Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Das verlorne Paradies. Als noch das Paradies erschlossen war Dem ersten sündelosen Menschenpaar, Kein Gift die Viper kannte, keinen Dorn Der Strauch, der Leu und Tiger keinen Zorn, Noch fröhlich scholl der Nachtigallen Flöte; Da schlief an jedem Abend Eva ein An einem Rosenstrauche, und der Schein Von ihrer unschuldsvollen Wangenröthe Spielt' lieblich um der Blume lichten Ball; Denn damals waren weiß die Rosen all' Und dornenlos. -- Umnickt vom duft'gen Kranz, Der über'm Haupte führte lichten Tanz, Ruhte das erste Weib, Gedanken sinnend. Die Embrhone schon der Gottheit Siegel Am Haupte trugen, schon im Keime minnend Bewegten halberschloss'ne Seraphsflügel; Sie lag den Zweig an ihre Brust gedrückt; Das verlorne Paradies. Als noch das Paradies erſchloſſen war Dem erſten ſündeloſen Menſchenpaar, Kein Gift die Viper kannte, keinen Dorn Der Strauch, der Leu und Tiger keinen Zorn, Noch fröhlich ſcholl der Nachtigallen Flöte; Da ſchlief an jedem Abend Eva ein An einem Roſenſtrauche, und der Schein Von ihrer unſchuldsvollen Wangenröthe Spielt’ lieblich um der Blume lichten Ball; Denn damals waren weiß die Roſen all’ Und dornenlos. — Umnickt vom duft’gen Kranz, Der über’m Haupte führte lichten Tanz, Ruhte das erſte Weib, Gedanken ſinnend. Die Embrhone ſchon der Gottheit Siegel Am Haupte trugen, ſchon im Keime minnend Bewegten halberſchloſſ’ne Seraphsflügel; Sie lag den Zweig an ihre Bruſt gedrückt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0091" n="75"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das verlorne Paradies.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ls noch das Paradies erſchloſſen war</l><lb/> <l>Dem erſten ſündeloſen Menſchenpaar,</l><lb/> <l>Kein Gift die Viper kannte, keinen Dorn</l><lb/> <l>Der Strauch, der Leu und Tiger keinen Zorn,</l><lb/> <l>Noch fröhlich ſcholl der Nachtigallen Flöte;</l><lb/> <l>Da ſchlief an jedem Abend Eva ein</l><lb/> <l>An einem Roſenſtrauche, und der Schein</l><lb/> <l>Von ihrer unſchuldsvollen Wangenröthe</l><lb/> <l>Spielt’ lieblich um der Blume lichten Ball;</l><lb/> <l>Denn damals waren weiß die Roſen all’</l><lb/> <l>Und dornenlos. — Umnickt vom duft’gen Kranz,</l><lb/> <l>Der über’m Haupte führte lichten Tanz,</l><lb/> <l>Ruhte das erſte Weib, Gedanken ſinnend.</l><lb/> <l>Die Embrhone ſchon der Gottheit Siegel</l><lb/> <l>Am Haupte trugen, ſchon im Keime minnend</l><lb/> <l>Bewegten halberſchloſſ’ne Seraphsflügel;</l><lb/> <l>Sie lag den Zweig an ihre Bruſt gedrückt;</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0091]
Das verlorne Paradies.
Als noch das Paradies erſchloſſen war
Dem erſten ſündeloſen Menſchenpaar,
Kein Gift die Viper kannte, keinen Dorn
Der Strauch, der Leu und Tiger keinen Zorn,
Noch fröhlich ſcholl der Nachtigallen Flöte;
Da ſchlief an jedem Abend Eva ein
An einem Roſenſtrauche, und der Schein
Von ihrer unſchuldsvollen Wangenröthe
Spielt’ lieblich um der Blume lichten Ball;
Denn damals waren weiß die Roſen all’
Und dornenlos. — Umnickt vom duft’gen Kranz,
Der über’m Haupte führte lichten Tanz,
Ruhte das erſte Weib, Gedanken ſinnend.
Die Embrhone ſchon der Gottheit Siegel
Am Haupte trugen, ſchon im Keime minnend
Bewegten halberſchloſſ’ne Seraphsflügel;
Sie lag den Zweig an ihre Bruſt gedrückt;
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