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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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fort einzelne Corps aus, um die Gegend zu recognosciren und die
Spur des flüchtigen Fürsten und besonders der Elephanten aufzu-
finden: er erfuhr, daß Alles in die Gebirgswildniß ostwärts geflo-
hen sei; er drang nach. Dichte Urwaldung bedeckt diese Gegenden;
das Heer mußte sich mühsam den Weg bahnen. Man griff einzelne
Indier auf; sie berichteten, die Bevölkerung sei über den Indus
in das Reich des Abisares geflüchtet, die Elephanten, funfzehn an
der Zahl, habe man auf den Wiesen am Strom frei gelassen. Da
kam auch schon ein Haufe Indischer Soldaten vom fliehenden
Heere, das, über das Ungeschick des Fürsten misvergnügt, sich em-
pört und ihn erschlagen hatte; sie brachten den Kopf des Für-
sten 32). Alexander, nicht gewillt, ein Heer ohne Führer in un-
wegsames Gebiet zu verfolgen, ging mit seinen Truppen zu den
Induswiesen hinab, um die Elephanten einzufangen; von Indi-
schen Elephantenjägern begleitet, machte er Jagd auf die Thiere;
zwei stürzten in Abgründe, die übrigen wurden eingefangen. Alex-
ander liebte das Außerordentliche, er wußte, wie sehr es seine Ma-
cedonier anfeuerte, und welchen Eindruck es auf die Völker machte;
so gebot er hier in den dichten Waldungen am Indus Werkholz
zu fällen und Schiffe zu zimmern; in kurzer Zeit war eine Strom-
flotte erbaut, wie sie der Indus noch nicht gesehen, auf der der
König mit seinem Heere den breiten und zu beiden Seiten mit
vielen Städten und Dörfern bedeckten Strom hinabfuhr; nach
zehn Tagen landete er an der Brücke, die von Hephästion und
Perdikkas bereits über den Indus geschlagen war 33). --

Es war in den ersten Frühlingstagen des Jahres 326, daß
das Macedonische Heer, verstärkt von den Kontingenten der Für-
sten in der diesseitigen Satrapie, an der Kophenmünde sich zum

32) Diod. XVII. 88. Curt. VIII. 12. 3.
33) Nach einer an-
dern Leseart 16 Tage, wenn überhaupt Curtius verkehrter Aus-
druck so verstanden werden darf. Die Entfernung von der Gegend
von Mullai bis zur Mündung beträgt nach Macartncy's schöner
Charte gegen 30 geograph. Meilen zu Wasser. Die Indusbrücke,
die man mit Arrian für eine Schiffbrücke halten darf, lag nach
Strabo XV. p. 269. in der Nähe der Stadt Peucelaitis; offenbar
oberhalb der Kophenmündung.

fort einzelne Corps aus, um die Gegend zu recognosciren und die
Spur des fluͤchtigen Fuͤrſten und beſonders der Elephanten aufzu-
finden: er erfuhr, daß Alles in die Gebirgswildniß oſtwaͤrts geflo-
hen ſei; er drang nach. Dichte Urwaldung bedeckt dieſe Gegenden;
das Heer mußte ſich muͤhſam den Weg bahnen. Man griff einzelne
Indier auf; ſie berichteten, die Bevoͤlkerung ſei uͤber den Indus
in das Reich des Abiſares gefluͤchtet, die Elephanten, funfzehn an
der Zahl, habe man auf den Wieſen am Strom frei gelaſſen. Da
kam auch ſchon ein Haufe Indiſcher Soldaten vom fliehenden
Heere, das, uͤber das Ungeſchick des Fuͤrſten misvergnuͤgt, ſich em-
poͤrt und ihn erſchlagen hatte; ſie brachten den Kopf des Fuͤr-
ſten 32). Alexander, nicht gewillt, ein Heer ohne Fuͤhrer in un-
wegſames Gebiet zu verfolgen, ging mit ſeinen Truppen zu den
Induswieſen hinab, um die Elephanten einzufangen; von Indi-
ſchen Elephantenjaͤgern begleitet, machte er Jagd auf die Thiere;
zwei ſtuͤrzten in Abgruͤnde, die uͤbrigen wurden eingefangen. Alex-
ander liebte das Außerordentliche, er wußte, wie ſehr es ſeine Ma-
cedonier anfeuerte, und welchen Eindruck es auf die Voͤlker machte;
ſo gebot er hier in den dichten Waldungen am Indus Werkholz
zu faͤllen und Schiffe zu zimmern; in kurzer Zeit war eine Strom-
flotte erbaut, wie ſie der Indus noch nicht geſehen, auf der der
Koͤnig mit ſeinem Heere den breiten und zu beiden Seiten mit
vielen Staͤdten und Doͤrfern bedeckten Strom hinabfuhr; nach
zehn Tagen landete er an der Bruͤcke, die von Hephaͤſtion und
Perdikkas bereits uͤber den Indus geſchlagen war 33). —

Es war in den erſten Fruͤhlingstagen des Jahres 326, daß
das Macedoniſche Heer, verſtaͤrkt von den Kontingenten der Fuͤr-
ſten in der dieſſeitigen Satrapie, an der Kophenmuͤnde ſich zum

32) Diod. XVII. 88. Curt. VIII. 12. 3.
33) Nach einer an-
dern Leſeart 16 Tage, wenn uͤberhaupt Curtius verkehrter Aus-
druck ſo verſtanden werden darf. Die Entfernung von der Gegend
von Mullai bis zur Muͤndung betraͤgt nach Macartncy’s ſchoͤner
Charte gegen 30 geograph. Meilen zu Waſſer. Die Indusbruͤcke,
die man mit Arrian fuͤr eine Schiffbruͤcke halten darf, lag nach
Strabo XV. p. 269. in der Naͤhe der Stadt Peucelaitis; offenbar
oberhalb der Kophenmuͤndung.
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[381/0395] fort einzelne Corps aus, um die Gegend zu recognosciren und die Spur des fluͤchtigen Fuͤrſten und beſonders der Elephanten aufzu- finden: er erfuhr, daß Alles in die Gebirgswildniß oſtwaͤrts geflo- hen ſei; er drang nach. Dichte Urwaldung bedeckt dieſe Gegenden; das Heer mußte ſich muͤhſam den Weg bahnen. Man griff einzelne Indier auf; ſie berichteten, die Bevoͤlkerung ſei uͤber den Indus in das Reich des Abiſares gefluͤchtet, die Elephanten, funfzehn an der Zahl, habe man auf den Wieſen am Strom frei gelaſſen. Da kam auch ſchon ein Haufe Indiſcher Soldaten vom fliehenden Heere, das, uͤber das Ungeſchick des Fuͤrſten misvergnuͤgt, ſich em- poͤrt und ihn erſchlagen hatte; ſie brachten den Kopf des Fuͤr- ſten 32). Alexander, nicht gewillt, ein Heer ohne Fuͤhrer in un- wegſames Gebiet zu verfolgen, ging mit ſeinen Truppen zu den Induswieſen hinab, um die Elephanten einzufangen; von Indi- ſchen Elephantenjaͤgern begleitet, machte er Jagd auf die Thiere; zwei ſtuͤrzten in Abgruͤnde, die uͤbrigen wurden eingefangen. Alex- ander liebte das Außerordentliche, er wußte, wie ſehr es ſeine Ma- cedonier anfeuerte, und welchen Eindruck es auf die Voͤlker machte; ſo gebot er hier in den dichten Waldungen am Indus Werkholz zu faͤllen und Schiffe zu zimmern; in kurzer Zeit war eine Strom- flotte erbaut, wie ſie der Indus noch nicht geſehen, auf der der Koͤnig mit ſeinem Heere den breiten und zu beiden Seiten mit vielen Staͤdten und Doͤrfern bedeckten Strom hinabfuhr; nach zehn Tagen landete er an der Bruͤcke, die von Hephaͤſtion und Perdikkas bereits uͤber den Indus geſchlagen war 33). — Es war in den erſten Fruͤhlingstagen des Jahres 326, daß das Macedoniſche Heer, verſtaͤrkt von den Kontingenten der Fuͤr- ſten in der dieſſeitigen Satrapie, an der Kophenmuͤnde ſich zum 32) Diod. XVII. 88. Curt. VIII. 12. 3. 33) Nach einer an- dern Leſeart 16 Tage, wenn uͤberhaupt Curtius verkehrter Aus- druck ſo verſtanden werden darf. Die Entfernung von der Gegend von Mullai bis zur Muͤndung betraͤgt nach Macartncy’s ſchoͤner Charte gegen 30 geograph. Meilen zu Waſſer. Die Indusbruͤcke, die man mit Arrian fuͤr eine Schiffbruͤcke halten darf, lag nach Strabo XV. p. 269. in der Naͤhe der Stadt Peucelaitis; offenbar oberhalb der Kophenmuͤndung.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/395>, abgerufen am 23.11.2024.