ihrerseits zu unterstützen; die Mehrzahl verkannte und misbilligte was der König that und unterließ. Während Alexander Alles ver- suchte, um die Besiegten zn gewinnen und sie in den Macedoniern ihre Sieger vergessen zu lassen, hätten viele der Macedonischen Großen in ihrem Hochmuth und ihrer Selbstsucht lieber ein Verhältniß gänzlicher Unterwürfigkeit zur Grundlage aller weiteren Einrichtun- gen gemacht, und zu der despotischen Machtvollkommenheit der frü- heren Satrapen noch das grausame Gewaltrecht von Eroberern in Anspruch genommen; während Alexander den Kniefall der Persischen Großen und die abgöttische Verehrung, die ihm die Morgenländer schuldig zu sein glaubten, mit derselben Huld empfing wie die Ehren- gesandtschaften der Griechen und den soldatischen Zuruf seiner Pha- langen, hätten sie sich gern als die Gleichen ihres Königs, alles Andere tief unter sich im Staube der Unterwürfigkeit gesehen; und während sie sich selbst, so viel es das Kriegslager und die Nähe ihres laut misbilligenden Königs gestattete, der ganzen wilden Ueppigkeit und Zügellosigkeit des Asiatischen Lebens ohne anderen Zweck als den des verwildertsten Genusses hingaben, ver- argten sie ihrem Könige das Medische Kleid und den Persi- schen Hofstaat, in dem ihn die Millionen Asiens als ihren Gott König erkannten und anbeteten. So waren viele der Macedoni- schen Großen im bösesten Sinne des Wortes zu Asiaten geworden, und der Asiatische Hang zu Despotie, Kabale und Ausschweifung vereinigte sich mit jenem Macedonischen Uebermaaß von Heftigkeit und Selbstgefühl, das sie noch immer nach Ruhm begierig, im Kampf tapfer, zu jedem Wagniß bereit machte.
Sobald Alexander morgenländisches Wesen in seine Hofhal- tung aufzunehmen begann, Persische Große um sich versammelte, sie mit gleicher Huld und Freigebigkeit wie die Macedonier an sich zog, mit gleichem Vertrauen auszeichnete, mit wichtigen Aufträgen ehrte, mit Satrapien belehnte, da war es natürlich, daß die Mace- donischen Großen, in ihrem Stolz und ihrer Selbstsucht gekränkt, auf dies Asiatische Wesen, das der König begünstigte, ihren Abscheu wandten und dem gegenüber in sich die Vertreter des alt und ächt Macedonischen erkannten. Viele, besonders die älteren Ge- nerale aus Philipps Zeit, verhehlten ihre Misgunst gegen die Per- ser, ihr Mistrauen gegen Alexander nicht; sie nannten sich zurück-
ihrerſeits zu unterſtützen; die Mehrzahl verkannte und misbilligte was der König that und unterließ. Während Alexander Alles ver- ſuchte, um die Beſiegten zn gewinnen und ſie in den Macedoniern ihre Sieger vergeſſen zu laſſen, hätten viele der Macedoniſchen Großen in ihrem Hochmuth und ihrer Selbſtſucht lieber ein Verhältniß gänzlicher Unterwürfigkeit zur Grundlage aller weiteren Einrichtun- gen gemacht, und zu der despotiſchen Machtvollkommenheit der frü- heren Satrapen noch das grauſame Gewaltrecht von Eroberern in Anſpruch genommen; während Alexander den Kniefall der Perſiſchen Großen und die abgöttiſche Verehrung, die ihm die Morgenländer ſchuldig zu ſein glaubten, mit derſelben Huld empfing wie die Ehren- geſandtſchaften der Griechen und den ſoldatiſchen Zuruf ſeiner Pha- langen, hätten ſie ſich gern als die Gleichen ihres Königs, alles Andere tief unter ſich im Staube der Unterwürfigkeit geſehen; und während ſie ſich ſelbſt, ſo viel es das Kriegslager und die Nähe ihres laut misbilligenden Königs geſtattete, der ganzen wilden Ueppigkeit und Zügelloſigkeit des Aſiatiſchen Lebens ohne anderen Zweck als den des verwildertſten Genuſſes hingaben, ver- argten ſie ihrem Könige das Mediſche Kleid und den Perſi- ſchen Hofſtaat, in dem ihn die Millionen Aſiens als ihren Gott König erkannten und anbeteten. So waren viele der Macedoni- ſchen Großen im böſeſten Sinne des Wortes zu Aſiaten geworden, und der Aſiatiſche Hang zu Despotie, Kabale und Ausſchweifung vereinigte ſich mit jenem Macedoniſchen Uebermaaß von Heftigkeit und Selbſtgefühl, das ſie noch immer nach Ruhm begierig, im Kampf tapfer, zu jedem Wagniß bereit machte.
Sobald Alexander morgenländiſches Weſen in ſeine Hofhal- tung aufzunehmen begann, Perſiſche Große um ſich verſammelte, ſie mit gleicher Huld und Freigebigkeit wie die Macedonier an ſich zog, mit gleichem Vertrauen auszeichnete, mit wichtigen Aufträgen ehrte, mit Satrapien belehnte, da war es natürlich, daß die Mace- doniſchen Großen, in ihrem Stolz und ihrer Selbſtſucht gekränkt, auf dies Aſiatiſche Weſen, das der König begünſtigte, ihren Abſcheu wandten und dem gegenüber in ſich die Vertreter des alt und ächt Macedoniſchen erkannten. Viele, beſonders die älteren Ge- nerale aus Philipps Zeit, verhehlten ihre Misgunſt gegen die Per- ſer, ihr Mistrauen gegen Alexander nicht; ſie nannten ſich zurück-
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ihrerſeits zu unterſtützen; die Mehrzahl verkannte und misbilligte
was der König that und unterließ. Während Alexander Alles ver-
ſuchte, um die Beſiegten zn gewinnen und ſie in den Macedoniern
ihre Sieger vergeſſen zu laſſen, hätten viele der Macedoniſchen
Großen in ihrem Hochmuth und ihrer Selbſtſucht lieber ein Verhältniß
gänzlicher Unterwürfigkeit zur Grundlage aller weiteren Einrichtun-
gen gemacht, und zu der despotiſchen Machtvollkommenheit der frü-
heren Satrapen noch das grauſame Gewaltrecht von Eroberern in
Anſpruch genommen; während Alexander den Kniefall der Perſiſchen
Großen und die abgöttiſche Verehrung, die ihm die Morgenländer
ſchuldig zu ſein glaubten, mit derſelben Huld empfing wie die Ehren-
geſandtſchaften der Griechen und den ſoldatiſchen Zuruf ſeiner Pha-
langen, hätten ſie ſich gern als die Gleichen ihres Königs,
alles Andere tief unter ſich im Staube der Unterwürfigkeit
geſehen; und während ſie ſich ſelbſt, ſo viel es das Kriegslager und
die Nähe ihres laut misbilligenden Königs geſtattete, der ganzen
wilden Ueppigkeit und Zügelloſigkeit des Aſiatiſchen Lebens ohne
anderen Zweck als den des verwildertſten Genuſſes hingaben, ver-
argten ſie ihrem Könige das Mediſche Kleid und den Perſi-
ſchen Hofſtaat, in dem ihn die Millionen Aſiens als ihren Gott
König erkannten und anbeteten. So waren viele der Macedoni-
ſchen Großen im böſeſten Sinne des Wortes zu Aſiaten geworden,
und der Aſiatiſche Hang zu Despotie, Kabale und Ausſchweifung
vereinigte ſich mit jenem Macedoniſchen Uebermaaß von Heftigkeit
und Selbſtgefühl, das ſie noch immer nach Ruhm begierig, im
Kampf tapfer, zu jedem Wagniß bereit machte.
Sobald Alexander morgenländiſches Weſen in ſeine Hofhal-
tung aufzunehmen begann, Perſiſche Große um ſich verſammelte,
ſie mit gleicher Huld und Freigebigkeit wie die Macedonier an ſich
zog, mit gleichem Vertrauen auszeichnete, mit wichtigen Aufträgen
ehrte, mit Satrapien belehnte, da war es natürlich, daß die Mace-
doniſchen Großen, in ihrem Stolz und ihrer Selbſtſucht gekränkt,
auf dies Aſiatiſche Weſen, das der König begünſtigte, ihren Abſcheu
wandten und dem gegenüber in ſich die Vertreter des alt und
ächt Macedoniſchen erkannten. Viele, beſonders die älteren Ge-
nerale aus Philipps Zeit, verhehlten ihre Misgunſt gegen die Per-
ſer, ihr Mistrauen gegen Alexander nicht; ſie nannten ſich zurück-
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/304>, abgerufen am 23.11.2024.
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