die gefangenen Griechen dagegen wurden in Fesseln geschlagen und zu öffentlicher Strafarbeit nach Macedonien abgeführt, weil sie wi- der den gemeinsamen Beschluß Griechenlands und für die Perser gegen Griechenland gefochten hatten; nur die Thebaner erhielten Verzeihung. Das reiche Persische Lager fiel in Alexanders Hände; die Beute des Sieges theilte er mit seinen Bundesgenossen; seiner Mutter Olympias schickte er nach Macedonien eine Menge der goldenen Becher und purpurnen Teppiche und anderer Kostbarkeiten, die in den Zelten der Persischen Fürsten gefunden waren; zugleich gebot er zum Andenken der fünfundzwanzig Ritter, die zuerst im Kampfe gefallen waren, eben so viel Bronzestatuen von dem be- rühmten Bildhauer Lysippus gießen und in Dium aufstellen zu lassen. Endlich sandte er dreihundert vollständige Persische Rüstun- gen nach Athen, als Weihgeschenk für Pallas Athene, mit der Auf- schrift: Alexander Philipps Sohn und die Griechen, mit Ausnahme der Lacedämonier, von den Persischen Bar- baren28).
Die Folgen des Sieges am Granikus waren außerordent- lich 28a); die Macht Persiens diesseits des Taurus war vernichtet, die Heere der Satrapien, welche die Vormauer des Reiches bilde- ten, zerstreut, entmuthigt und so zusammengeschmolzen, daß sie nicht wieder im offenen Felde mit den Macedoniern zusammenzutreffen wagen durften; auch die Persischen Besatzungen der einzelnen gro- ßen Städte, zu klein, um einer siegreichen Armee zu widerstehen, konnten als überwunden gelten; dazu kam, daß viele Führer der Perser, namentlich der Lydische Satrap, gefallen waren, daß Arsi- tes, der Satrap am Hellespont, bald nach der Schlacht, wie es hieß, aus Reue und Angst vor Verantwortlichkeit sich selbst entleibt hatte, daß endlich die wichtigen Küstenstriche um so leichter eine Beute der Macedonier werden mußten, da sich in den reichen Grie- chischen Städten noch immer demokratisch gesinnte Männer fanden, denen sich jetzt, des Persischen Joches und der Persisch gesinnten Oli- garchen frei zu werden, die schönste Gelegenheit darbot. Alexander konnte nicht zweifelhaft sein, wohin er sich wenden müsse, um die
28)Plut., Arrian., Diodor.
28a) Das bezeichnet Strabo XIII. p. 89. ed. Tauch.
die gefangenen Griechen dagegen wurden in Feſſeln geſchlagen und zu öffentlicher Strafarbeit nach Macedonien abgeführt, weil ſie wi- der den gemeinſamen Beſchluß Griechenlands und für die Perſer gegen Griechenland gefochten hatten; nur die Thebaner erhielten Verzeihung. Das reiche Perſiſche Lager fiel in Alexanders Hände; die Beute des Sieges theilte er mit ſeinen Bundesgenoſſen; ſeiner Mutter Olympias ſchickte er nach Macedonien eine Menge der goldenen Becher und purpurnen Teppiche und anderer Koſtbarkeiten, die in den Zelten der Perſiſchen Fürſten gefunden waren; zugleich gebot er zum Andenken der fünfundzwanzig Ritter, die zuerſt im Kampfe gefallen waren, eben ſo viel Bronzeſtatuen von dem be- rühmten Bildhauer Lyſippus gießen und in Dium aufſtellen zu laſſen. Endlich ſandte er dreihundert vollſtändige Perſiſche Rüſtun- gen nach Athen, als Weihgeſchenk für Pallas Athene, mit der Auf- ſchrift: Alexander Philipps Sohn und die Griechen, mit Ausnahme der Lacedämonier, von den Perſiſchen Bar- baren28).
Die Folgen des Sieges am Granikus waren außerordent- lich 28a); die Macht Perſiens diesſeits des Taurus war vernichtet, die Heere der Satrapien, welche die Vormauer des Reiches bilde- ten, zerſtreut, entmuthigt und ſo zuſammengeſchmolzen, daß ſie nicht wieder im offenen Felde mit den Macedoniern zuſammenzutreffen wagen durften; auch die Perſiſchen Beſatzungen der einzelnen gro- ßen Städte, zu klein, um einer ſiegreichen Armee zu widerſtehen, konnten als überwunden gelten; dazu kam, daß viele Führer der Perſer, namentlich der Lydiſche Satrap, gefallen waren, daß Arſi- tes, der Satrap am Hellespont, bald nach der Schlacht, wie es hieß, aus Reue und Angſt vor Verantwortlichkeit ſich ſelbſt entleibt hatte, daß endlich die wichtigen Küſtenſtriche um ſo leichter eine Beute der Macedonier werden mußten, da ſich in den reichen Grie- chiſchen Städten noch immer demokratiſch geſinnte Männer fanden, denen ſich jetzt, des Perſiſchen Joches und der Perſiſch geſinnten Oli- garchen frei zu werden, die ſchönſte Gelegenheit darbot. Alexander konnte nicht zweifelhaft ſein, wohin er ſich wenden müſſe, um die
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28a) Das bezeichnet Strabo XIII. p. 89. ed. Tauch.
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die gefangenen Griechen dagegen wurden in Feſſeln geſchlagen und
zu öffentlicher Strafarbeit nach Macedonien abgeführt, weil ſie wi-
der den gemeinſamen Beſchluß Griechenlands und für die Perſer
gegen Griechenland gefochten hatten; nur die Thebaner erhielten
Verzeihung. Das reiche Perſiſche Lager fiel in Alexanders Hände;
die Beute des Sieges theilte er mit ſeinen Bundesgenoſſen; ſeiner
Mutter Olympias ſchickte er nach Macedonien eine Menge der
goldenen Becher und purpurnen Teppiche und anderer Koſtbarkeiten,
die in den Zelten der Perſiſchen Fürſten gefunden waren; zugleich
gebot er zum Andenken der fünfundzwanzig Ritter, die zuerſt im
Kampfe gefallen waren, eben ſo viel Bronzeſtatuen von dem be-
rühmten Bildhauer Lyſippus gießen und in Dium aufſtellen zu
laſſen. Endlich ſandte er dreihundert vollſtändige Perſiſche Rüſtun-
gen nach Athen, als Weihgeſchenk für Pallas Athene, mit der Auf-
ſchrift: Alexander Philipps Sohn und die Griechen, mit
Ausnahme der Lacedämonier, von den Perſiſchen Bar-
baren 28).
Die Folgen des Sieges am Granikus waren außerordent-
lich 28a); die Macht Perſiens diesſeits des Taurus war vernichtet,
die Heere der Satrapien, welche die Vormauer des Reiches bilde-
ten, zerſtreut, entmuthigt und ſo zuſammengeſchmolzen, daß ſie nicht
wieder im offenen Felde mit den Macedoniern zuſammenzutreffen
wagen durften; auch die Perſiſchen Beſatzungen der einzelnen gro-
ßen Städte, zu klein, um einer ſiegreichen Armee zu widerſtehen,
konnten als überwunden gelten; dazu kam, daß viele Führer der
Perſer, namentlich der Lydiſche Satrap, gefallen waren, daß Arſi-
tes, der Satrap am Hellespont, bald nach der Schlacht, wie es
hieß, aus Reue und Angſt vor Verantwortlichkeit ſich ſelbſt entleibt
hatte, daß endlich die wichtigen Küſtenſtriche um ſo leichter eine
Beute der Macedonier werden mußten, da ſich in den reichen Grie-
chiſchen Städten noch immer demokratiſch geſinnte Männer fanden,
denen ſich jetzt, des Perſiſchen Joches und der Perſiſch geſinnten Oli-
garchen frei zu werden, die ſchönſte Gelegenheit darbot. Alexander
konnte nicht zweifelhaft ſein, wohin er ſich wenden müſſe, um die
28) Plut., Arrian., Diodor.
28a) Das bezeichnet Strabo XIII.
p. 89. ed. Tauch.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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