schwang sich Alexander auf sein Schlachtroß, rief seinen Macedo- niern zu, ihm zu folgen und als Männer zu kämpfen, und gab das Zeichen zum Vorrücken. Voran die Edelschaar des Sokrates, die Päonier und Plänkerer, und eine Abtheilung der Hypaspisten, unter Amyntas und Ptolemäus. Etwas später ging Alexander an der Spitze des rechten Flügels, unter dem Schall der Trompeten und des Schlachtgesanges gegen den Fluß; er wollte, während Ptole- mäus durch seinen Angriff den äußersten linken Flügel beschäftigte, mit den Macedonischen Geschwadern des rechten Flügels halb links aufrückend, rechts an Ptolemäus, links an die nachrückende Phalanx gelehnt, auf das Centrum der Feinde einbrechen und dasselbe spren- gen. Parmenion selbst sollte den rechten Flügel der Feinde in Un- thätigkeit halten, während seine Fronte sich gleichfalls allmählig dem Flusse zu in schräger Linie in Bewegung setzte 26).
Sobald sich nun Sokrates und Amyntas dem rechten Ufer des Flusses naheten, begann das Gefecht; die Perser widersetzten sich mit aller Macht ihrem Hinaufdringen, indem sie theils vom hohen Ufer herab ihre Wurflanzen schleuderten, theils unmittelbar an das Wasser aufrückten und die heraufkämpfenden Macedonier zurückdrängten; diese, durch den schlüpfrigen Lehm am Ufer noch mehr behindert, mußten trotz des tapfersten Kampfes und nachdem viele niedergehauen waren, sich auf Alexander zurückziehen. Denn schon war der König mit seinen Macedonischen Rittern im Strome, er stürmte schon gegen die Stelle des Ufers an, wo die dichteste Masse der Feinde und die Heerführer zusammen waren. Sofort begann der heftigste Kampf um die Person des Königs, während dessen eine Abtheilung nach der anderen das linke Ufer erreichte und sich zum Durchwaten und zum Angriffe formirte. Es begann eine Reuterschlacht, die in ihrer Hartnäckigkeit, Stätigkeit und der Wuth des Handgemenges eher einem Kampfe des Fußvolkes glich; Roß an Roß, Mann an Mann gedrängt, kämpften die Macedonier mit ihren Speeren, die Perser mit ihren leichteren Wurflanzen und bald mit ihren krummen Säbeln, jene, um die Perser vom Ufer zurück
26) Wir weichen in der Entwickelung des Manövers bedeutend von Guichard ab, der namentlich über die Richtung des Angriffes sehr irrt.
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ſchwang ſich Alexander auf ſein Schlachtroß, rief ſeinen Macedo- niern zu, ihm zu folgen und als Männer zu kämpfen, und gab das Zeichen zum Vorrücken. Voran die Edelſchaar des Sokrates, die Päonier und Plänkerer, und eine Abtheilung der Hypaspiſten, unter Amyntas und Ptolemäus. Etwas ſpäter ging Alexander an der Spitze des rechten Flügels, unter dem Schall der Trompeten und des Schlachtgeſanges gegen den Fluß; er wollte, während Ptole- mäus durch ſeinen Angriff den äußerſten linken Flügel beſchäftigte, mit den Macedoniſchen Geſchwadern des rechten Flügels halb links aufrückend, rechts an Ptolemäus, links an die nachrückende Phalanx gelehnt, auf das Centrum der Feinde einbrechen und daſſelbe ſpren- gen. Parmenion ſelbſt ſollte den rechten Flügel der Feinde in Un- thätigkeit halten, während ſeine Fronte ſich gleichfalls allmählig dem Fluſſe zu in ſchräger Linie in Bewegung ſetzte 26).
Sobald ſich nun Sokrates und Amyntas dem rechten Ufer des Fluſſes naheten, begann das Gefecht; die Perſer widerſetzten ſich mit aller Macht ihrem Hinaufdringen, indem ſie theils vom hohen Ufer herab ihre Wurflanzen ſchleuderten, theils unmittelbar an das Waſſer aufrückten und die heraufkämpfenden Macedonier zurückdrängten; dieſe, durch den ſchlüpfrigen Lehm am Ufer noch mehr behindert, mußten trotz des tapferſten Kampfes und nachdem viele niedergehauen waren, ſich auf Alexander zurückziehen. Denn ſchon war der König mit ſeinen Macedoniſchen Rittern im Strome, er ſtürmte ſchon gegen die Stelle des Ufers an, wo die dichteſte Maſſe der Feinde und die Heerführer zuſammen waren. Sofort begann der heftigſte Kampf um die Perſon des Königs, während deſſen eine Abtheilung nach der anderen das linke Ufer erreichte und ſich zum Durchwaten und zum Angriffe formirte. Es begann eine Reuterſchlacht, die in ihrer Hartnäckigkeit, Stätigkeit und der Wuth des Handgemenges eher einem Kampfe des Fußvolkes glich; Roß an Roß, Mann an Mann gedrängt, kämpften die Macedonier mit ihren Speeren, die Perſer mit ihren leichteren Wurflanzen und bald mit ihren krummen Säbeln, jene, um die Perſer vom Ufer zurück
26) Wir weichen in der Entwickelung des Manövers bedeutend von Guichard ab, der namentlich über die Richtung des Angriffes ſehr irrt.
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ſchwang ſich Alexander auf ſein Schlachtroß, rief ſeinen Macedo-
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die Päonier und Plänkerer, und eine Abtheilung der Hypaspiſten,
unter Amyntas und Ptolemäus. Etwas ſpäter ging Alexander an der
Spitze des rechten Flügels, unter dem Schall der Trompeten und
des Schlachtgeſanges gegen den Fluß; er wollte, während Ptole-
mäus durch ſeinen Angriff den äußerſten linken Flügel beſchäftigte,
mit den Macedoniſchen Geſchwadern des rechten Flügels halb links
aufrückend, rechts an Ptolemäus, links an die nachrückende Phalanx
gelehnt, auf das Centrum der Feinde einbrechen und daſſelbe ſpren-
gen. Parmenion ſelbſt ſollte den rechten Flügel der Feinde in Un-
thätigkeit halten, während ſeine Fronte ſich gleichfalls allmählig
dem Fluſſe zu in ſchräger Linie in Bewegung ſetzte 26).
Sobald ſich nun Sokrates und Amyntas dem rechten Ufer
des Fluſſes naheten, begann das Gefecht; die Perſer widerſetzten
ſich mit aller Macht ihrem Hinaufdringen, indem ſie theils vom
hohen Ufer herab ihre Wurflanzen ſchleuderten, theils unmittelbar
an das Waſſer aufrückten und die heraufkämpfenden Macedonier
zurückdrängten; dieſe, durch den ſchlüpfrigen Lehm am Ufer noch
mehr behindert, mußten trotz des tapferſten Kampfes und nachdem
viele niedergehauen waren, ſich auf Alexander zurückziehen. Denn
ſchon war der König mit ſeinen Macedoniſchen Rittern im Strome,
er ſtürmte ſchon gegen die Stelle des Ufers an, wo die dichteſte
Maſſe der Feinde und die Heerführer zuſammen waren. Sofort
begann der heftigſte Kampf um die Perſon des Königs, während
deſſen eine Abtheilung nach der anderen das linke Ufer erreichte und
ſich zum Durchwaten und zum Angriffe formirte. Es begann eine
Reuterſchlacht, die in ihrer Hartnäckigkeit, Stätigkeit und der Wuth
des Handgemenges eher einem Kampfe des Fußvolkes glich; Roß
an Roß, Mann an Mann gedrängt, kämpften die Macedonier mit
ihren Speeren, die Perſer mit ihren leichteren Wurflanzen und bald
mit ihren krummen Säbeln, jene, um die Perſer vom Ufer zurück
26) Wir weichen in der Entwickelung des Manövers bedeutend
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/127>, abgerufen am 24.11.2024.
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