chen Gebirgen, die, ähnlich den Uxiern, bisher in zu großer Unab- hängigkeit und in tiefer Barbarei gelebt hatten. Durch sehr müh- selige Züge in ihre schneebedeckten Bergthäler, zwang sie Alexander sich zu unterwerfen, und es wurden wenigstens die ersten Anfänge zu ihrer Ansiedelung und Cultur gemacht. Die Satrapie Karamanien, der sich Alexander bei diesem Zuge genahet haben mochte, unterwarf sich und der Satrap Aspastes wurde in ihrem Besitze bestätigt 57). Nach einem Monate kehrte der König wieder nach Persepolis zu- rück; es schien nöthig, nach so vielen anstrengenden Unternehmun- gen den Truppen noch einige Rast zu gönnen, bevor die Verfol- gung des Königs Darius begonnen würde; es kam dazu, daß die Wege gen Medien während der Jahreszeit noch nicht füglich zu passiren waren; erst nach viermonatlichem Aufenthalte in dem schö- nen Thale des Araxes brach Alexander, es mochte Ende April sein, gen Medien auf 58), wohin Darius mit dem Reste des Heeres von Arbela geflüchtet war. --
Darius nämlich hatte sich nach dem Verlust der Schlacht durch die Medischen Pässe gen Ekbatana geflüchtet 59), mit der Absicht, hier abzuwarten, was Alexander unternehmen würde, und sobald derselbe ihm auch hierher nachsetzte, verwüstend in den Nor- den seines Reiches zu flüchten; zu dem Ende hatte er bereits die Karavane seines Harems, seine Schätze und Kostbarkeiten an den Eingang der Parthischen Pässe gen Ragä gesandt, um durch sie, wenn schleunige Flucht nöthig würde, nicht behindert zu sein. Indeß verging ein Monat nach dem andern, ohne daß sich auch nur ein feindliches Streifcorps den Pässen des Zagrosgebirges, oder der inneren Grenze Mediens nahete. Dann war Ariobarzanes, der heldenmüthige Vertheidiger der Persischen Thore, in Ekbatana an-
sely III. p. 566) erzählt, Firuzabad sei eine alte Stadt und von Ale- xander zerstört worden; sie habe einst Khur geheißen (Cyropolis regio ibi maritima, Plin. VI. 26). Daß in diesen Gegenden und nicht blos in den Kaspischen Gebirgen Mardier wohnten, bemerkt Strabo XI. p. 451, XV. p. 317.
57)Curt. IX. 10. 21.
58)Plut. 37.
59) Es scheint wohl ziemlich sicher, daß das heutige Hama- dan die Lage des alten Ekbatana bezeichnet; cf. Ker Porter II. p. 90 sqq. Ousely III. an mehreren Stellen.
chen Gebirgen, die, ähnlich den Uxiern, bisher in zu großer Unab- hängigkeit und in tiefer Barbarei gelebt hatten. Durch ſehr müh- ſelige Züge in ihre ſchneebedeckten Bergthäler, zwang ſie Alexander ſich zu unterwerfen, und es wurden wenigſtens die erſten Anfänge zu ihrer Anſiedelung und Cultur gemacht. Die Satrapie Karamanien, der ſich Alexander bei dieſem Zuge genahet haben mochte, unterwarf ſich und der Satrap Aspaſtes wurde in ihrem Beſitze beſtätigt 57). Nach einem Monate kehrte der König wieder nach Perſepolis zu- rück; es ſchien nöthig, nach ſo vielen anſtrengenden Unternehmun- gen den Truppen noch einige Raſt zu gönnen, bevor die Verfol- gung des Königs Darius begonnen würde; es kam dazu, daß die Wege gen Medien während der Jahreszeit noch nicht füglich zu paſſiren waren; erſt nach viermonatlichem Aufenthalte in dem ſchö- nen Thale des Araxes brach Alexander, es mochte Ende April ſein, gen Medien auf 58), wohin Darius mit dem Reſte des Heeres von Arbela geflüchtet war. —
Darius nämlich hatte ſich nach dem Verluſt der Schlacht durch die Mediſchen Päſſe gen Ekbatana geflüchtet 59), mit der Abſicht, hier abzuwarten, was Alexander unternehmen würde, und ſobald derſelbe ihm auch hierher nachſetzte, verwüſtend in den Nor- den ſeines Reiches zu flüchten; zu dem Ende hatte er bereits die Karavane ſeines Harems, ſeine Schätze und Koſtbarkeiten an den Eingang der Parthiſchen Päſſe gen Ragä geſandt, um durch ſie, wenn ſchleunige Flucht nöthig würde, nicht behindert zu ſein. Indeß verging ein Monat nach dem andern, ohne daß ſich auch nur ein feindliches Streifcorps den Päſſen des Zagrosgebirges, oder der inneren Grenze Mediens nahete. Dann war Ariobarzanes, der heldenmüthige Vertheidiger der Perſiſchen Thore, in Ekbatana an-
sely III. p. 566) erzählt, Firuzabad ſei eine alte Stadt und von Ale- xander zerſtört worden; ſie habe einſt Khur geheißen (Cyropolis regio ibi maritima, Plin. VI. 26). Daß in dieſen Gegenden und nicht blos in den Kaspiſchen Gebirgen Mardier wohnten, bemerkt Strabo XI. p. 451, XV. p. 317.
57)Curt. IX. 10. 21.
58)Plut. 37.
59) Es ſcheint wohl ziemlich ſicher, daß das heutige Hama- dan die Lage des alten Ekbatana bezeichnet; cf. Ker Porter II. p. 90 sqq. Ousely III. an mehreren Stellen.
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zu unterwerfen, und es wurden wenigſtens die erſten Anfänge zu ihrer
Anſiedelung und Cultur gemacht. Die Satrapie Karamanien, der
ſich Alexander bei dieſem Zuge genahet haben mochte, unterwarf
ſich und der Satrap Aspaſtes wurde in ihrem Beſitze beſtätigt 57).
Nach einem Monate kehrte der König wieder nach Perſepolis zu-
rück; es ſchien nöthig, nach ſo vielen anſtrengenden Unternehmun-
gen den Truppen noch einige Raſt zu gönnen, bevor die Verfol-
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Wege gen Medien während der Jahreszeit noch nicht füglich zu
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gen Medien auf 58), wohin Darius mit dem Reſte des Heeres
von Arbela geflüchtet war. —
Darius nämlich hatte ſich nach dem Verluſt der Schlacht
durch die Mediſchen Päſſe gen Ekbatana geflüchtet 59), mit der
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ſobald derſelbe ihm auch hierher nachſetzte, verwüſtend in den Nor-
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Karavane ſeines Harems, ſeine Schätze und Koſtbarkeiten an den
Eingang der Parthiſchen Päſſe gen Ragä geſandt, um durch ſie, wenn
ſchleunige Flucht nöthig würde, nicht behindert zu ſein. Indeß
verging ein Monat nach dem andern, ohne daß ſich auch nur ein
feindliches Streifcorps den Päſſen des Zagrosgebirges, oder der
inneren Grenze Mediens nahete. Dann war Ariobarzanes, der
heldenmüthige Vertheidiger der Perſiſchen Thore, in Ekbatana an-
56)
57) Curt. IX. 10. 21.
58) Plut.
37.
59) Es ſcheint wohl ziemlich ſicher, daß das heutige Hama-
dan die Lage des alten Ekbatana bezeichnet; cf. Ker Porter II. p. 90
sqq. Ousely III. an mehreren Stellen.
56) sely III. p. 566) erzählt, Firuzabad ſei eine alte Stadt und von Ale-
xander zerſtört worden; ſie habe einſt Khur geheißen (Cyropolis regio
ibi maritima, Plin. VI. 26). Daß in dieſen Gegenden und nicht blos
in den Kaspiſchen Gebirgen Mardier wohnten, bemerkt Strabo XI.
p. 451, XV. p. 317.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/264>, abgerufen am 16.02.2025.
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