Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Da plötzlich sank und sank es nieder, Gleich todter Kohle in die Saat, Noch zucken sah ich kleine Lider Und bin erschrocken dann genaht; Dein letztes Lied, es war verklungen, Du lagst, ein armer kalter Rest, Am Strahl zerflattert und versungen Bei deinem halbgebauten Nest. Ich möchte heiße Thränen weinen, Wie sie das Weh vom Herzen drängt, Denn auch mein Leben wird verscheinen, Ich fühl's, versungen und versengt; Du siecher Leib, ihr armen Reste! Dann nur ein Grab auf grüner Flur, Und nah, nur nah bei meinem Neste, In meiner süßen Heimath nur. 3*
Da plötzlich ſank und ſank es nieder, Gleich todter Kohle in die Saat, Noch zucken ſah ich kleine Lider Und bin erſchrocken dann genaht; Dein letztes Lied, es war verklungen, Du lagſt, ein armer kalter Reſt, Am Strahl zerflattert und verſungen Bei deinem halbgebauten Neſt. Ich möchte heiße Thränen weinen, Wie ſie das Weh vom Herzen drängt, Denn auch mein Leben wird verſcheinen, Ich fühl’s, verſungen und verſengt; Du ſiecher Leib, ihr armen Reſte! Dann nur ein Grab auf grüner Flur, Und nah, nur nah bei meinem Neſte, In meiner ſüßen Heimath nur. 3*
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Da plötzlich ſank und ſank es nieder,
Gleich todter Kohle in die Saat,
Noch zucken ſah ich kleine Lider
Und bin erſchrocken dann genaht;
Dein letztes Lied, es war verklungen,
Du lagſt, ein armer kalter Reſt,
Am Strahl zerflattert und verſungen
Bei deinem halbgebauten Neſt.
Ich möchte heiße Thränen weinen,
Wie ſie das Weh vom Herzen drängt,
Denn auch mein Leben wird verſcheinen,
Ich fühl’s, verſungen und verſengt;
Du ſiecher Leib, ihr armen Reſte!
Dann nur ein Grab auf grüner Flur,
Und nah, nur nah bei meinem Neſte,
In meiner ſüßen Heimath nur.
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