zum Könige, und Artaxerxes selbst schien für seinen eben so ge- wandten als kühnen Bastard Arsames entschieden. Beide mußte Ochus verderben, um seine Pläne durchzusetzen; der von Allen geliebte Ariaspes war am meisten hinderlich; Ochus misbrauchte seine Bescheidenheit, um Mistrauen, seine Sanftmuth, um Besorg- niß in ihm zu erwecken; der König, sein Vater, möge ihn nicht, hasse ihn, wolle ihm schaden, ihn morden, das hinterbrachten die Getreuen des Königs, die Ochus bestochen hatte, dem nur zu will- fährig Glaubenden, der, nicht zum Widerstand, nicht einmal zu lau- ter Klage fähig, in der bittern Qual der Verzweiflung sich selbst vergiftete. Der fast hundertjährige König argwöhnte wohl den traurigen Zusammenhang, aber er wagte nicht ihn zu enthüllen; noch blieb ihm sein Liebling Arsames, auf ihn wandte er alle Liebe und Hoffnung, die Perser mit ihm. Ochus durfte nicht zaudern, List schien gefährlicher als Gewalt; Tiribazus Sohn, des Endes eingedenk, das sein Vater genommen, war bereit zur verruchten That; Arsames wurde meuchlings ermordet; den Schlag überlebte Artaxerxes nicht; Ochus folgte ihm fast um dieselbe Zeit, da in Macedonien Philipp das Reich übernahm.
Ochus war seinem innersten Wesen nach Asiatischer Despot; zu- gleich blutdürstig und feig, zugleich finster und wollüstig, erscheint er in der kalten und wohlberechneten Entschiedenheit seiner Handlungen nur desto entsetzlicher. Ein solcher Charakter konnte die im Inner- sten verderbte Persermacht noch eine Zeit hindurch halten und mit dem krampfhaften Schein von Kraft und Frische beleben, konnte die Völker und die empörten Satrapen zur Unterwürfigkeit zwingen, indem er sie auch seine Launen, seine Mordlust, seine wahnsinnige Wollust schweigend anzusehen gewöhnte. -- Ochus begann seine Herrschaft mit dem Morde seiner Brüder, das sicherste Mittel, sich vor ihnen und ihrem Anhange zu schützen; und der Persische Hof nannte ihn voll Bewunderung mit dem Namen seines Vaters, der keine Tugend als die Sanftmuth gehabt hatte.
Unter den Satrapen des Reichs war der des unteren Asiens, Artabazus, einer der mächtigsten; er hatte unter dem vorigen Kö- nige jenen gefährlichen Aufstand unterdrückt, und seitdem den Be- fehl in jenen Gegenden erhalten; seine Anhänglichkeit an das könig- liche Haus war eben so bekannt wie sein würdiger und edler Cha-
zum Könige, und Artaxerxes ſelbſt ſchien für ſeinen eben ſo ge- wandten als kühnen Baſtard Arſames entſchieden. Beide mußte Ochus verderben, um ſeine Pläne durchzuſetzen; der von Allen geliebte Ariaspes war am meiſten hinderlich; Ochus misbrauchte ſeine Beſcheidenheit, um Mistrauen, ſeine Sanftmuth, um Beſorg- niß in ihm zu erwecken; der König, ſein Vater, möge ihn nicht, haſſe ihn, wolle ihm ſchaden, ihn morden, das hinterbrachten die Getreuen des Königs, die Ochus beſtochen hatte, dem nur zu will- fährig Glaubenden, der, nicht zum Widerſtand, nicht einmal zu lau- ter Klage fähig, in der bittern Qual der Verzweiflung ſich ſelbſt vergiftete. Der faſt hundertjährige König argwöhnte wohl den traurigen Zuſammenhang, aber er wagte nicht ihn zu enthüllen; noch blieb ihm ſein Liebling Arſames, auf ihn wandte er alle Liebe und Hoffnung, die Perſer mit ihm. Ochus durfte nicht zaudern, Liſt ſchien gefährlicher als Gewalt; Tiribazus Sohn, des Endes eingedenk, das ſein Vater genommen, war bereit zur verruchten That; Arſames wurde meuchlings ermordet; den Schlag überlebte Artaxerxes nicht; Ochus folgte ihm faſt um dieſelbe Zeit, da in Macedonien Philipp das Reich übernahm.
Ochus war ſeinem innerſten Weſen nach Aſiatiſcher Despot; zu- gleich blutdürſtig und feig, zugleich finſter und wollüſtig, erſcheint er in der kalten und wohlberechneten Entſchiedenheit ſeiner Handlungen nur deſto entſetzlicher. Ein ſolcher Charakter konnte die im Inner- ſten verderbte Perſermacht noch eine Zeit hindurch halten und mit dem krampfhaften Schein von Kraft und Friſche beleben, konnte die Völker und die empörten Satrapen zur Unterwürfigkeit zwingen, indem er ſie auch ſeine Launen, ſeine Mordluſt, ſeine wahnſinnige Wolluſt ſchweigend anzuſehen gewöhnte. — Ochus begann ſeine Herrſchaft mit dem Morde ſeiner Brüder, das ſicherſte Mittel, ſich vor ihnen und ihrem Anhange zu ſchützen; und der Perſiſche Hof nannte ihn voll Bewunderung mit dem Namen ſeines Vaters, der keine Tugend als die Sanftmuth gehabt hatte.
Unter den Satrapen des Reichs war der des unteren Aſiens, Artabazus, einer der mächtigſten; er hatte unter dem vorigen Kö- nige jenen gefährlichen Aufſtand unterdrückt, und ſeitdem den Be- fehl in jenen Gegenden erhalten; ſeine Anhänglichkeit an das könig- liche Haus war eben ſo bekannt wie ſein würdiger und edler Cha-
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zum Könige, und Artaxerxes ſelbſt ſchien für ſeinen eben ſo ge-
wandten als kühnen Baſtard Arſames entſchieden. Beide mußte
Ochus verderben, um ſeine Pläne durchzuſetzen; der von Allen
geliebte Ariaspes war am meiſten hinderlich; Ochus misbrauchte
ſeine Beſcheidenheit, um Mistrauen, ſeine Sanftmuth, um Beſorg-
niß in ihm zu erwecken; der König, ſein Vater, möge ihn nicht,
haſſe ihn, wolle ihm ſchaden, ihn morden, das hinterbrachten die
Getreuen des Königs, die Ochus beſtochen hatte, dem nur zu will-
fährig Glaubenden, der, nicht zum Widerſtand, nicht einmal zu lau-
ter Klage fähig, in der bittern Qual der Verzweiflung ſich ſelbſt
vergiftete. Der faſt hundertjährige König argwöhnte wohl den
traurigen Zuſammenhang, aber er wagte nicht ihn zu enthüllen;
noch blieb ihm ſein Liebling Arſames, auf ihn wandte er alle Liebe
und Hoffnung, die Perſer mit ihm. Ochus durfte nicht zaudern,
Liſt ſchien gefährlicher als Gewalt; Tiribazus Sohn, des Endes
eingedenk, das ſein Vater genommen, war bereit zur verruchten
That; Arſames wurde meuchlings ermordet; den Schlag überlebte
Artaxerxes nicht; Ochus folgte ihm faſt um dieſelbe Zeit, da in
Macedonien Philipp das Reich übernahm.
Ochus war ſeinem innerſten Weſen nach Aſiatiſcher Despot; zu-
gleich blutdürſtig und feig, zugleich finſter und wollüſtig, erſcheint er
in der kalten und wohlberechneten Entſchiedenheit ſeiner Handlungen
nur deſto entſetzlicher. Ein ſolcher Charakter konnte die im Inner-
ſten verderbte Perſermacht noch eine Zeit hindurch halten und mit
dem krampfhaften Schein von Kraft und Friſche beleben, konnte
die Völker und die empörten Satrapen zur Unterwürfigkeit zwingen,
indem er ſie auch ſeine Launen, ſeine Mordluſt, ſeine wahnſinnige
Wolluſt ſchweigend anzuſehen gewöhnte. — Ochus begann ſeine
Herrſchaft mit dem Morde ſeiner Brüder, das ſicherſte Mittel, ſich
vor ihnen und ihrem Anhange zu ſchützen; und der Perſiſche Hof
nannte ihn voll Bewunderung mit dem Namen ſeines Vaters, der
keine Tugend als die Sanftmuth gehabt hatte.
Unter den Satrapen des Reichs war der des unteren Aſiens,
Artabazus, einer der mächtigſten; er hatte unter dem vorigen Kö-
nige jenen gefährlichen Aufſtand unterdrückt, und ſeitdem den Be-
fehl in jenen Gegenden erhalten; ſeine Anhänglichkeit an das könig-
liche Haus war eben ſo bekannt wie ſein würdiger und edler Cha-
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/37>, abgerufen am 24.11.2024.
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