbſt
in dichter Linie mit eingelegten Lanzen herantrabte, ruͤckte auch die Pha-
lanx feſt verſchildet und mit vorſtarrenden Sariſſen auf die Indier
los; ein Doppelangriff ſollte ſie zermalmen. Nun war kein weite-
rer Widerſtand; dem furchtbaren Gemetzel entfloh, wer es ver-
mochte, landeinwaͤrts, in die Suͤmpfe des Stromes, in das Lager
zuruͤck. Und ſchon waren von jenſeit des Stromes dem Befehl
gemaͤß Ptolemaͤus und Kraterus heruͤbergegangen und, ohne Wi-
derſtand zu finden, an’s Ufer geſtiegen; ſie trafen zur rechten Zeit
ein, um den durch achtſtuͤndigen Kampf ermatteten Truppen die
Verfolgung abzunehmen. An zwanzig tauſend Indier waren er-
ſchlagen, unter ihnen zwei Soͤhne des Porus und der Fuͤrſt Spit-
takus, desgleichen alle Anfuͤhrer des Fußvolks, der Reuterei, alle
Wagen- und Elephantenlenker; drei tauſend Pferde und mehr als
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/412>, abgerufen am 25.11.2024.
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