Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Ein Tropfen nur, ein Wiederschein, Doch alle Wunder saugend ein, Ob Perle, dich am Blatte wiegend Und spielend um der Wiege Fuß, Ob süßer Traum, im Grase liegend Und lächelnd bei des Halmes Gruß. O Erd' und Himmel lächlen auch, Wenn du, geweckt vom Morgenhauch, Gleich einem Kinde hebst den weichen Verschämten Mondesblick zum Tag, Erharrend, was die Hand des Reichen Von Glanz und Duft dir geben mag. Lächle nur, lächle für und für, Des Kindes Reichthum wird auch dir; Dir wird des Zweiges Blatt zur Halle, Zum Sammet dir des Mooses Vließ, Opale, funkelnde Metalle Wäscht Muschelscherbe dir und Kies. Des kranken Blattes röthlich Grün Drückt auf die Stirn dir den Rubin, Mit Chrisolithes goldnen Flittern Schmückt deinen Spiegel Kraut und Gras, Und selbst des dürren Laubes Zittern Schenkt dir den bräunlichen Topas. Ein Tropfen nur, ein Wiederſchein, Doch alle Wunder ſaugend ein, Ob Perle, dich am Blatte wiegend Und ſpielend um der Wiege Fuß, Ob ſüßer Traum, im Graſe liegend Und lächelnd bei des Halmes Gruß. O Erd’ und Himmel lächlen auch, Wenn du, geweckt vom Morgenhauch, Gleich einem Kinde hebſt den weichen Verſchämten Mondesblick zum Tag, Erharrend, was die Hand des Reichen Von Glanz und Duft dir geben mag. Lächle nur, lächle für und für, Des Kindes Reichthum wird auch dir; Dir wird des Zweiges Blatt zur Halle, Zum Sammet dir des Mooſes Vließ, Opale, funkelnde Metalle Wäſcht Muſchelſcherbe dir und Kies. Des kranken Blattes röthlich Grün Drückt auf die Stirn dir den Rubin, Mit Chriſolithes goldnen Flittern Schmückt deinen Spiegel Kraut und Gras, Und ſelbſt des dürren Laubes Zittern Schenkt dir den bräunlichen Topas. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0048" n="32"/> <lg n="3"> <l>Ein Tropfen nur, ein Wiederſchein,</l><lb/> <l>Doch alle Wunder ſaugend ein,</l><lb/> <l>Ob Perle, dich am Blatte wiegend</l><lb/> <l>Und ſpielend um der Wiege Fuß,</l><lb/> <l>Ob ſüßer Traum, im Graſe liegend</l><lb/> <l>Und lächelnd bei des Halmes Gruß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>O Erd’ und Himmel lächlen auch,</l><lb/> <l>Wenn du, geweckt vom Morgenhauch,</l><lb/> <l>Gleich einem Kinde hebſt den weichen</l><lb/> <l>Verſchämten Mondesblick zum Tag,</l><lb/> <l>Erharrend, was die Hand des Reichen</l><lb/> <l>Von Glanz und Duft dir geben mag.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Lächle nur, lächle für und für,</l><lb/> <l>Des Kindes Reichthum wird auch dir;</l><lb/> <l>Dir wird des Zweiges Blatt zur Halle,</l><lb/> <l>Zum Sammet dir des Mooſes Vließ,</l><lb/> <l>Opale, funkelnde Metalle</l><lb/> <l>Wäſcht Muſchelſcherbe dir und Kies.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Des kranken Blattes röthlich Grün</l><lb/> <l>Drückt auf die Stirn dir den Rubin,</l><lb/> <l>Mit Chriſolithes goldnen Flittern</l><lb/> <l>Schmückt deinen Spiegel Kraut und Gras,</l><lb/> <l>Und ſelbſt des dürren Laubes Zittern</l><lb/> <l>Schenkt dir den bräunlichen Topas.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0048]
Ein Tropfen nur, ein Wiederſchein,
Doch alle Wunder ſaugend ein,
Ob Perle, dich am Blatte wiegend
Und ſpielend um der Wiege Fuß,
Ob ſüßer Traum, im Graſe liegend
Und lächelnd bei des Halmes Gruß.
O Erd’ und Himmel lächlen auch,
Wenn du, geweckt vom Morgenhauch,
Gleich einem Kinde hebſt den weichen
Verſchämten Mondesblick zum Tag,
Erharrend, was die Hand des Reichen
Von Glanz und Duft dir geben mag.
Lächle nur, lächle für und für,
Des Kindes Reichthum wird auch dir;
Dir wird des Zweiges Blatt zur Halle,
Zum Sammet dir des Mooſes Vließ,
Opale, funkelnde Metalle
Wäſcht Muſchelſcherbe dir und Kies.
Des kranken Blattes röthlich Grün
Drückt auf die Stirn dir den Rubin,
Mit Chriſolithes goldnen Flittern
Schmückt deinen Spiegel Kraut und Gras,
Und ſelbſt des dürren Laubes Zittern
Schenkt dir den bräunlichen Topas.
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