den Beistand des Seuthes und der Thracischen Völkerschaften, die er zu den Waffen rief85), dem Macedonischen Reichsverweser den Gehorsam aufkündigte, da war die Verbindung zwischen Asien und Macedonien gefährdet; Antipater mußte ins Feld rücken, und um jeden Preis die Empörung zu unterdrücken suchen86).
Indeß hatten die Bewegungen in Griechenland einen sehr ern- sten Charakter angenommen; es war die Nachricht von der Schlacht von Arbela eingelaufen, sie mußte die Gegner Alexanders entweder zur Unterwerfung oder zur letzten Kraftanstrengung veranlassen. Alexanders Entfernung und der Thracische Aufstand begünstigten das kühnste Wagniß; noch durfte man wenigstens Subsidien von Darius erwarten, noch durfte Alexander nicht wagen, sein Heer, das kaum zur Besetzung des ungeheuren Weges hinreichen konnte, zu theilen, um Griechenland anzugreifen; zögerte man jetzt, so konnte der letzte Rest der Persischen Macht erliegen, so konnte man fürchten, daß Alexander an der Spitze eines ungeheuren Heeres wie ein zweiter Xerxes Griechenland überfluthen und zu einer Satrapie seines Reiches machen werde. Die fieberhafte Lebendigkeit des Volksgeistes, die exaltirten Deklamationen der demokratischen Redner, die alten Erin- nerungen des Spartanischen Namens, die dem Zeitalter eigenthümlicht Lust am Uebertriebenen und Unglaublichen, Alles vereinte sich, eint Eruption hervorzubringen, die für die Macedonische Monarchie ver- hängnißvoll werden konnte. Ein glückliches Gefecht des Agis gegen Korragos gab das Zeichen zu einem Aufstande, der sich plötz- lich über den ganzen Peloponnes und den größten Theil von Hellas verbreitete; Elis vereinte sich mit Sparta, die Arkadier, die Achäer fielen von dem Korinthischen Bunde ab87), über den Peloponnes hinaus wiederholten sich die Bewegungen, die Aetolier zerstörten die Stadt der Oeniaden wegen ihrer Anhänglichkeit an Alexander, die Thessalier und Perrhäber waren in der heftigsten Aufregung; nut
85)Polyaen. IV. 1. 4.
86)Diod. XVII. 63.
87) Von den Achäern blieb nur Pallene treu (Aeschin. adv. Ctesiph. p. 438.), obschon es damals noch nicht unter der Herrschaft Chärons gestanden zu haben scheint, da dessen im Katalog bei Demosth. de coron. p. 291. keine Erwähnung geschieht. Messenien stand unter der Tyrannei der beiden Söhne des Philiades, Demosth. de foed. p. 192; cf. Dinarch. p. 156.
den Beiſtand des Seuthes und der Thraciſchen Völkerſchaften, die er zu den Waffen rief85), dem Macedoniſchen Reichsverweſer den Gehorſam aufkündigte, da war die Verbindung zwiſchen Aſien und Macedonien gefährdet; Antipater mußte ins Feld rücken, und um jeden Preis die Empörung zu unterdrücken ſuchen86).
Indeß hatten die Bewegungen in Griechenland einen ſehr ern- ſten Charakter angenommen; es war die Nachricht von der Schlacht von Arbela eingelaufen, ſie mußte die Gegner Alexanders entweder zur Unterwerfung oder zur letzten Kraftanſtrengung veranlaſſen. Alexanders Entfernung und der Thraciſche Aufſtand begünſtigten das kühnſte Wagniß; noch durfte man wenigſtens Subſidien von Darius erwarten, noch durfte Alexander nicht wagen, ſein Heer, das kaum zur Beſetzung des ungeheuren Weges hinreichen konnte, zu theilen, um Griechenland anzugreifen; zögerte man jetzt, ſo konnte der letzte Reſt der Perſiſchen Macht erliegen, ſo konnte man fürchten, daß Alexander an der Spitze eines ungeheuren Heeres wie ein zweiter Xerxes Griechenland überfluthen und zu einer Satrapie ſeines Reiches machen werde. Die fieberhafte Lebendigkeit des Volksgeiſtes, die exaltirten Deklamationen der demokratiſchen Redner, die alten Erin- nerungen des Spartaniſchen Namens, die dem Zeitalter eigenthümlicht Luſt am Uebertriebenen und Unglaublichen, Alles vereinte ſich, eint Eruption hervorzubringen, die für die Macedoniſche Monarchie ver- hängnißvoll werden konnte. Ein glückliches Gefecht des Agis gegen Korragos gab das Zeichen zu einem Aufſtande, der ſich plötz- lich über den ganzen Peloponnes und den größten Theil von Hellas verbreitete; Elis vereinte ſich mit Sparta, die Arkadier, die Achäer fielen von dem Korinthiſchen Bunde ab87), über den Peloponnes hinaus wiederholten ſich die Bewegungen, die Aetolier zerſtörten die Stadt der Oeniaden wegen ihrer Anhänglichkeit an Alexander, die Theſſalier und Perrhäber waren in der heftigſten Aufregung; nut
85)Polyaen. IV. 1. 4.
86)Diod. XVII. 63.
87) Von den Achäern blieb nur Pallene treu (Aeschin. adv. Ctesiph. p. 438.), obſchon es damals noch nicht unter der Herrſchaft Chärons geſtanden zu haben ſcheint, da deſſen im Katalog bei Demosth. de coron. p. 291. keine Erwähnung geſchieht. Meſſenien ſtand unter der Tyrannei der beiden Söhne des Philiades, Demosth. de foed. p. 192; cf. Dinarch. p. 156.
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den Beiſtand des Seuthes und der Thraciſchen Völkerſchaften, die
er zu den Waffen rief 85), dem Macedoniſchen Reichsverweſer den
Gehorſam aufkündigte, da war die Verbindung zwiſchen Aſien und
Macedonien gefährdet; Antipater mußte ins Feld rücken, und um
jeden Preis die Empörung zu unterdrücken ſuchen 86).
Indeß hatten die Bewegungen in Griechenland einen ſehr ern-
ſten Charakter angenommen; es war die Nachricht von der Schlacht
von Arbela eingelaufen, ſie mußte die Gegner Alexanders entweder
zur Unterwerfung oder zur letzten Kraftanſtrengung veranlaſſen.
Alexanders Entfernung und der Thraciſche Aufſtand begünſtigten das
kühnſte Wagniß; noch durfte man wenigſtens Subſidien von Darius
erwarten, noch durfte Alexander nicht wagen, ſein Heer, das kaum
zur Beſetzung des ungeheuren Weges hinreichen konnte, zu theilen,
um Griechenland anzugreifen; zögerte man jetzt, ſo konnte der letzte
Reſt der Perſiſchen Macht erliegen, ſo konnte man fürchten, daß
Alexander an der Spitze eines ungeheuren Heeres wie ein zweiter
Xerxes Griechenland überfluthen und zu einer Satrapie ſeines Reiches
machen werde. Die fieberhafte Lebendigkeit des Volksgeiſtes, die
exaltirten Deklamationen der demokratiſchen Redner, die alten Erin-
nerungen des Spartaniſchen Namens, die dem Zeitalter eigenthümlicht
Luſt am Uebertriebenen und Unglaublichen, Alles vereinte ſich, eint
Eruption hervorzubringen, die für die Macedoniſche Monarchie ver-
hängnißvoll werden konnte. Ein glückliches Gefecht des Agis
gegen Korragos gab das Zeichen zu einem Aufſtande, der ſich plötz-
lich über den ganzen Peloponnes und den größten Theil von Hellas
verbreitete; Elis vereinte ſich mit Sparta, die Arkadier, die Achäer
fielen von dem Korinthiſchen Bunde ab 87), über den Peloponnes
hinaus wiederholten ſich die Bewegungen, die Aetolier zerſtörten
die Stadt der Oeniaden wegen ihrer Anhänglichkeit an Alexander, die
Theſſalier und Perrhäber waren in der heftigſten Aufregung; nut
85) Polyaen. IV. 1. 4.
86) Diod. XVII. 63.
87) Von den
Achäern blieb nur Pallene treu (Aeschin. adv. Ctesiph. p. 438.), obſchon
es damals noch nicht unter der Herrſchaft Chärons geſtanden zu haben
ſcheint, da deſſen im Katalog bei Demosth. de coron. p. 291. keine
Erwähnung geſchieht. Meſſenien ſtand unter der Tyrannei der beiden
Söhne des Philiades, Demosth. de foed. p. 192; cf. Dinarch. p. 156.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/288>, abgerufen am 25.11.2024.
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