Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].in Hyrkanien und Parthien, Phrataphernes, den Befehl zukommen, Aus dem Hochlande von Kabul führen sieben Pässe über das gehabt hatte, den Oberbefehl über diesen Theil des schwerbewaffneten Fußvolkes erhalten hatte; offenbar wurde er als Perser besonders zu dieser Expedition ausersehen. 25) Curt. VII. 3. 4. 26) Strabo XVI. p. 312. Curtius schildert den Uebergang über dies Plateau von Ghizni mit sehr starken Uebertreibungen, dennoch findet man viele seiner geographischen Notizen durch die Angaben Babers, Elphinstons und Anderer bestätigt. 27) Die classische Stelle für diese Paßgegend findet sich in den Me-
moiren des Sultan Baber p. 139; die östlichen Paßgegenden durchzog Timur, und Chereffeddin schreibt zu Anfang und zu Ende des vierten in Hyrkanien und Parthien, Phrataphernes, den Befehl zukommen, Aus dem Hochlande von Kabul führen ſieben Päſſe über das gehabt hatte, den Oberbefehl über dieſen Theil des ſchwerbewaffneten Fußvolkes erhalten hatte; offenbar wurde er als Perſer beſonders zu dieſer Expedition auserſehen. 25) Curt. VII. 3. 4. 26) Strabo XVI. p. 312. Curtius ſchildert den Uebergang über dies Plateau von Ghizni mit ſehr ſtarken Uebertreibungen, dennoch findet man viele ſeiner geographiſchen Notizen durch die Angaben Babers, Elphinſtons und Anderer beſtätigt. 27) Die claſſiſche Stelle für dieſe Paßgegend findet ſich in den Me-
moiren des Sultan Baber p. 139; die öſtlichen Paßgegenden durchzog Timur, und Chereffeddin ſchreibt zu Anfang und zu Ende des vierten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0315" n="301"/> in Hyrkanien und Parthien, Phrataphernes, den Befehl zukommen,<lb/> mit ſeinen Reuterſchaaren zu jenen zu ſtoßen. Zu gleicher Zeit war<lb/> das Hauptheer, mit dem ſich bereits die zwei in Ekbatana zurück-<lb/> gelaſſenen Phalangen, von Klitus geführt, ſo wie fünftauſend Griechiſche<lb/> Söldner und vierhundert Reuter <note place="foot" n="25)"><hi rendition="#aq">Curt. VII. 3. 4.</hi></note> vereinigt hatten, aus dem Ara-<lb/> choſiſchen aufgebrochen und unter der ſtrengſten Winterkälte über die<lb/> nackten Paßhöhen, welche das Gebiet der Arachoſier von dem der<lb/> Paropamiſaden trennen, gezogen. Alexander fand dies Hochland<lb/> ſtark bevölkert, und obſchon jetzt tiefer Schnee die Felder überdeckte,<lb/> doch Vorräthe genug in den zahlreichen Dörfern, die ihn freundlich<lb/> aufnahmen <note place="foot" n="26)"><hi rendition="#aq">Strabo XVI. p.</hi> 312.<lb/> Curtius ſchildert den Uebergang über dies Plateau von Ghizni mit ſehr<lb/> ſtarken Uebertreibungen, dennoch findet man viele ſeiner geographiſchen<lb/> Notizen durch die Angaben Babers, Elphinſtons und Anderer beſtätigt.</note>. Die Strenge des Winters zwang ihn einige Zeit<lb/> zu raſten, da es für jetzt nicht ſeine Abſicht war, dem Lauf der<lb/> Gewäſſer oſtwärts in die wärmeren Thäler des Induslandes hinab<lb/> zu folgen, ſondern zuvörderſt der Uſurpator Beſſus, der jenſeits des<lb/> himmelhohen Hindukuhgebirges ſich ſeines Turaniſchen Königthums<lb/> zu ſicher glaubte, vernichtet werden mußte.</p><lb/> <p>Aus dem Hochlande von Kabul führen ſieben Päſſe über das<lb/> Gebirge Hindukuh nach dem Stromthale des Oxus; drei von die-<lb/> ſen führen an den Quellflüſſen des Pundſchir aufwärts und am<lb/> weiteſten öſtlich über den Kamm der Gebirge, dieſe und noch mehr<lb/> die drei nächſten, welche zu den Quellen des Surkab und Anderab<lb/> hinabführen, ſind vier bis fünf Monate hindurch vom Schnee ſo<lb/> bedeckt, daß man ſie nicht paſſiren kann; man muß dann den weſt-<lb/> lichſten Paß, den von Dundan Shikan, einſchlagen, auf dem man mit<lb/> etwa ſechzig Meilen von Kabul nach Balk gelangt; dieſer Weg führt<lb/> durch mehrere Bergketten dieſſeits und jenſeits des Hauptgebirges,<lb/> und die Thäler zwiſchen denſelben ſind an Quellen, an Weide und<lb/> Heerden reich, von friedlichen Hirtenſtämmen bewohnt <note xml:id="note-0315a" next="#note-0316" place="foot" n="27)">Die claſſiſche Stelle für dieſe Paßgegend findet ſich in den Me-<lb/> moiren des Sultan Baber <hi rendition="#aq">p.</hi> 139; die öſtlichen Paßgegenden durchzog<lb/> Timur, und Chereffeddin ſchreibt zu Anfang und zu Ende des vierten</note>. Alexander<lb/><note xml:id="note-0315" prev="#note-0314" place="foot" n="24)">gehabt hatte, den Oberbefehl über dieſen Theil des ſchwerbewaffneten<lb/> Fußvolkes erhalten hatte; offenbar wurde er als Perſer beſonders zu dieſer<lb/> Expedition auserſehen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0315]
in Hyrkanien und Parthien, Phrataphernes, den Befehl zukommen,
mit ſeinen Reuterſchaaren zu jenen zu ſtoßen. Zu gleicher Zeit war
das Hauptheer, mit dem ſich bereits die zwei in Ekbatana zurück-
gelaſſenen Phalangen, von Klitus geführt, ſo wie fünftauſend Griechiſche
Söldner und vierhundert Reuter 25) vereinigt hatten, aus dem Ara-
choſiſchen aufgebrochen und unter der ſtrengſten Winterkälte über die
nackten Paßhöhen, welche das Gebiet der Arachoſier von dem der
Paropamiſaden trennen, gezogen. Alexander fand dies Hochland
ſtark bevölkert, und obſchon jetzt tiefer Schnee die Felder überdeckte,
doch Vorräthe genug in den zahlreichen Dörfern, die ihn freundlich
aufnahmen 26). Die Strenge des Winters zwang ihn einige Zeit
zu raſten, da es für jetzt nicht ſeine Abſicht war, dem Lauf der
Gewäſſer oſtwärts in die wärmeren Thäler des Induslandes hinab
zu folgen, ſondern zuvörderſt der Uſurpator Beſſus, der jenſeits des
himmelhohen Hindukuhgebirges ſich ſeines Turaniſchen Königthums
zu ſicher glaubte, vernichtet werden mußte.
Aus dem Hochlande von Kabul führen ſieben Päſſe über das
Gebirge Hindukuh nach dem Stromthale des Oxus; drei von die-
ſen führen an den Quellflüſſen des Pundſchir aufwärts und am
weiteſten öſtlich über den Kamm der Gebirge, dieſe und noch mehr
die drei nächſten, welche zu den Quellen des Surkab und Anderab
hinabführen, ſind vier bis fünf Monate hindurch vom Schnee ſo
bedeckt, daß man ſie nicht paſſiren kann; man muß dann den weſt-
lichſten Paß, den von Dundan Shikan, einſchlagen, auf dem man mit
etwa ſechzig Meilen von Kabul nach Balk gelangt; dieſer Weg führt
durch mehrere Bergketten dieſſeits und jenſeits des Hauptgebirges,
und die Thäler zwiſchen denſelben ſind an Quellen, an Weide und
Heerden reich, von friedlichen Hirtenſtämmen bewohnt 27). Alexander
24)
25) Curt. VII. 3. 4.
26) Strabo XVI. p. 312.
Curtius ſchildert den Uebergang über dies Plateau von Ghizni mit ſehr
ſtarken Uebertreibungen, dennoch findet man viele ſeiner geographiſchen
Notizen durch die Angaben Babers, Elphinſtons und Anderer beſtätigt.
27) Die claſſiſche Stelle für dieſe Paßgegend findet ſich in den Me-
moiren des Sultan Baber p. 139; die öſtlichen Paßgegenden durchzog
Timur, und Chereffeddin ſchreibt zu Anfang und zu Ende des vierten
24) gehabt hatte, den Oberbefehl über dieſen Theil des ſchwerbewaffneten
Fußvolkes erhalten hatte; offenbar wurde er als Perſer beſonders zu dieſer
Expedition auserſehen.
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