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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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Während des Marsches begannen die ersten Schauer des tro-
pischen Regens sich von den Gebirgen hernieder zu senken, die
Wasser strömten rauschender, die Wege wurden beschwerlicher, häu-
fige Gewitter, mit Orkanen verbunden, verzögerten den Marsch
vielfach. Man nahte der Südgrenze des Fürstenthums von Taxila;
eine lange und ziemlich enge Paßstraße führte hier in das Gebiet des
Spittakus, eines Verwandten und Bundesgenossen des Porus; sie war
durch die Truppen dieses Fürsten, welche die Höhen zu beiden Sei-
ten besetzt hielten, gesperrt; durch ein kühnes Reutermanöver unter
der unmittelbaren Führung Alexanders wurden die Feinde über-
rascht, von ihrer Stellung gedrängt und dermaßen in die Enge ge-
trieben, daß sie erst nach bedeutendem Verlust das freie Feld ge-
wannen. Spittakus selbst eilte, ohne an die weitere Vertheidigung
seines Fürstenthums zu denken, sich mit dem Reste seiner Truppen
mit Porus zu vereinigen 37).

Etwa zwei Tage später erreichte Alexander das Ufer des
Hydaspes, der jetzt eine Breite von fast zwölfhundert Schrit-
ten hatte 38); auf dem jenseitigen Ufer sah man das weitläuftige
Lager des Fürsten Porus, und das gesammte Heer in Schlacht-
ordnung aufgerückt, vor demselben, gleich Festungsthürmen, dreihun-
dert Kriegselephanten; man bemerkte, wie nach beiden Seiten hin-
aus bedeutende Schaaren abgesendet wurden, um die Postenlinie
längs dem Stromufer zu verstärken, und namentlich die wenigen
Fuhrten, die das hohe Wasser noch gangbar ließ, zu beobachten.
Alexander erkannte die Unmöglichkeit, unter den Augen des Feindes
den Strom zu passiren, und lagerte sich auf dem rechten Ufer, den
Indiern gegenüber; er begann damit, durch mannichfache Truppen-

hen, von den Indiern ausgeliefert und wegen seiner Theilnahme
am Morde des Darius hingerichtet sei.
37) Polyän IV. 3. 21.
Dieß ist vielleicht der von Elphinstone I. 129. bezeichnete Engpaß
und derselbe Hohlweg von Hambatu, den Baber passirte, in dessen
Memoiren (p. 255) man überhaupt den Weg, den Alexander nahm,
wiederkennt.
38) Curt. VIII. 13. 8. Der Fluß hatte noch nicht
seine volle Breite, die er erst im August erreicht; schon im Juli
fand ihn Macariney fast dreitausend Schritt breit. S. Elphin-
stone I. p.
551.

Waͤhrend des Marſches begannen die erſten Schauer des tro-
piſchen Regens ſich von den Gebirgen hernieder zu ſenken, die
Waſſer ſtroͤmten rauſchender, die Wege wurden beſchwerlicher, haͤu-
fige Gewitter, mit Orkanen verbunden, verzoͤgerten den Marſch
vielfach. Man nahte der Suͤdgrenze des Fuͤrſtenthums von Taxila;
eine lange und ziemlich enge Paßſtraße fuͤhrte hier in das Gebiet des
Spittakus, eines Verwandten und Bundesgenoſſen des Porus; ſie war
durch die Truppen dieſes Fuͤrſten, welche die Hoͤhen zu beiden Sei-
ten beſetzt hielten, geſperrt; durch ein kuͤhnes Reutermanoͤver unter
der unmittelbaren Fuͤhrung Alexanders wurden die Feinde uͤber-
raſcht, von ihrer Stellung gedraͤngt und dermaßen in die Enge ge-
trieben, daß ſie erſt nach bedeutendem Verluſt das freie Feld ge-
wannen. Spittakus ſelbſt eilte, ohne an die weitere Vertheidigung
ſeines Fuͤrſtenthums zu denken, ſich mit dem Reſte ſeiner Truppen
mit Porus zu vereinigen 37).

Etwa zwei Tage ſpaͤter erreichte Alexander das Ufer des
Hydaspes, der jetzt eine Breite von faſt zwoͤlfhundert Schrit-
ten hatte 38); auf dem jenſeitigen Ufer ſah man das weitlaͤuftige
Lager des Fuͤrſten Porus, und das geſammte Heer in Schlacht-
ordnung aufgeruͤckt, vor demſelben, gleich Feſtungsthuͤrmen, dreihun-
dert Kriegselephanten; man bemerkte, wie nach beiden Seiten hin-
aus bedeutende Schaaren abgeſendet wurden, um die Poſtenlinie
laͤngs dem Stromufer zu verſtaͤrken, und namentlich die wenigen
Fuhrten, die das hohe Waſſer noch gangbar ließ, zu beobachten.
Alexander erkannte die Unmoͤglichkeit, unter den Augen des Feindes
den Strom zu paſſiren, und lagerte ſich auf dem rechten Ufer, den
Indiern gegenuͤber; er begann damit, durch mannichfache Truppen-

hen, von den Indiern ausgeliefert und wegen ſeiner Theilnahme
am Morde des Darius hingerichtet ſei.
37) Polyän IV. 3. 21.
Dieß iſt vielleicht der von Elphinstone I. 129. bezeichnete Engpaß
und derſelbe Hohlweg von Hambatu, den Baber paſſirte, in deſſen
Memoiren (p. 255) man uͤberhaupt den Weg, den Alexander nahm,
wiederkennt.
38) Curt. VIII. 13. 8. Der Fluß hatte noch nicht
ſeine volle Breite, die er erſt im Auguſt erreicht; ſchon im Juli
fand ihn Macariney faſt dreitauſend Schritt breit. S. Elphin-
stone I. p.
551.
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[386/0400] Waͤhrend des Marſches begannen die erſten Schauer des tro- piſchen Regens ſich von den Gebirgen hernieder zu ſenken, die Waſſer ſtroͤmten rauſchender, die Wege wurden beſchwerlicher, haͤu- fige Gewitter, mit Orkanen verbunden, verzoͤgerten den Marſch vielfach. Man nahte der Suͤdgrenze des Fuͤrſtenthums von Taxila; eine lange und ziemlich enge Paßſtraße fuͤhrte hier in das Gebiet des Spittakus, eines Verwandten und Bundesgenoſſen des Porus; ſie war durch die Truppen dieſes Fuͤrſten, welche die Hoͤhen zu beiden Sei- ten beſetzt hielten, geſperrt; durch ein kuͤhnes Reutermanoͤver unter der unmittelbaren Fuͤhrung Alexanders wurden die Feinde uͤber- raſcht, von ihrer Stellung gedraͤngt und dermaßen in die Enge ge- trieben, daß ſie erſt nach bedeutendem Verluſt das freie Feld ge- wannen. Spittakus ſelbſt eilte, ohne an die weitere Vertheidigung ſeines Fuͤrſtenthums zu denken, ſich mit dem Reſte ſeiner Truppen mit Porus zu vereinigen 37). Etwa zwei Tage ſpaͤter erreichte Alexander das Ufer des Hydaspes, der jetzt eine Breite von faſt zwoͤlfhundert Schrit- ten hatte 38); auf dem jenſeitigen Ufer ſah man das weitlaͤuftige Lager des Fuͤrſten Porus, und das geſammte Heer in Schlacht- ordnung aufgeruͤckt, vor demſelben, gleich Feſtungsthuͤrmen, dreihun- dert Kriegselephanten; man bemerkte, wie nach beiden Seiten hin- aus bedeutende Schaaren abgeſendet wurden, um die Poſtenlinie laͤngs dem Stromufer zu verſtaͤrken, und namentlich die wenigen Fuhrten, die das hohe Waſſer noch gangbar ließ, zu beobachten. Alexander erkannte die Unmoͤglichkeit, unter den Augen des Feindes den Strom zu paſſiren, und lagerte ſich auf dem rechten Ufer, den Indiern gegenuͤber; er begann damit, durch mannichfache Truppen- 36) 37) Polyän IV. 3. 21. Dieß iſt vielleicht der von Elphinstone I. 129. bezeichnete Engpaß und derſelbe Hohlweg von Hambatu, den Baber paſſirte, in deſſen Memoiren (p. 255) man uͤberhaupt den Weg, den Alexander nahm, wiederkennt. 38) Curt. VIII. 13. 8. Der Fluß hatte noch nicht ſeine volle Breite, die er erſt im Auguſt erreicht; ſchon im Juli fand ihn Macariney faſt dreitauſend Schritt breit. S. Elphin- stone I. p. 551. 36) hen, von den Indiern ausgeliefert und wegen ſeiner Theilnahme am Morde des Darius hingerichtet ſei.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/400>, abgerufen am 22.11.2024.