Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Der sterbende General. Er lag im dichtverhängten Saal, Wo grau der Sonnenstrahl sich brach, Auf seinem Schmerzensbette lag Der alte kranke General. Genüber ihm am Spiegel hing Echarpe, Orden, Feldherrnstab. Still war die Luft, am Fenster ging Langsam die Schildwach auf und ab. Wie der verwitterte Soldat So stumm die letzte Fehde kämpft! Zwölf Stunden, seit zuletzt gedämpft Um "Wasser" er, um "Wasser" bat. An seinem Kissen beugten Zwei, Des Einen Auge rothgeweint, Des Andern düster, fest und treu, Ein Diener und ein alter Freund. Der ſterbende General. Er lag im dichtverhängten Saal, Wo grau der Sonnenſtrahl ſich brach, Auf ſeinem Schmerzensbette lag Der alte kranke General. Genüber ihm am Spiegel hing Echarpe, Orden, Feldherrnſtab. Still war die Luft, am Fenſter ging Langſam die Schildwach auf und ab. Wie der verwitterte Soldat So ſtumm die letzte Fehde kämpft! Zwölf Stunden, ſeit zuletzt gedämpft Um „Waſſer“ er, um „Waſſer“ bat. An ſeinem Kiſſen beugten Zwei, Des Einen Auge rothgeweint, Des Andern düſter, feſt und treu, Ein Diener und ein alter Freund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0094" n="78"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der ſterbende General.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>r lag im dichtverhängten Saal,</l><lb/> <l>Wo grau der Sonnenſtrahl ſich brach,</l><lb/> <l>Auf ſeinem Schmerzensbette lag</l><lb/> <l>Der alte kranke General.</l><lb/> <l>Genüber ihm am Spiegel hing</l><lb/> <l>Echarpe, Orden, Feldherrnſtab.</l><lb/> <l>Still war die Luft, am Fenſter ging</l><lb/> <l>Langſam die Schildwach auf und ab.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wie der verwitterte Soldat</l><lb/> <l>So ſtumm die letzte Fehde kämpft!</l><lb/> <l>Zwölf Stunden, ſeit zuletzt gedämpft</l><lb/> <l>Um „Waſſer“ er, um „Waſſer“ bat.</l><lb/> <l>An ſeinem Kiſſen beugten Zwei,</l><lb/> <l>Des Einen Auge rothgeweint,</l><lb/> <l>Des Andern düſter, feſt und treu,</l><lb/> <l>Ein Diener und ein alter Freund.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0094]
Der ſterbende General.
Er lag im dichtverhängten Saal,
Wo grau der Sonnenſtrahl ſich brach,
Auf ſeinem Schmerzensbette lag
Der alte kranke General.
Genüber ihm am Spiegel hing
Echarpe, Orden, Feldherrnſtab.
Still war die Luft, am Fenſter ging
Langſam die Schildwach auf und ab.
Wie der verwitterte Soldat
So ſtumm die letzte Fehde kämpft!
Zwölf Stunden, ſeit zuletzt gedämpft
Um „Waſſer“ er, um „Waſſer“ bat.
An ſeinem Kiſſen beugten Zwei,
Des Einen Auge rothgeweint,
Des Andern düſter, feſt und treu,
Ein Diener und ein alter Freund.
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