Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Und meine Arme muß ich strecken, Muß Küsse, Küsse hauchen aus, Wie sie die Leiber könnten recken, Die modernden, im grünen Haus; Muß jeden Waldeswipfel grüßen, Und jede Haid' und jeden Bach, Und alle Tropfen, die da fließen, Und jedes Hälmchen, das noch wach. Dir, Vaterhaus, mit deinen Thürmen, Vom stillen Weiher eingewiegt, Wo ich in meines Lebens Stürmen, So oft erlegen und gesiegt; -- Ihr breiten, laubgewölbten Hallen, Die jung und fröhlich mich gesehn, Wo ewig meine Seufzer wallen, Und meines Fußes Spuren stehn. Du feuchter Wind von meinen Haiden, Der wie verschämte Klage weint, -- Du Sonnenstrahl, der so bescheiden Auf ihre Kräuter niederscheint; -- Ihr Gleise, die mich fortgetragen, Ihr Augen, die mir nachgeblinkt, Ihr Herzen, die mir nachgeschlagen, Ihr Hände, die mir nachgewinkt. Und meine Arme muß ich ſtrecken, Muß Küſſe, Küſſe hauchen aus, Wie ſie die Leiber könnten recken, Die modernden, im grünen Haus; Muß jeden Waldeswipfel grüßen, Und jede Haid’ und jeden Bach, Und alle Tropfen, die da fließen, Und jedes Hälmchen, das noch wach. Dir, Vaterhaus, mit deinen Thürmen, Vom ſtillen Weiher eingewiegt, Wo ich in meines Lebens Stürmen, So oft erlegen und geſiegt; — Ihr breiten, laubgewölbten Hallen, Die jung und fröhlich mich geſehn, Wo ewig meine Seufzer wallen, Und meines Fußes Spuren ſtehn. Du feuchter Wind von meinen Haiden, Der wie verſchämte Klage weint, — Du Sonnenſtrahl, der ſo beſcheiden Auf ihre Kräuter niederſcheint; — Ihr Gleiſe, die mich fortgetragen, Ihr Augen, die mir nachgeblinkt, Ihr Herzen, die mir nachgeſchlagen, Ihr Hände, die mir nachgewinkt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0032" n="16"/> <lg n="3"> <l>Und meine Arme muß ich ſtrecken,</l><lb/> <l>Muß Küſſe, Küſſe hauchen aus,</l><lb/> <l>Wie ſie die Leiber könnten recken,</l><lb/> <l>Die modernden, im grünen Haus;</l><lb/> <l>Muß jeden Waldeswipfel grüßen,</l><lb/> <l>Und jede Haid’ und jeden Bach,</l><lb/> <l>Und alle Tropfen, die da fließen,</l><lb/> <l>Und jedes Hälmchen, das noch wach.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Dir, Vaterhaus, mit deinen Thürmen,</l><lb/> <l>Vom ſtillen Weiher eingewiegt,</l><lb/> <l>Wo ich in meines Lebens Stürmen,</l><lb/> <l>So oft erlegen und geſiegt; —</l><lb/> <l>Ihr breiten, laubgewölbten Hallen,</l><lb/> <l>Die jung und fröhlich mich geſehn,</l><lb/> <l>Wo ewig meine Seufzer wallen,</l><lb/> <l>Und meines Fußes Spuren ſtehn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Du feuchter Wind von meinen Haiden,</l><lb/> <l>Der wie verſchämte Klage weint, —</l><lb/> <l>Du Sonnenſtrahl, der ſo beſcheiden</l><lb/> <l>Auf ihre Kräuter niederſcheint; —</l><lb/> <l>Ihr Gleiſe, die mich fortgetragen,</l><lb/> <l>Ihr Augen, die mir nachgeblinkt,</l><lb/> <l>Ihr Herzen, die mir nachgeſchlagen,</l><lb/> <l>Ihr Hände, die mir nachgewinkt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0032]
Und meine Arme muß ich ſtrecken,
Muß Küſſe, Küſſe hauchen aus,
Wie ſie die Leiber könnten recken,
Die modernden, im grünen Haus;
Muß jeden Waldeswipfel grüßen,
Und jede Haid’ und jeden Bach,
Und alle Tropfen, die da fließen,
Und jedes Hälmchen, das noch wach.
Dir, Vaterhaus, mit deinen Thürmen,
Vom ſtillen Weiher eingewiegt,
Wo ich in meines Lebens Stürmen,
So oft erlegen und geſiegt; —
Ihr breiten, laubgewölbten Hallen,
Die jung und fröhlich mich geſehn,
Wo ewig meine Seufzer wallen,
Und meines Fußes Spuren ſtehn.
Du feuchter Wind von meinen Haiden,
Der wie verſchämte Klage weint, —
Du Sonnenſtrahl, der ſo beſcheiden
Auf ihre Kräuter niederſcheint; —
Ihr Gleiſe, die mich fortgetragen,
Ihr Augen, die mir nachgeblinkt,
Ihr Herzen, die mir nachgeſchlagen,
Ihr Hände, die mir nachgewinkt.
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