Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Wißt nicht, daß ihn, Verdammten gleich, Nur reines Feuer kann ernähren, Nur der durchstürmten Wolke Reich Den Lebensodem kann gewähren; Daß, wo das Haupt ihm sinnend hängt, Sich blutig ihm die Thräne drängt; Nur in des schärfsten Dornes Spalten Sich seine Blume kann entfalten. Meint ihr das Wetter zünde nicht? Meint ihr der Sturm erschüttre nicht? Meint ihr die Thräne brenne nicht? Meint ihr die Dornen stechen nicht? Ja eine Lamp' hat er entfacht, Die nur das Mark ihm sieden macht; Ja Perlen fischt er und Juwele, Die kosten nichts -- als seine Seele. Wißt nicht, daß ihn, Verdammten gleich, Nur reines Feuer kann ernähren, Nur der durchſtürmten Wolke Reich Den Lebensodem kann gewähren; Daß, wo das Haupt ihm ſinnend hängt, Sich blutig ihm die Thräne drängt; Nur in des ſchärfſten Dornes Spalten Sich ſeine Blume kann entfalten. Meint ihr das Wetter zünde nicht? Meint ihr der Sturm erſchüttre nicht? Meint ihr die Thräne brenne nicht? Meint ihr die Dornen ſtechen nicht? Ja eine Lamp’ hat er entfacht, Die nur das Mark ihm ſieden macht; Ja Perlen fiſcht er und Juwele, Die koſten nichts — als ſeine Seele. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0060" n="44"/> <lg n="3"> <l>Wißt nicht, daß ihn, Verdammten gleich,</l><lb/> <l>Nur reines Feuer kann ernähren,</l><lb/> <l>Nur der durchſtürmten Wolke Reich</l><lb/> <l>Den Lebensodem kann gewähren;</l><lb/> <l>Daß, wo das Haupt ihm ſinnend hängt,</l><lb/> <l>Sich blutig ihm die Thräne drängt;</l><lb/> <l>Nur in des ſchärfſten Dornes Spalten</l><lb/> <l>Sich ſeine Blume kann entfalten.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Meint ihr das Wetter zünde nicht?</l><lb/> <l>Meint ihr der Sturm erſchüttre nicht?</l><lb/> <l>Meint ihr die Thräne brenne nicht?</l><lb/> <l>Meint ihr die Dornen ſtechen nicht?</l><lb/> <l>Ja eine Lamp’ hat er entfacht,</l><lb/> <l>Die nur das Mark ihm ſieden macht;</l><lb/> <l>Ja Perlen fiſcht er und Juwele,</l><lb/> <l>Die koſten nichts — als ſeine Seele.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [44/0060]
Wißt nicht, daß ihn, Verdammten gleich,
Nur reines Feuer kann ernähren,
Nur der durchſtürmten Wolke Reich
Den Lebensodem kann gewähren;
Daß, wo das Haupt ihm ſinnend hängt,
Sich blutig ihm die Thräne drängt;
Nur in des ſchärfſten Dornes Spalten
Sich ſeine Blume kann entfalten.
Meint ihr das Wetter zünde nicht?
Meint ihr der Sturm erſchüttre nicht?
Meint ihr die Thräne brenne nicht?
Meint ihr die Dornen ſtechen nicht?
Ja eine Lamp’ hat er entfacht,
Die nur das Mark ihm ſieden macht;
Ja Perlen fiſcht er und Juwele,
Die koſten nichts — als ſeine Seele.
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