Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.So ward an Weihers Rand gesprochen, Im Zorne halb und halb in Pein; Wir hätten gern den Stab gebrochen Ob all den kleinen Tyrannei'n. Und als die Regenwolken stiegen, Da sprachen erst wir mit Vergnügen Uns in den Aerger recht hinein. So lang die Tropfen einzeln fielen, War's Stoff ja nur für unsern Trutz, So recht als von des Schicksals Spielen Zum Schaden uns und keinem Nutz. Doch als der Himmel Schloßen streute, Da machten wir's wie andre Leute Und suchten auf der Linde Schutz. Hier stand ein Häuflein dicht beisammen, Sich schauernd unter'm Blätterdach; Die Wolke zuckte Schwefelflammen Und jagte Regengüsse nach. Wir hörten's auf den Blättern rauschen Und konnten ganz behaglich lauschen Aus unserm laubigen Gemach. So ward an Weihers Rand geſprochen, Im Zorne halb und halb in Pein; Wir hätten gern den Stab gebrochen Ob all den kleinen Tyrannei’n. Und als die Regenwolken ſtiegen, Da ſprachen erſt wir mit Vergnügen Uns in den Aerger recht hinein. So lang die Tropfen einzeln fielen, War’s Stoff ja nur für unſern Trutz, So recht als von des Schickſals Spielen Zum Schaden uns und keinem Nutz. Doch als der Himmel Schloßen ſtreute, Da machten wir’s wie andre Leute Und ſuchten auf der Linde Schutz. Hier ſtand ein Häuflein dicht beiſammen, Sich ſchauernd unter’m Blätterdach; Die Wolke zuckte Schwefelflammen Und jagte Regengüſſe nach. Wir hörten’s auf den Blättern rauſchen Und konnten ganz behaglich lauſchen Aus unſerm laubigen Gemach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0063" n="47"/> <lg n="6"> <l>So ward an Weihers Rand geſprochen,</l><lb/> <l>Im Zorne halb und halb in Pein;</l><lb/> <l>Wir hätten gern den Stab gebrochen</l><lb/> <l>Ob all den kleinen Tyrannei’n.</l><lb/> <l>Und als die Regenwolken ſtiegen,</l><lb/> <l>Da ſprachen erſt wir mit Vergnügen</l><lb/> <l>Uns in den Aerger recht hinein.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>So lang die Tropfen einzeln fielen,</l><lb/> <l>War’s Stoff ja nur für unſern Trutz,</l><lb/> <l>So recht als von des Schickſals Spielen</l><lb/> <l>Zum Schaden uns und keinem Nutz.</l><lb/> <l>Doch als der Himmel Schloßen ſtreute,</l><lb/> <l>Da machten wir’s wie andre Leute</l><lb/> <l>Und ſuchten auf der Linde Schutz.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Hier ſtand ein Häuflein dicht beiſammen,</l><lb/> <l>Sich ſchauernd unter’m Blätterdach;</l><lb/> <l>Die Wolke zuckte Schwefelflammen</l><lb/> <l>Und jagte Regengüſſe nach.</l><lb/> <l>Wir hörten’s auf den Blättern rauſchen</l><lb/> <l>Und konnten ganz behaglich lauſchen</l><lb/> <l>Aus unſerm laubigen Gemach.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0063]
So ward an Weihers Rand geſprochen,
Im Zorne halb und halb in Pein;
Wir hätten gern den Stab gebrochen
Ob all den kleinen Tyrannei’n.
Und als die Regenwolken ſtiegen,
Da ſprachen erſt wir mit Vergnügen
Uns in den Aerger recht hinein.
So lang die Tropfen einzeln fielen,
War’s Stoff ja nur für unſern Trutz,
So recht als von des Schickſals Spielen
Zum Schaden uns und keinem Nutz.
Doch als der Himmel Schloßen ſtreute,
Da machten wir’s wie andre Leute
Und ſuchten auf der Linde Schutz.
Hier ſtand ein Häuflein dicht beiſammen,
Sich ſchauernd unter’m Blätterdach;
Die Wolke zuckte Schwefelflammen
Und jagte Regengüſſe nach.
Wir hörten’s auf den Blättern rauſchen
Und konnten ganz behaglich lauſchen
Aus unſerm laubigen Gemach.
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