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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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der Pässe 11) belegen und bis auf den heutigen Tag eine der blühend-
sten Städte jener Gegend, in dem neueren Namen das Andenken
ihres Gründers bewahrt hat 12). Aus dem Arachosischen Lande
rückte das Macedonische Heer unter vielen Beschwerden, denn schon
war der Winter gekommen und bedeckte die Berggegenden mit tiefem
Schnee, in das Land der Paropamisaden, des ersten Indischen
Volksstammes, den es auf seinem Zuge fand 13); nordwärts von
diesem erhebt sich der Indische Kaukasus, über den der Weg in das
Land des Bessus führte; aber die strenge, schneereiche Winterkälte
zwang den König zu rasten, bis die Straßen wieder auf waren.

So etwa die Märsche, mit welchen Alexander in den letzten
Monaten des Jahres 330 sein Heer von dem Nordsaume Korassans
bis an den Fuß des Indischen Kaukasus führte. Voll Mühseligkeit
und arm an kriegerischem Ruhm sollte diese Zeit durch ein Ver-
brechen eine traurige Berühmtheit erlangen; es galt nichts Geringeres,
als den König mitten in seinen Siegen zu ermorden, man rechnete
auf die Stimmung des Heeres, und allerdings hatten sich mannig-
fache Verhältnisse ergeben, in denen Erwartungen getäuscht und
Besorgnisse wahr geworden sein mochten.

Es hatte Alexander, in dem sich zunächst und allein die Einheit

des
11) Es sind die Pässe von Kelat und Urghundab (s. Sultan Baber
Mem. p.
171. 224. und sonst, Chereff. II. c. 47. p. 366).
12) Das
im Text bezeichnete Kandahar wird nach den Traditionen des Morgen-
landes (Ferishta, Abul Gasi etc. ef. Elphinstone Cabul von Rühs II.
p.
152) für eine Stadt Alexanders gehalten, und Wilson's Gegenbeweise
(Asiat. Researches XV. p. 106) scheinen die Sache noch nicht zu er-
schüttern. Mit Unrecht suchte man Alexandria sub ipso Caucaso an
dieser Stelle; Stephan von Byzanz, wennschon etwas verwirrt, läßt
keinen Zweifel, daß ein Arachosisches Alexandrien da war; die Entfernun-
gen, die die Alten angeben (250 M. R. von Ortospana, d. i. Kabul, nach
Plinius; 2000 Stadien nach Strabo) passen auf die bezeichnete Lage.
13) Vgl. Ritter Alexander des Großen Feldzug am Indischen Kaukasus
p. 150. Wie schneereich die Winter in jenen Gegenden, beweist die
anziehende Schilderung bei Baber p. 209. cf. Strabo XV. p. 312.
Alexander ging über den Paropamisus um den Untergang der Pleja-
den (Strabo XV. p. 312.), also gegen Ende November; sein Weg
war wohl nicht der über Kelat, sondern über Urghundab und Gori.

der Päſſe 11) belegen und bis auf den heutigen Tag eine der blühend-
ſten Städte jener Gegend, in dem neueren Namen das Andenken
ihres Gründers bewahrt hat 12). Aus dem Arachoſiſchen Lande
rückte das Macedoniſche Heer unter vielen Beſchwerden, denn ſchon
war der Winter gekommen und bedeckte die Berggegenden mit tiefem
Schnee, in das Land der Paropamiſaden, des erſten Indiſchen
Volksſtammes, den es auf ſeinem Zuge fand 13); nordwärts von
dieſem erhebt ſich der Indiſche Kaukaſus, über den der Weg in das
Land des Beſſus führte; aber die ſtrenge, ſchneereiche Winterkälte
zwang den König zu raſten, bis die Straßen wieder auf waren.

So etwa die Märſche, mit welchen Alexander in den letzten
Monaten des Jahres 330 ſein Heer von dem Nordſaume Koraſſans
bis an den Fuß des Indiſchen Kaukaſus führte. Voll Mühſeligkeit
und arm an kriegeriſchem Ruhm ſollte dieſe Zeit durch ein Ver-
brechen eine traurige Berühmtheit erlangen; es galt nichts Geringeres,
als den König mitten in ſeinen Siegen zu ermorden, man rechnete
auf die Stimmung des Heeres, und allerdings hatten ſich mannig-
fache Verhältniſſe ergeben, in denen Erwartungen getäuſcht und
Beſorgniſſe wahr geworden ſein mochten.

Es hatte Alexander, in dem ſich zunächſt und allein die Einheit

des
11) Es ſind die Päſſe von Kelat und Urghundab (ſ. Sultan Baber
Mem. p.
171. 224. und ſonſt, Chereff. II. c. 47. p. 366).
12) Das
im Text bezeichnete Kandahar wird nach den Traditionen des Morgen-
landes (Ferishta, Abul Gasi etc. ef. Elphinstone Cabul von Rühs II.
p.
152) für eine Stadt Alexanders gehalten, und Wilſon’s Gegenbeweiſe
(Asiat. Researches XV. p. 106) ſcheinen die Sache noch nicht zu er-
ſchüttern. Mit Unrecht ſuchte man Alexandria sub ipso Caucaso an
dieſer Stelle; Stephan von Byzanz, wennſchon etwas verwirrt, läßt
keinen Zweifel, daß ein Arachoſiſches Alexandrien da war; die Entfernun-
gen, die die Alten angeben (250 M. R. von Ortoſpana, d. i. Kabul, nach
Plinius; 2000 Stadien nach Strabo) paſſen auf die bezeichnete Lage.
13) Vgl. Ritter Alexander des Großen Feldzug am Indiſchen Kaukaſus
p. 150. Wie ſchneereich die Winter in jenen Gegenden, beweiſt die
anziehende Schilderung bei Baber p. 209. cf. Strabo XV. p. 312.
Alexander ging über den Paropamiſus um den Untergang der Pleja-
den (Strabo XV. p. 312.), alſo gegen Ende November; ſein Weg
war wohl nicht der über Kelat, ſondern über Urghundab und Gori.
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[288/0302] der Päſſe 11) belegen und bis auf den heutigen Tag eine der blühend- ſten Städte jener Gegend, in dem neueren Namen das Andenken ihres Gründers bewahrt hat 12). Aus dem Arachoſiſchen Lande rückte das Macedoniſche Heer unter vielen Beſchwerden, denn ſchon war der Winter gekommen und bedeckte die Berggegenden mit tiefem Schnee, in das Land der Paropamiſaden, des erſten Indiſchen Volksſtammes, den es auf ſeinem Zuge fand 13); nordwärts von dieſem erhebt ſich der Indiſche Kaukaſus, über den der Weg in das Land des Beſſus führte; aber die ſtrenge, ſchneereiche Winterkälte zwang den König zu raſten, bis die Straßen wieder auf waren. So etwa die Märſche, mit welchen Alexander in den letzten Monaten des Jahres 330 ſein Heer von dem Nordſaume Koraſſans bis an den Fuß des Indiſchen Kaukaſus führte. Voll Mühſeligkeit und arm an kriegeriſchem Ruhm ſollte dieſe Zeit durch ein Ver- brechen eine traurige Berühmtheit erlangen; es galt nichts Geringeres, als den König mitten in ſeinen Siegen zu ermorden, man rechnete auf die Stimmung des Heeres, und allerdings hatten ſich mannig- fache Verhältniſſe ergeben, in denen Erwartungen getäuſcht und Beſorgniſſe wahr geworden ſein mochten. Es hatte Alexander, in dem ſich zunächſt und allein die Einheit des 11) Es ſind die Päſſe von Kelat und Urghundab (ſ. Sultan Baber Mem. p. 171. 224. und ſonſt, Chereff. II. c. 47. p. 366). 12) Das im Text bezeichnete Kandahar wird nach den Traditionen des Morgen- landes (Ferishta, Abul Gasi etc. ef. Elphinstone Cabul von Rühs II. p. 152) für eine Stadt Alexanders gehalten, und Wilſon’s Gegenbeweiſe (Asiat. Researches XV. p. 106) ſcheinen die Sache noch nicht zu er- ſchüttern. Mit Unrecht ſuchte man Alexandria sub ipso Caucaso an dieſer Stelle; Stephan von Byzanz, wennſchon etwas verwirrt, läßt keinen Zweifel, daß ein Arachoſiſches Alexandrien da war; die Entfernun- gen, die die Alten angeben (250 M. R. von Ortoſpana, d. i. Kabul, nach Plinius; 2000 Stadien nach Strabo) paſſen auf die bezeichnete Lage. 13) Vgl. Ritter Alexander des Großen Feldzug am Indiſchen Kaukaſus p. 150. Wie ſchneereich die Winter in jenen Gegenden, beweiſt die anziehende Schilderung bei Baber p. 209. cf. Strabo XV. p. 312. Alexander ging über den Paropamiſus um den Untergang der Pleja- den (Strabo XV. p. 312.), alſo gegen Ende November; ſein Weg war wohl nicht der über Kelat, ſondern über Urghundab und Gori.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/302>, abgerufen am 22.11.2024.