bruch gen Baktrien zu bewegen; aber sie schauderten noch vor dem Gedanken des offenbaren Verrathes, sie wollten nicht ohne den König fliehen; Bessus Plan schien mislungen; desto hartnäckiger verfolgte er ihn; er schilderte ihnen die Gefahr, in die sie der Groß- könig stürze, er gewöhnte sie, die Möglichkeit eines Verbrechens zu denken, das allein retten könne. Da erschien Artabazus mit der Botschaft, der König verzeihe das unüberlegte Wort des Nabarza- nes und die eigenwillige Absonderung des Bessus. Beide eilten in des Königs Zelt, sich vor ihm in den Staub zu werfen, und mit heuchlerischem Geständniß ihre Reue zu erklären.
Des anderen Tages rückte der Zug auf dem Wege nach Thara weiter; die dumpfe Stille, die mistrauische Unruhe, die überall herrschte, offenbarte mehr eine drohende als überstandene Gefahr. Der Führer der Griechen bemühete sich, in die Nähe des Königs zu kommen, dessen Wagen Bessus mit seinen Reutern umgab. Endlich gelang es dem treuen Fremdling, er sagte dem Könige, was er fürchte, er beschwor ihn, sich dem Schutze der Griechischen Truppen anzuvertrauen, nur dort sei sein Leben sicher. Bessus ver- stand nicht die Sprache, wohl aber die Miene des Hellenischen Mannes; er erkannte, daß nicht länger zu zögern sei. Man langte gegen Abend in Thara an; die Truppen lagerten, die Baktrianer dem Zelte des Königs nahe; in der Stille der Nacht eilten Bessus, Nabarzanes und Barsaentes mit einigen Vertrauten in das Zelt, fesselten den König und schleppten ihn in den Wagen, in dem sie ihn als Gefangenen mit sich gen Baktrien führen wollten, um sich mit seiner Auslieferung Frieden von Alexander zu erkaufen. Die Kunde von der That verbreitete sich schnell durch das Lager, Alles lösete sich in wilder Verwirrung; die Baktrier zogen gen Osten weiter, mit Widerstreben folgten ihnen die meisten Perser; Artaba- zus und seine Söhne verließen den unglücklichen König, dem sie doch nicht mehr helfen konnten, sie zogen sich mit den Griechischen Truppen und den Gesandten aus Hellas nordwärts in die Berge der Tapurier zurück; andere Perser, namentlich des Mazäus Sohn Artabelus und Bagisthanes von Babylon, eilten rückwärts, sich der Gnade Alexanders zu unterwerfen 63).
63) So Curt. V. 8--12. Nur er erzählt diese Vorgänge im
bruch gen Baktrien zu bewegen; aber ſie ſchauderten noch vor dem Gedanken des offenbaren Verrathes, ſie wollten nicht ohne den König fliehen; Beſſus Plan ſchien mislungen; deſto hartnäckiger verfolgte er ihn; er ſchilderte ihnen die Gefahr, in die ſie der Groß- könig ſtürze, er gewöhnte ſie, die Möglichkeit eines Verbrechens zu denken, das allein retten könne. Da erſchien Artabazus mit der Botſchaft, der König verzeihe das unüberlegte Wort des Nabarza- nes und die eigenwillige Abſonderung des Beſſus. Beide eilten in des Königs Zelt, ſich vor ihm in den Staub zu werfen, und mit heuchleriſchem Geſtändniß ihre Reue zu erklären.
Des anderen Tages rückte der Zug auf dem Wege nach Thara weiter; die dumpfe Stille, die mistrauiſche Unruhe, die überall herrſchte, offenbarte mehr eine drohende als überſtandene Gefahr. Der Führer der Griechen bemühete ſich, in die Nähe des Königs zu kommen, deſſen Wagen Beſſus mit ſeinen Reutern umgab. Endlich gelang es dem treuen Fremdling, er ſagte dem Könige, was er fürchte, er beſchwor ihn, ſich dem Schutze der Griechiſchen Truppen anzuvertrauen, nur dort ſei ſein Leben ſicher. Beſſus ver- ſtand nicht die Sprache, wohl aber die Miene des Helleniſchen Mannes; er erkannte, daß nicht länger zu zögern ſei. Man langte gegen Abend in Thara an; die Truppen lagerten, die Baktrianer dem Zelte des Königs nahe; in der Stille der Nacht eilten Beſſus, Nabarzanes und Barſaentes mit einigen Vertrauten in das Zelt, feſſelten den König und ſchleppten ihn in den Wagen, in dem ſie ihn als Gefangenen mit ſich gen Baktrien führen wollten, um ſich mit ſeiner Auslieferung Frieden von Alexander zu erkaufen. Die Kunde von der That verbreitete ſich ſchnell durch das Lager, Alles löſete ſich in wilder Verwirrung; die Baktrier zogen gen Oſten weiter, mit Widerſtreben folgten ihnen die meiſten Perſer; Artaba- zus und ſeine Söhne verließen den unglücklichen König, dem ſie doch nicht mehr helfen konnten, ſie zogen ſich mit den Griechiſchen Truppen und den Geſandten aus Hellas nordwärts in die Berge der Tapurier zurück; andere Perſer, namentlich des Mazäus Sohn Artabelus und Bagiſthanes von Babylon, eilten rückwärts, ſich der Gnade Alexanders zu unterwerfen 63).
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verfolgte er ihn; er ſchilderte ihnen die Gefahr, in die ſie der Groß-
könig ſtürze, er gewöhnte ſie, die Möglichkeit eines Verbrechens zu
denken, das allein retten könne. Da erſchien Artabazus mit der
Botſchaft, der König verzeihe das unüberlegte Wort des Nabarza-
nes und die eigenwillige Abſonderung des Beſſus. Beide eilten in
des Königs Zelt, ſich vor ihm in den Staub zu werfen, und mit
heuchleriſchem Geſtändniß ihre Reue zu erklären.
Des anderen Tages rückte der Zug auf dem Wege nach Thara
weiter; die dumpfe Stille, die mistrauiſche Unruhe, die überall
herrſchte, offenbarte mehr eine drohende als überſtandene Gefahr.
Der Führer der Griechen bemühete ſich, in die Nähe des Königs
zu kommen, deſſen Wagen Beſſus mit ſeinen Reutern umgab.
Endlich gelang es dem treuen Fremdling, er ſagte dem Könige,
was er fürchte, er beſchwor ihn, ſich dem Schutze der Griechiſchen
Truppen anzuvertrauen, nur dort ſei ſein Leben ſicher. Beſſus ver-
ſtand nicht die Sprache, wohl aber die Miene des Helleniſchen Mannes;
er erkannte, daß nicht länger zu zögern ſei. Man langte gegen
Abend in Thara an; die Truppen lagerten, die Baktrianer dem
Zelte des Königs nahe; in der Stille der Nacht eilten Beſſus,
Nabarzanes und Barſaentes mit einigen Vertrauten in das Zelt,
feſſelten den König und ſchleppten ihn in den Wagen, in dem ſie
ihn als Gefangenen mit ſich gen Baktrien führen wollten, um ſich
mit ſeiner Auslieferung Frieden von Alexander zu erkaufen. Die
Kunde von der That verbreitete ſich ſchnell durch das Lager, Alles
löſete ſich in wilder Verwirrung; die Baktrier zogen gen Oſten
weiter, mit Widerſtreben folgten ihnen die meiſten Perſer; Artaba-
zus und ſeine Söhne verließen den unglücklichen König, dem ſie
doch nicht mehr helfen konnten, ſie zogen ſich mit den Griechiſchen
Truppen und den Geſandten aus Hellas nordwärts in die Berge
der Tapurier zurück; andere Perſer, namentlich des Mazäus Sohn
Artabelus und Bagiſthanes von Babylon, eilten rückwärts, ſich der
Gnade Alexanders zu unterwerfen 63).
63) So Curt. V. 8—12. Nur er erzählt dieſe Vorgänge im
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/269>, abgerufen am 25.11.2024.
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